Todesurteil

Pakistan: Gericht hebt Todesurteil gegen christliches Ehepaar auf

In Pakistan ist in einem seltenen Urteil ein wegen Gotteslästerung zum Tode verurteiltes christliches Paar freigesprochen worden. Das Oberste Gericht in der Stadt Lahore hob das Urteil nach einer dreitägigen Verhandlung auf, sagte ein Anwalt des Paares der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.

Das Ehepaar war 2014 zum Tode verurteilt worden, nachdem ein Imam ihnen vorgeworfen hatte, blasphemische Textnachrichten verschickt zu haben.

Das Paar hatte bestritten, die Nachrichten gesendet zu haben, und sah sich als Opfer einer Verschwörung nach einem Streit mit muslimischen Arbeitskollegen, sagte ihr Anwalt.

Kritik an Blasphemiegesetzen

Das Europäische Parlament hatte Mitte Mai in einer Resolution die Aufhebung des Todesurteils und die sofortige Freilassung des Paares gefordert. Pakistans Blasphemiegesetze sehen für alles, was als Beleidigung des Islam oder des Propheten Mohammed angesehen wird, die Todesstrafe vor. Menschenrechtsaktivisten kritisieren, dass die Gesetze gegen religiöse Minderheiten oder für persönliche Rachefeldzüge missbraucht werden.

Menschenrechtsorganisationen und Aktivisten begrüßten die Entscheidung von Donnerstag. In dem südasiatischen Land sind noch weitere Berufungsverfahren in hunderten Blasphemiefällen anhängig. Die Richter entscheiden diese aber oft nicht, da sie heftige Reaktionen radikaler Geistlicher und ihrer oft gewalttätigen Anhänger fürchten.

Die Entscheidung zu dem christlichen Paar ist die zweite derartige nach dem Fall der Christin Asia Bibi. Die Frau saß fast zehn Jahre in der Todeszelle, bevor sie im Jahr 2018 freigesprochen wurde.