Köln, Stadtansicht mit Dom
Reuters/Thilo Schmuelgen
Reuters/Thilo Schmuelgen
Missbrauchsvorwürfe

Papst schickt Prüfer ins Erzbistum Köln

Im Zusammenhang mit den Vorwürfen der Vertuschung von sexuellem Missbrauch im deutschen Erzbistum Köln hat Papst Franziskus eine Untersuchung angeordnet.

Er entsendet eine Apostolische Visitation in das größte deutsche Bistum, das sich seit Monaten in einer schweren Krise befindet. Die Bischöfe von Stockholm und Rotterdam, Kardinal Anders Aborelius und Johannes von den Hende, sollen sich in der ersten Juni-Hälfte ein Bild von der Situation in der Diözese verschaffen, wie die vatikanische Botschaft in Berlin am Freitag mitteilte.

Dabei sollen sie auch mögliche Fehler von Kardinal Rainer Maria Woelki und weiteren Kirchenvertretern im Umgang mit Missbrauchsfällen untersuchen. „Die Gesandten des Heiligen Stuhls werden sich im Laufe der ersten Juni-Hälfte vor Ort ein umfassendes Bild von der komplexen pastoralen Situation im Erzbistum verschaffen“, teilte das Erzbistum Köln mit.

Kardinal Rainer Maria Woelki
APA/AFP/Oliver Berg
Mögliche Fehler von Kardinal Rainer Maria Woelki im Umgang mit Missbrauchsfällen sollen untersucht werden

„Eventuelle Fehler“ untersuchen

Sie würden „eventuelle Fehler Seiner Eminenz Kardinals Woelkis“ untersuchen. Im Fokus stehen aber auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße – ehemals Personalchef in Köln – sowie die beiden beurlaubten Kölner Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff. Auch ihr Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs wird von den beiden Beauftragten des Papstes untersucht.

Woelki begrüßt Visitation

„Ich begrüße, dass der Papst sich mit der Apostolischen Visitation ein eigenes Bild über die unabhängige Untersuchung und die Konsequenzen daraus verschaffen will“, sagte Woelki. „Bereits im Februar habe ich den Heiligen Vater in Rom umfassend über die Situation in unserem Erzbistum informiert.“ Er werde die beiden Visitatoren „mit voller Überzeugung in ihrer Arbeit unterstützen“, so Woelki. „Alles, was der konsequenten Aufarbeitung dient, begrüße ich.“

Die tiefe Vertrauenskrise rund um die Vorfälle und der Umgang damit spiegelt sich in einer Welle von Kirchenaustritten. Die Krise war ausgelöst worden, weil Woelki ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester lange Zeit zurückgehalten hatte. Dafür führte er rechtliche Bedenken an. Ein zweites Gutachten, das im März veröffentlicht wurde, sprach den 64-Jährigen von Pflichtverletzungen frei.

Weitere Vorwürfe

Ein neues Gutachten, das im März veröffentlicht wurde, sprach Woelki von Pflichtverletzungen frei, während es den Hamburger Erzbischof Heße belastete, der daraufhin seinen Rücktritt anbot. Die Krise im Erzbistum Köln endete damit aber nicht, weil immer neue Vorwürfe gegen Woelki erhoben wurden.

So kam heraus, dass er einen Pfarrer zum stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf befördert hatte, obwohl dieser zugegeben hatte, Sex mit einem 17 Jahre alten Prostituierten gehabt zu haben. Zuletzt hatten 14 der 15 Kreis- und Stadtdechanten von Woelki „persönliche Konsequenzen“ gefordert. Für weitere Schlagzeilen sorgte auch der offene Brief mehrerer Mitglieder einer Kölner Pfarre. Sie forderten Woelki auf, eine anstehende Firmung in der Gemeinde nicht persönlich zu spenden, sondern einen Vertreter zu schicken.

Gleichzeitig lehnt Woelki Segnungen homosexueller Paare ab. Der Diözesanrat des Erzbistums Köln – die Vertretung der Nichtkleriker – warf in einer Stellungnahme in dieser Woche die Frage auf: „Will der Erzbischof uns normale Christinnen und Christen noch in den Gemeinden haben?“ Sosehr man sich auch um einen Dialog bemühe: „Immer wieder erfahren wir, dass wir mit unseren Anliegen und Vorschlägen bei den Verantwortlichen des Bistums gegen eine Mauer prallen.“