Jesuiten-Pater Georg Sporschill mit einem Strassenkind, aufgenommen am 11. Oktober 2000 in Ploiesti, 60km noerdlich von Bukarest.
APA/Stefan Cosma
APA/Stefan Cosma
Engagement

Im Alter „für Verrücktes“: Jesuit Sporschill ist 75

Der über die Grenzen Österreichs und des „katholischen Milieus“ hinaus bekannte Jesuit Georg Sporschill feiert am Montag (26. Juli) seinen 75. Geburtstag. Seit zehn Jahren ist der frühere Gründer des Hilfswerks „Concordia“ im Rahmen der Initiative „elijah“ in Roma-Dörfern in Siebenbürgen in Rumänien tätig.

Ans Aufhören denkt er noch lange nicht, wie er in der aktuellen Ausgabe des Religionspodcasts „Wer glaubt, wir selig“ betont. Sporschill wurde am 26. Juli 1946 in Feldkirch in Vorarlberg als fünftes von neun Geschwistern geboren. Nach der Matura am Gymnasium Feldkirch studierte er in Innsbruck und Paris Theologie, Pädagogik und Psychologie.

Anschließend arbeitete er als Referent in der Erwachsenenbildung für die Vorarlberger Landesregierung. Erst im Alter von 30 Jahren trat Sporschill in den Jesuitenorden ein und empfing zwei Jahre später die Priesterweihe.

Betreung Jugendlicher mit Problemen

Als junger Kaplan in Wien-Lainz widmete sich Sporschill vor allem Jugendlichen, ab 1980 verstärkt solchen mit Problemen wie Drogensucht, Obdachlosigkeit und Straffälligkeit.

Er gründete ein Jugendhaus der Caritas und drei weitere Obdachlosenhäuser, schickte den „Canisibus“ mit Suppe zu Betroffenen und eröffnete das Wiener Innenstadtlokal „Inigo“, das Langzeitarbeitslosen bis heute erfolgreich Arbeit und Selbstbewusstsein gibt.

Einsatz in den Kanälen und Straßen von Bukarest

1991 ging P. Sporschill im Auftrag seines Ordens zu den Straßenkindern von Bukarest. Was als Einsatz für sechs Monate gedacht war, wurde ihm zur Lebensaufgabe: Zusammen mit Ruth Zenkert gründete er die „Concordia“-Sozialprojekte und bot Tausenden Kindern von den Straßen und Kanälen der rumänischen Hauptstadt eine neue Perspektive. Für sie entstanden ein Sozialzentrum, Kinder- und Jugendhäuser sowie Lehrwerkstätten und Berufsschulen.

2004 wurden die Concordia-Aktivitäten auf die angrenzende Republik Moldau ausgeweitet. Auch hier setzte sich Sporschill für Waisenkinder und verwahrloste Jugendliche ein. Doch auch alte Menschen kamen in den Genuss des geknüpften Concordia-Netzes von Suppenküchen und Sozialzentren. 2008 folgt mit Bulgarien der nächste Balkanstaat, in dem der Jesuit sich für bedürftige Kinder, Jugendliche und Familien engagiert.

Roma-Hilfe in Siebenbürgen

Zu seinem 65. Geburtstag zog sich Sporschill aus dem Concordia-Vorstand zurück, um sich wieder mehr seiner eigentlichen Berufung zu widmen. Er folgte Ruth Zenkert, die ebenfalls neue Wege gegangen war und in Siebenbürgen „elijah gegründet“ hatte.

Die Roma-Hilfe, die nach dem biblischen Propheten „elijah“ benannt wurde, arbeitet in den sechs rumänischen Dörfern Hosman, Nou, Tichindeal, Nocrich, Marpod – wo Sporschill heute auch wohnt – und Casol, sowie in der Großstadt Sibiu/Hermannstadt. Die „elijah“-Projekte umfassen etwa eine Landwirtschaft, eine Gärtnerei oder Werkstätten. Es gibt Berufsausbildungen, Musikschulen, Tagesschulen und ein Internat für Roma-Kinder.

„Im Alter etwas Verrücktes machen“

„Ich habe mir damals gedacht: Jetzt bin ich in einem Alter, in dem ich mir leisten kann, etwas Verrücktes zu machen“, erinnert sich der Ordensmann an seinen Entschluss vor zehn Jahren. Wobei ihm „die Neugier immer geholfen“ habe. Er sei „froh, mitmachen zu können“, sagt Sporschill im Podcast, in dem er über seine Arbeit erzählt, über Erfolge und Misserfolge, und was er nicht auch alles von den Roma gelernt habe.

Er werde „wirklich jeden Tag geistig-geistlich durchgewalkt“. Die Leitfrage seines Lebens sei für ihn schon immer gewesen: „Wo werde ich gebraucht, wo ist die Not am größten?“ Und das werde auch in Zukunft so sein.

Der von der ökumenischen Radioagentur Studio Omega produzierte Religionspodcast „Wer glaubt, ist selig“ ist mit allen Podcast Apps und auf YouTube abrufbar.