Gegen Stereotype

„Jude ist kein Schimpfwort“: Neuer Podcast

Mit ihrem neuen Buch „Jude ist kein Schimpfwort“ möchte die Wiener Journalistin und Autorin Alexia Weiss mit immer noch weit verbreiteten Stereotypen aufräumen und zugleich das vielfältige jüdische Leben in Österreich zeigen.

Im Religionspodcast „Wer glaubt, wird selig“ nimmt sie dazu ausführlich Stellung. Weiss ist Redakteurin unter anderem des jüdischen Magazins WINA und bloggt regelmäßig zum Thema „Jüdisch leben“ in der „Wiener Zeitung“.

„Bevor ich den Blog in der ‚Wiener Zeitung‘ gestartet habe, ist mir aufgefallen, dass Geschichten zum Judentum oft sehr stereotyp bebildert werden“, so Weiss. Meist sehe man „ultraorthodoxe Juden, oder an der Klagemauer betende Juden, egal zu welchem Thema“. Ein Anliegen im Blog sei ihr, verschiedenste Themen zu behandeln und zu zeigen, „dass Judentum mehr ist, als ein Mann, der Kippa trägt“.

Viele Vorurteile

Es gibt zahlreiche Vorurteile, die die 50-jährige nicht mehr hören kann. Immer noch werde Menschen mit jüdischem Glauben ihr angeblicher Reichtum vorgehalten. Auch beim viel zitierten jüdischen Humor gelte es, sensibel zu sein, so Weiss: „Bei der Sache mit dem Reichtum schwingt auch Antisemitismus mit, das ist schon mehr als ein Stereotyp. Der jüdische Humor ist eine gefinkelte Sache: Sobald nichtjüdische Menschen anfangen, jüdische Witze zu erzählen, kann sich das umdrehen und abgleiten. Ich rate da eher zur Vorsicht.“

Journalistin und Buchautorin Alexia Weiss
ORF
Bloggerin, Journalistin und Autorin Alexia Weiss

Im Blick auf ihr Buch, das im März erschienen ist, sagte Weiss: „Es gibt schon sehr viele Bücher über Antisemitismus, die auch wichtig sind. Es gibt aber nicht nur Antisemitismus, es gibt viele Faktoren, die dafür verantwortlich sind, dass es kein normales Zusammenleben ist.“ Auch wenn man zu sehr umarmt werde, sei das keine Normalität, ebenso wie die vielen nötigen Sicherheitsvorkehrungen, damit jüdisches Leben stattfinden könne. „Allein, dass die jüdische Schule bewacht werden muss, ist kein Zeichen von Normalität.“

Auf Würdenträger verzichtet

Es sei ihr in dem Buch darum gegangen, das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und mit Menschen aus der jüdischen Gemeinde zu sprechen, die alle sehr unterschiedliche Hintergründe haben und auch unterschiedlich damit umgehen, wie man ihnen begegnet. Dabei habe sie absichtlich auf Würdenträger verzichtet, es handle sich aber um Menschen, die an Schnittstellen sitzen und „Kontakt zur Außenwelt“ haben, da es ja um das Verhältnis von Juden und Nichtjuden gehe.

„Es sind sowohl religiöse Menschen, als auch solche, die säkular leben, Männer und Frauen, die teilweise zugewandert und teilweise hier geboren und aufgewachsen sind“, so Weiss. Sie wollte vor allem auch Menschen und Initiativen vorstellen, die man so noch nicht kennt.

Wording ist wichtig

Im Buch „Jude ist kein Schimpfwort“ geht es auch um das richtige Wording. Begriffe wie „jüdische Mitbürger“ verärgern nicht nur Weiss, sondern viele Menschen in der Gemeinde. Weis: „Man hört eine Rede und denkt sich: ’Schon wieder. Wir sind schon wieder die ‚Mitbürger‘. Das ist zutiefst ausgrenzend.“ Wenn man die Gegenprobe macht, stelle man schnell fest, dass noch nie ein Politiker von „christlichen Mitbürgern“ gesprochen habe, um ihnen frohe Weihnachten oder Ostern zu wünschen.

Judentum „nicht exotisch und neu“

„Das Judentum ist nicht exotisch und neu, sondern seit vielen hunderten Jahren hier. Da gibt es eine belegte und lange Geschichte und man tut noch immer so, als ob das eine Gruppe ist, die fremd ist und nicht dazu gehört“, kritisiert die Buchautorin. Begriffe wie „jüdische Kirchen“ oder „jüdisches Osterfest“ sollten zudem sowohl Politiker als auch kirchliche Würdenträger aus ihrem Wortschatz streichen.

Ein interessantes Phänomen sei außerdem, dass es immer noch eine Scheu gebe, das Wort Jude auszusprechen, weil viele Menschen nach wie vor der Meinung seien, dass sie dann ein Schimpfwort benützen. „Dem ist aber nicht so, das ist kein Schimpfwort“, stellt Weiss klar. Oft liege das am Umgang der Familie mit dem Thema: „Es zeigt die Unsicherheit mit dem Umgang. Wenn man die Dinge klar benennt, informiert und Bewusstsein schafft, dann verschwindet diese Unsicherheit vielleicht.“

Der von der ökumenischen Radioagentur Studio Omega produzierte Religionspodcast „Wer glaubt, ist selig“, ist auf Katholisch.at, auf Studio-omega.at, via Spotify und YouTube abrufbar.