Umstrukturierungen

St. Pölten: Religionslehrer „in großer Sorge“

Religionslehrerinnen und -lehrer der Diözese St. Pölten haben in einem offenen Brief an Bischof Alois Schwarz „große Sorge“ über eine Personalentscheidung geäußert. Die Diözese weist die Vorwürfe zurück.

In dem Brief heißt es, die Lehrerinnen und Lehrer würden sich „zur Stellungnahme bezüglich der Vorgehensweise rund um die Bestellung eines neuen Bischofsvikars für Schule, Hochschule und Studierendenseelsorge verpflichtet“ sehen. Das Vorgehen habe „jedes Miteinander vermissen“ lassen, wird kritisiert.

Es erinnere vielmehr an das Prozedere bei der Durchsetzung des „Strukturprozesses“ in der Diözese, so die Religionslehrerinnen und -lehrer. Beratende Gremien und hoch qualifizierte Mitarbeiter in leitender Position würden dabei ignoriert – mehr dazu in einem Beitrag der „Orientierung“:

Unmut über bischöfliches Vorgehen in St. Pölten

So genannte „Diözesanreformen“ sind keine Seltenheit in Österreich. Da geht es oft um weniger Geld, das zur Verfügung steht, um weniger Priester, die nicht mehr nur für eine Pfarre, sondern für größere „Seelsorgeräume“ zuständig sein sollen. In der Diözese St. Pölten gab es dazu grobe Differenzen – im Zentrum der Kritik steht Bischof Alois Schwarz.

Vorwurf: „Intransparentes System“

Die im Juni des Vorjahres gestartete Umstrukturierung der Diözesanverwaltung führte bei Mitarbeitern, engagierten Katholiken und Laienorganisationen zu Verunsicherung. Als Ziele gelten flachere Hierarchien und die Vermeidung von Doppelgleisigkeiten. Ein weiterer Effekt soll die Stärkung der Seelsorge sein.

Die Vorgehensweise bei der Bestellung von Bischofsvikar Patrick Schöder im Februar werde „als Brüskierung des Schulamtsleiters“ Josef Kirchner empfunden, schrieben die Pädagoginnen und Pädagogen in ihrem Brief. Dass Letzterer zurückgetreten sei, könnten die Lehrer „gut verstehen“. Sie fügten in dem Schreiben hinzu, Kirchners „mutigen Schritt“ zu bewundern, „in dieser Funktion nicht in einem intransparenten kirchlichen System mitspielen zu wollen“.

Diözese: Keine Abwertung des Schulamtsleiters

In einer der APA übermittelten Stellungnahme hielt die Diözese fest, „die Unterstellung“, dass durch die Ernennung eines Bischofsvikars eine Abwertung des Schulamtsleiters gegeben wäre, sei „weder korrekt noch valide“. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall.

Der St. Pöltener Dom
APA/Herbert Pfarrhofer
Religionslehrerinnen und -lehrer in der Diözese St. Pölten kritisieren einseitige Personalentscheidungen – die Diözese weist die Vorwürfe zurück

„Während der Schulamtsleiter vor allem für die Religionslehrerinnen und -Lehrer zuständig ist, wurde mit dem Bischofsvikar eine direkte Zuständigkeit auf Bischofsebene geschaffen, um das große Zukunfts-Thema Bildung mit all den einzelnen Bereichen zu überblicken, zu vernetzen und verantwortlich zu zeichnen“, wurde betont.

Weitere Personalentscheidung getroffen

Unterdessen gab die Diözese am Donnerstag eine weitere Personalentscheidung bekannt. Markus Heinz, derzeit Mitarbeiter in der deutschsprachigen Abteilung des Päpstlichen Staatssekretariats in Rom, wird ab dem 1. September Ordinariatskanzler.

Er folgt damit auf Gottfried Auer, der das Amt seit 1993 innehatte und laut einer Aussendung weiterhin Rektor des Bildungshauses St. Hippolyt, Provisor von Kapelln (Bezirk St. Pölten) und Domkapitular bleibt. Heinz wird zudem die Pfarre Pyhra (ebenfalls Bezirk St. Pölten) übernehmen.

Schönborn als Vermittler

Nach der Kritik an Bischof Schwarz in Bezug auf seine Vorgehensweise bei der geplanten Umstrukturierung der Diözese St. Pölten wurde auch Kardinal Christoph Schönborn als Vermittler tätig. Schönborn ist als Erzbischof von Wien auch Metropolit der Kirchenprovinz Wien, zu der die Diözese St. Pölten gehört. Er habe eine allgemeine Aufsichtspflicht, der Metropolit sei aber kein Vorgesetzter eines sogenannten Suffraganbischofs, hieß es von einem Sprecher der Bischofskonferenz. Die Aufsicht über die Amtsführung eines Bischofs liege alleine beim Papst.