Evangelische

Lutherischer Weltbund wählte Generalsekretärin

Der Rat des Lutherischen Weltbunds (LWB) hat erstmals eine Frau zur Generalsekretärin gewählt. Die Theologin Anne Burghardt ist als Estin zudem die erste Person aus Zentral- und Osteuropa in diesem Amt, wie der Rat am Samstag nach der Wahl in Genf mitteilte.

Die 45-jährige Burghardt ist Leiterin Entwicklung am Theologischen Institut der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche sowie Beraterin ihrer Kirche für internationale und ökumenische Beziehungen. Nach der Wahl bedankte sich die Pfarrerin für die große Ehre und das Vertrauen in sie.

Burghardt, deren Gegenkandidat der simbabwische Theologe Kenneth Mtata war, folgt im Amt auf Martin Junge. Der aus Chile stammende Junge war seit 2010 LWB-Generalsekretär und wurde 2017 für eine zweite siebenjährige Amtszeit wiedergewählt. Vor einem Jahr kündigte er seinen vorzeitigen Rücktritt zum 31. Oktober 2021 an.

Anne Burghardt, erste Generalsekretärin des Lutherischen Weltbunds
Lutherischer Weltbund
Die Estin Anne Burghardt ist die erste Generalsekretärin des Lutherischen Weltbunds

Gemeinschaft von 148 Kirchen

Der LWB ist eine weltweite Kirchengemeinschaft von 148 Kirchen lutherischer Tradition, die nach eigenen Angaben über 75 Millionen Christinnen und Christen in 99 Ländern vertritt. Präsident ist seit 2017 der nigerianische Erzbischof Panti Filibus Musa.

Der Generalsekretär oder die Generalsekretärin des LWB setzt die Beschlüsse der LWB-Vollversammlung und des LWB-Rats um. Er oder sie ist der/die leitende Ökumenebeauftragte des LWB. Ein Generalsekretär oder eine Generalsekretärin wird vom LWB-Rat für einen Zeitraum von sieben Jahren gewählt.

Herausforderung Fundamentalismus

Die neue Generalsekretärin sieht in der zunehmenden Polarisierung eine große Herausforderung für die Kirchen. Fundamentalistische Tendenzen seien im kirchlichen wie auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext verstärkt zu beobachten, sagte sie am Montag bei einer Online-Pressekonferenz.

Zur Überwindung brauche es innerhalb der Kirche unter anderem eine gute theologische Ausbildung, die befähige, zu gesellschaftlichen Themen differenziert Position zu beziehen. Als weitere aktuelle Herausforderungen für die Kirchen nannte Burghardt auch die Coronavirus-Pandemie und finanzielle Probleme.

Beitrag zu Frieden

Der LWB kann laut Burghardt dazu beitragen, Frieden und Versöhnung in die Welt zu bringen. Als Generalsekretärin wolle sie vor allem für eine Stärkung der Verbundenheit der Mitgliedskirchen, der theologischen Ausbildung und der humanitären Arbeit des LWB einsetzen. „Wenn wir unserem theologischem Engagement treu bleiben wollen, müssen wir auch dem Nächsten dienen und der Welt.“

Die Beziehung zwischen dem LWB und der katholischen Kirche bezeichnete Burghardt als eine „Erfolgsgeschichte der Ökumene“. Sie wolle den Dialog „in freundschaftlicher und gegenseitig unterstützender Atmosphäre“ weiterführen. Wichtig sei ihr vor allem die Vertiefung des Diskurses über die Rechtfertigungslehre.

Burghardt ist derzeit Leiterin der Abteilung für Entwicklung am Theologischen Institut der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (EELK) und Beraterin der Kirche für internationale und ökumenische Beziehungen.