Weltflüchtlingstag

Papst mahnt zu mehr Menschlichkeit

Papst Franziskus hat zum Weltflüchtlingstag am Sonntag für mehr Menschlichkeit geworben. Er wünsche sich eine „einzige große Menschheitsfamilie“, sagte er bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz.

Entsprechend dem diesjährigen Motto „Gemeinsam können wir einen Unterschied machen“ solle jeder die Geflüchteten im Herzen tragen und auch von ihrer ruhigen, stillen Widerstandsfähigkeit lernen, sagte Franziskus. Der Weltflüchtlingstag wird seit 2001 am 20 Juni begangen.

Der Papst berichtete darüber hinaus von Aufnahmen von Flüchtlingen, die sich mit dem Boot auf die Reise machten und in ihrer Not riefen „Herr, rette mich“. Ein jeder sollte sich gleichermaßen bittend an Gott wenden, denn alle seien Unwettern und Gefahren ausgesetzt, so das Kirchenoberhaupt.

82,4 Millionen auf der Flucht

Die Zahl von Menschen auf der Flucht vor Gewalt und Menschenrechtsverletzungen ist nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) auf 82,4 Millionen weltweit gestiegen, ein neuer Höchststand. Demnach verließen im vergangenen Jahr ungeachtet der Reisebeschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie noch einmal fast drei Millionen Menschen mehr als im Vorjahr aufgrund von Konflikten oder Verfolgung ihre Heimat.

Papst Franziskus beim Angelusgebet
APA/AP/Domenico Stinellis
Papst Franziskus mahnte zum Weltflüchtlingstag am Sonntag zu mehr Menschlichkeit

Humanitäre Korridore für Myanmar

Papst Franziskus rief zudem beim Mittagsgebet zum Frieden in Myanmar auf und schloss sich damit einem Appell der Bischöfe in Myanmar an. Diese hatten jüngst auf das Leid der unzähligen Vertriebenen und Hungernden in dem südostasiatischen Land aufmerksam gemacht. „Wir rufen alle auf, die humanitären Korridore aufrechtzuerhalten und neutrale Zufluchtsorte wie Kirchen und Seminare zu schützen“, zitierte Franziskus aus dem Appell der Bischöfe.

In einem Putsch am 1. Februar hatte das Militär in Myanmar die gesamte Staatsgewalt an sich gerissen, demokratisch gewählte Volksvertreter festgenommen und den Notstand verhängt. Allein in den Bürgerkriegsregionen Kayah, Karen, Shan, Kachin und Chin sind laut UNO-Schätzungen mehr als 200.000 Menschen auf der Flucht. Die Armee von Myanmar nimmt laut Berichten zudem zunehmend katholische Kirchen ins Visier, durchsucht Gotteshäuser und nimmt Priester fest.

De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde von den Putschisten festgenommen und verbrachte auch ihren 76. Geburtstag am Samstag in Haft. Zudem muss sich die Friedensnobelpreisträgerin vor Gericht verantworten; unter anderem werden ihr Korruption, Zuwiderhandlung gegen Pandemie-Maßnahmen und Anstiftung zum Aufruhr vorgeworfen.

Hilfe durch Jesus

Im spirituellen Teil des Mittagsgebets ermutigte der Ppast die Gläubigen, sich ganz Jesus anzuvertrauen. „Lasst uns Jesus alles erzählen; er will das, er will, dass wir uns an ihm festhalten, um bei ihm vor den unerwarteten Wellen des Lebens Schutz zu finden“, so Franziskus in seiner Katechese.

Es seien diese Momente der Angst, die für den Glauben wichtig seien. Zu oft versuchten die Menschen Probleme alleine zu lösen, anstatt zu Gott zu gehen und ihn lautstark um Hilfe zu bitten. Der Herr sei da und gegenwärtig – allzeit – auch, wenn er wie Jesus auf dem Boot mit den Jüngern zunächst schlafend durch den Sturm segle.