Abtreibung

USA: Biden könnte Kommunion verweigert werden

Dem US-Präsidenten und bekennenden Katholiken Joe Biden könnte laut einem Entschließungsentwurf der römisch-katholischen Bischöfe der USA wegen seiner Haltung zur Abtreibung demnächst der Empfang der Kommunion versagt werden.

Biden bezeichnete das Vorhaben der Bischöfe am Freitag im Weißen Haus in Washington auf Nachfrage allerdings als „private Angelegenheit und ich glaube nicht, dass das passieren wird“.

Biden ist ein gläubiger Katholik, der 78-Jährige geht praktisch jeden Sonntag zur Messe. Zugleich unterstützt er die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA von 1973, Frauen grundsätzlich das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch zuzugestehen.

Vorschlag soll diskutiert werden

Die US-Bischöfe hatten am Donnerstag bei ihrer Vollversammlung trotz Warnungen des Vatikans dafür gestimmt, eine formelle Erklärung zur „Bedeutung der Eucharistie im Leben der Kirche“ zu formulieren. Es gab 168 Stimmen dafür, 55 dagegen und sechs Enthaltungen. Einige Bischöfe setzen sich dafür ein, Politiker, die das Recht auf Abtreibung verteidigen, vom Sakrament der Kommunion auszuschließen.

US-Präsident Joe Biden mit einem katholischen Priester
APA/AP/Alex Brandon
Joe Biden mit einem katholischen Priester am 19. Juni

Der Entschließungsentwurf soll nun in den Diözesen diskutiert werden. Bei der nächsten Bischofskonferenz im November soll er dann erneut auf die Tagesordnung kommen.

Papst spendete Biden Kommunion

Mit der Kommunion wird an das letzte Abendmahl von Jesus Christus mit seinen Jüngern vor seiner Kreuzigung erinnert. Grundsätzlich kann jeder Bischof für seine Diözese selbst entscheiden, wer die Kommunion erhält.

2019 hatte der Priester einer katholischen Kirche im Bundesstaat South Carolina Biden wegen seiner Haltung zur Abtreibung die Kommunion verweigert. Biden hatte damals darauf hingewiesen, dass er die Kommunion schon einmal vom Papst selbst, dem Oberhaupt der katholischen Kirche, erhalten habe.

Kritik von Katholiken

Die Vereinigung „Catholics for Choice“ – Katholiken, die nach eigenen Angaben für eine Ethik eintreten, die auf dem Recht basiert und jedem Menschen die Fähigkeit zuschreibt, moralische Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen, kritisierte den Vorstoß der Bischöfe scharf. „Die Eucharistie als das zentrale vereinende Ritual der Kirche als Waffe zu verwenden, ist ein grotesker und verwerflicher Verrat der Kraft der Sakramente“, schrieb der Präsident von „Catholics for Choice“, Jamie L. Manson in einer Reaktion.

In den USA gehört die Haltung zur Abtreibung zu den traditionellen Wahlkampfthemen. Viele evangelikale Christen hatten Bidens Haltung zu Schwangerschaftsabbrüchen als Grund angegeben, warum sie bei der Präsidentschaftswahl im November nicht ihm, sondern dem erklärten Abtreibungsgegner Donald Trump ihre Stimme gaben.