Reise

Papst will Libanon besuchen

Papst Franziskus hat am Donnerstag ausdrücklich seinen Wunsch geäußert, den Libanon zu besuchen. Er tat das in seiner Ansprache zum Abschluss eines eintägigen Libanon-Kirchengipfels im Vatikan, den er einberufen hatte.

„Wir haben uns heute versammelt, um zu beten und nachzudenken, getrieben von der Sorge um den Libanon, ein Land, das ich in meinem Herzen trage und das ich zu besuchen wünsche“, sagte Franziskus. Der Libanon müsse ein Friedensprojekt bleiben, forderte Franziskus am Donnerstagabend im Petersdom im Beisein der höchsten Vertreter der christlichen Kirchen im Libanon.

„Der Libanon ist ein kleines und großes Land, aber er ist noch mehr: Er ist eine universale Botschaft des Friedens und der Geschwisterlichkeit, die aus dem Nahen Osten aufsteigt“. Papst Franziskus hatte sich in der Vergangenheit immer wieder besorgt über die Lage im Libanon gezeigt.

Wirtschaftliche und politische Kirse

Im Sommer 2020 war es im Hafen von Beirut zu einer Explosionskatastrophe mit rund 180 Toten und Tausenden Verletzten gekommen. Rund 300.000 Bewohner der Stadt wurden obdachlos. Infolge der Katastrophe verschärfte sich die Wirtschaftskrise im Land. Hinzu kommt eine politische Krise, da jedwede Regierungsbildung bisher fehlschlug.

Papst Franziskus mit Kirchenvertretern aus dem Libanon
APA/AFP/Guglielmo Mangiapane
Papst Franziskus mit christlichen Kirchenvertretern aus dem Libanon

„Ich bin allen Teilnehmern dankbar, dass sie die Einladung so schnell angenommen haben und für den brüderlichen Austausch“, fügte er hinzu. Zusammen mit dem Papst beteten die Führer der zehn christlichen Kirchen und Gemeinschaften des Libanon darum, dass ihr Land – einstmals ein Modell des friedlichen Zusammenlebens verschiedenster Gruppen – wieder auf die Füße kommt.

„Land der Toleranz und des Pluralismus“

Es sei die Berufung der kleinen Republik, „ein Land der Toleranz und des Pluralismus zu sein, eine Oase der Geschwisterlichkeit, wo die verschiedenen Religionen und Konfessionen sich begegnen, wo unterschiedliche Gemeinschaften zusammenleben, indem sie das Gemeinwohl vor die Partikularinteressen stellen“, führte der Papst weiter aus.

Das libanesische Volk sei aber „enttäuscht und abgekämpft“ und brauche Gewissheiten, Hoffnung und Frieden. Daher sei dieses Gebet für Frieden im Libanon und in Nahost dringender denn je und er hoffe, dass daraus fruchtbare Projekte entstünden.

Frauen „Lebens- und Hoffnungsträgerinnen“

Die Region dürfe nicht weiter für fremde Interessen und Profite missbraucht werden, mahnte Franziskus. Die Libanesinnen und Libanesen müssten das Recht bekommen, ohne Einmischung ihre eigene Zukunft zu gestalten. Der 84-Jährige rief alle Libanesen auf, sich nicht entmutigen zu lassen und weiter nach Frieden, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit zu streben.

Besonders hob der Papst die Rolle der Frauen hervor. „Die Frauen sind Lebens- und Hoffnungsspenderinnen für alle; sie mögen respektiert, wertgeschätzt und in die Entscheidungsprozesse für den Libanon eingebunden werden.“

Jugendliche überreichten Papst Franziskus und  Kirchenvertretern aus dem Libanon Friedenslichter
APA/AFP/Guglielmo Mangiapane
Jugendliche überreichten Papst Franziskus und Kirchenvertretern aus dem Libanon Friedenslichter

Friedenslichter für den Libanon

Zum Ende des Gebets wurden von Jugendlichen Friedenslichter an den Papst und die Kirchenführer überreicht. Zu Beginn des Gipfels hatten Franziskus und seine Gäste in der Basilika bereits am Papstaltar das Vaterunser auf Arabisch und später am Petrusgrab in Stille gebetet. Tagsüber standen Beratungsrunden der Kirchenführer in der Sala Clementina im Vatikan auf dem Programm.

An dem Treffen nahmen neben dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Youhanna X., der Patriarch der Melkitischen Griechisch-katholischen Kirche, Youssef Absi, der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Boutros Rai und der Patriarch der Syrisch-katholischen Kirche von Antiochien, Ignatius Youssef III. Younan, teil; weiter der armenische apostolische Katholikos Aram I., der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Aphrem II. sowie Joseph Kassabhas, Präsident des Obersten Rates der evangelischen Gemeinschaft in Syrien und im Libanon. Auch der chaldäische Bischof, Michel Kassarji, sowie der Apostolische Vikar von Beirut, Cesar Essayan, waren in den Vatikan gereist.