Ein Pfarrer hält Hostie und Kelch
APA/Hans Klaus Techt
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Feiertag

Fronleichnam: Fest des Leibes und Blutes Christi

Die katholische Kirche begeht am Donnerstag das „Fest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi“. Zugrunde liegt die Glaubensüberzeugung, dass Gott in Brot und Wein mitten unter den Gläubigen ist.

Fronleichnam hat nichts mit Tod oder Leichnam zu tun. Das Wort stammt aus dem Althochdeutschen. Dort steht „vron“ für „Herr“ und „licham“ für „lebendiger Leib“, Fronleichnam bedeutet daher „Lebendiger Leib des Herrn“.

Zu Fronleichnam bringen Katholikinnen und Katholiken öffentlich ihren Glauben zum Ausdruck, dass Gott in Brot und Wein mitten unter ihnen ist. Als sichtbares Zeichen wird eine reich verzierte Monstranz mit einer geweihten Hostie in feierlicher Prozession durch die Straßen getragen.

„Das ist mein Leib, das ist mein Blut“

Das Fest steht in engem Zusammenhang zum letzten Abendmahl am Gründonnerstag. Nach kirchlicher Lehre hat Jesus dabei das Sakrament der Eucharistie eingesetzt, als er den Jüngern Brot und Wein reichte und die Worte sprach „Das ist mein Leib“ und „Das ist mein Blut“.

Eine Schale mit Hostien
Reuters/Nacho Doce
Der „Leib Christi“ in Form von Hostien

Fronleichnam wird immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert. Der Tag soll an den Gründonnerstag erinnern. An diesem Tag selbst zu feiern, würde nicht zum stillen Charakter der Karwoche passen. In Städten und Ländern, in denen Fronleichnam nicht wie in Österreich gesetzlicher Feiertag ist, finden die Prozessionen oft am folgenden Wochenende statt. Auch Papst Franziskus feiert die Fronleichnamsmesse in Rom immer erst am Sonntag nach Fronleichnam.

Anders als bei Ostern, Weihnachten, Pfingsten und den meisten anderen Festen geht Fronleichnam nicht direkt auf die Bibel zurück. Eine enge Verbindung gibt es allerdings zum letzten Abendmahl, über das die Bibel berichtet.

Scharfe Kritik von Martin Luther

Papst Urban IV. führte das Fest 1264 offiziell für die ganze Kirche ein. Es geht zurück auf eine Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahr 1209. Etwa 1270 gab es erstmals eine Fronleichnamsprozession, und zwar durch die Straßen von Köln. Martin Luther, ein ausdrücklicher Gegner des Fronleichnamsfestes, bezeichnete es 1527 als das „schädlichste aller Feste“ und betrachtete die Prozessionen als „unbiblisch“ und „Gotteslästerung“.

Papst Franziskus hält einen Kelch in die Höhe
Reuters/Max Rossi
In der katholischen Lehre wird davon ausgegangen, dass Gott in Brot und Wein mitten unter den Gläubigen ist

Zudem hatte er mit seiner Konsubstantiationslehre ein anderes Verständnis von der Konsekration (liturgische Weihe von Brot und Wein durch Verwandlung in Leib und Blut Christi), er vertrat die Ansicht, dass Christus nur während der Abendmahlsfeier in Form von Brot und Wein anwesend ist.

Oft prunkvolles Bekenntnisfest

Als Antwort auf die Reformation, die im 16. Jahrhundert die katholische Eucharestielehre heftig kritisierte, wurde von katholischen Christen in den folgenden Jahrhunderten Fronleichnam besonders prachtvoll als Bekenntnisfest ausgestaltet. Am wichtigsten sind dabei die oft prunkvollen Prozessionen, bei denen in der Regel auch die Kommunionskinder noch einmal in ihren festlichen Gewändern mitgehen.

In vielen Gemeinden werden die Prozessionswege besonders geschmückt mit Fahnen, kleinen Altären und Blumen. In einigen Regionen gibt es farbenprächtige Blumenteppiche, die zum Teil mehrere hundert Meter lang sind.

In der NS-Zeit, der großen Zeit der politischen Aufmärsche, war der Zug der Gläubigen durch die Stadt vielerorts ein Akt passiven politischen Widerstands. Auch heute wollen viele in den besonderen Gottesdiensten deutlich machen, dass ihrer Meinung nach Glaube nicht ins stille Kämmerlein gehört, sondern in die Gesellschaft, auf Straßen und Plätze.