Hände auf einer Laptop-Tastatur
APA/AFP/Greg Baker
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„Islam-Landkarte“

Offener Brief für Löschung von „Islam-Landkarte“

Die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) fordert nun auch in einem offenen Brief die dauerhafte Löschung der „Islam-Landkarte“. Prominente Unterstützung erhält sie dabei aus Kunst, Wissenschaft, Politik und religiösen Jugendvertretungen.

Der Brief erging Montagvormittag an die für die Karte verantwortliche Dokumentationsstelle Politischer Islam, an das Integrationsministerium und an die Uni Wien. Die Muslimische Jugend gehört zu den aktivsten Kritikern der „Islam-Landkarte“, die mehr als 623 muslimische Einrichtungen ihrer Ansicht nach unter Generalverdacht stellt. Die Jugendorganisation hatte sich bereits an die Datenschutzbehörde gewandt.

Die Website gefährde die Sicherheit von Musliminnen und Muslimen in Österreich, heißt es nun auch in dem Brief – „vor allem jedoch schadet sie dem gesamtgesellschaftlichen und sozialen Frieden und dem Zusammenleben aller Menschen in Österreich“.

Prominente Unterstützerinnen und Unterstützer

In dem Schreiben verweist die MJÖ nicht nur auf die Unterstützung durch den ehemaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer. Zu den Unterzeichnenden zählen unter anderem der Politikwissenschaftler Farid Hafez, die Obfrau des Frauenvolksbegehrens Lena Jäger, der Strafrechtsprofessor Robert Kert, Autor Franzobel und Autorin Livia Klingl sowie der Vorsitzende des Zukunftsfonds der Republik, Kurt Scholz. Unterzeichnet haben auch evangelische, jüdische und katholische Jugendvertretungen.

Kogler für „Religionsatlas“

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) zeigte in einem Interview mit der „Tiroler Tageszeitung“ (Samstag-Ausgabe) seine Sympathie für den Vorschlag von Kardinal Christoph Schönborn eines „Religionsatlas“. „Wie wäre es mit einem Religionsatlas auf freiwilliger Basis, wie ihn Kardinal Christoph Schönborn vorgeschlagen hat, um auch Wertschätzung auszudrücken – ohne Pauschalierungen und Generalverdacht“, so Kogler.

Die „Islam-Landkarte“ sei „eher kein Erfolg“ gewesen – doch man könne schließlich „aus allem noch etwas Gutes machen“, so der Grünen-Chef. Die Probleme rund um die „Islam-Landkarte“ sind laut Kogler gewissermaßen hausgemacht. „Das Problem schafft sich ja die Ministerin (Susanne Raab, Anm.) in der Regel selbst, weil die allermeisten Leute die Dinge anders sehen als sie und gut und in Ruhe zusammenleben wollen.“

„Umgang auf Augenhöhe“

Gewiss, wo es Probleme mit religiös motiviertem Extremismus gebe, müsse man „mit dem Sicherheitsapparat hineinfahren“, so Kogler. Ihm persönlich gehe es insgesamt jedoch „um einen Umgang auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt“. Es gebe ein „gutes Einvernehmen“ zwischen den Grünen und den Religionsgemeinschaften – derzeit sei man dabei, runde Tische zu organisieren, „gerade auch mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft“.

Kardinal Schönborn hatte Anfang Juni in seiner Kolumne in der Gratiszeitung „Heute“ einen „ehrlichen, transparenten Dialog zwischen Politik und Religionen“ eingemahnt und einen Atlas aller anerkannten Kirchen und Religionen in Österreich vorgeschlagen. Gleichzeitig hatte der Wiener Erzbischof davor gewarnt, nur eine Religion wie beim Beispiel der „Islam-Landkarte“ herauszupicken: „Ich halte es für gefährlich, wenn der Eindruck entsteht, eine der Religionsgemeinschaften wird unter Generalverdacht gestellt. Das ist wohl auch nicht die Absicht der Politik.“