Ausschreitungen

Jerusalems Kirchenführer verurteilen Gewalt

Die Kirchenführer Jerusalems haben sich besorgt über die jüngste Gewalt in Ostjerusalem geäußert. „Die beunruhigenden Entwicklungen, ob in der Al-Aksa-Moschee oder in Scheich Jarrah, verletzen die Heiligkeit der Menschen von Jerusalem und Jerusalems als Stadt des Friedens“.

In einer am Montag vom Lateinischen Patriarchat in Jerusalem verbreiteten gemeinsamen Stellungnahme der Patriarchen und Kirchenführer drückten sie laut katholischer Nachrichten-Agentur (KNA) ihre Sorgen aus.

Die Maßnahmen, die die Sicherheit der Betenden sowie die Würde der von Zwangsräumung bedrohten Palästinenser unterminierten, seien inakzeptabel. Die vornehmlich von rechtsradikalen Gruppierungen geschürten Spannungen gefährdeten die ohnehin zerbrechliche Realität in und um Jerusalem.

Ausschreitungen seit Tagen und Nächten

Die Kirchenführer verwiesen auf den besonderen Charakter Jerusalems sowie den bestehenden Status Quo, der alle Seiten dazu zwinge, „die bereits sensible Situation in der Heiligen Stadt Jerusalem“ zu schützen. Die Internationale Gemeinschaft forderten die Kirchenführer auf, den provozierenden Handlungen ein Ende zu setzen.

Rauchwolken vor dem Felsendom in Jerusalem
APA/AP/Mahmoud Illean
Seit mehreren Tagen und Nächten kommt es in Ostjerusalem zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei

Seit vergangenen Freitag ist es in und um die Jerusalemer Altstadt zu den größten Ausschreitungen der vergangenen Jahre gekommen. Allein am Montag wurden laut Medienberichten bei Zusammenstößen zwischen der israelischen Polizei und Palästinensern auf dem Tempelberg, arabisch Haram al-Scharif (Edles Heiligtum), mindestens 300 Palästinenser und 21 Beamte verletzt.

Versuch, zu deeskalieren

Jüdischen Israelis blieb zum sogenannten „Jerusalemtag“ am Montag der Zugang zum Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt verwehrt. Damit sollte eine weitere Eskalation der Gewalt in Jerusalem verhindert werden, wie örtliche Zeitungen berichteten. Der Jerusalemtag erinnert an die Annektierung Ostjerusalems durch Israel im Sechstagekrieg (1967)

Die Polizei hinderte am Morgen rund 150 Juden am Zugang zu der heiligen Stätte. Zugleich kam es erneut zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und Polizei. Nach Schätzungen der Polizei verbarrikadierten sich rund 8.000 Palästinenser mit Steinen, Metallstangen und Molotowcocktails auf dem Tempelberg.

Angespannte Lage seit Ramadan-Beginn

Schon am Sonntag war es in der dritten Nacht in Folge am Damaskustor zur Jerusalemer Altstadt und Ostjerusalemer Stadtteil Scheich Jarrah zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei gekommen. Ebenso kam es an der Hebräischen Universität auf dem Skopusberg zu einer Straßenschlacht. Palästinenser des benachbarten Stadtteils Isawijah warfen unter anderem mit Steinen auf Polizisten. Zuvor hatten laut Berichten mehrere jüdische Israelis einen arabischen Bewohner Isawijahs angegriffen.

Die Lage in Jerusalem gilt seit Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan Mitte April als angespannt. Für Proteste sorgen unter anderem drohende Zwangsräumungen palästinensischer Häuser im Ostjerusalemer Stadtteil Scheich Jarrah zugunsten jüdischer Siedler.

Zwangsräumungen palästinensischer Häuser

Israels oberstes Gericht vertagte am Sonntag kurzfristig eine für Montag geplante Anhörung zu dem Fall auf Antrag von Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit um 30 Tage. Die palästinensischen Familien dürfen bis zur Anhörung in ihren Häusern bleiben. Anwälte der Betroffenen hatten aufgrund der potenziellen politischen und rechtlichen Folgen des Falls den Einbezug der Generalstaatsanwaltschaft gefordert.

Der Streit um den Grundbesitz in Scheich Jarrah dauert seit rund 30 Jahren an. Die Familien wurden als palästinensische Flüchtlinge nach der Staatsgründung Israels und dem israelischen Unabhängigkeitskrieg in dem unter jordanischer Kontrolle stehenden Gebiet auf Land angesiedelt, das im 19. Jahrhundert von Juden gekauft worden war. Die in den USA registrierte Organisation Nachalat Schimon erwarb das Land von seinen jüdischen Besitzern und setzt sich seither für eine Räumung der Palästinenser ein.