Ukraine

Orthodoxe Prozession als „Machtdemonstration“

Zum Fest „Taufe der Rus“ hat am Montag in Kiew eine von der Moskau-treuen orthodoxen Kirche organisierte Massenprozession stattgefunden. Sie wird von Beobachtern als Machtdemonstration im Konflikt mit Konstantinopel gewertet.

An die 55.000 Gläubige marschierten laut Polizeiangaben trotz geltender Coronavirus-Beschränkungen anlässlich des 1.033. Jahrestags der Christianisierung der ostslawischen Länder durch die ukrainische Hauptstadt. Die veranstaltende Ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (UOC-MP) veröffentlichte eine deutlich darüber liegende Schätzung von 350.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Beobachter sehen die Veranstaltung als Machtdemonstration im Vorfeld des zu den Feiern der 30-jährigen Unabhängigkeit der Ukraine geplanten Kiew-Besuchs des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I.

Primas der Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, Metropolit Onufry und andere Patriarchen
Reuters/Anastasia Vlasova
Der Primas der Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, Metropolit Onufry mit Vertretern anderer Patriarchate

Beziehung zu Konstantinopel abgebrochen

Dieser hatte 2019 eine unabhängige Ukrainisch-orthodoxe Kirche anerkannt, nachdem Kiew infolge der russischen Annexion der Halbinsel Krim und des Krieges im Osten des Landes die religiösen Beziehungen zu Russland abbrechen wollte, was vom Moskauer Patriarchat verurteilt wurde.

Die mit Russland verbündete ukrainische Kirche, die weiterhin eine große Zahl von Gemeinden im Land hat, brach daraufhin ihre Beziehungen zu Konstantinopel ab und erklärte, sie werde sich nicht an der Gründung einer neuen Kirche beteiligen.

Vertreter mehrerer Patriarchate

Bei der Prozession ging neben dem Primas der Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, Metropolit Onufry, der Milliardär und Parlamentarier Vadim Novinsky. Auch Vertreter der Patriarchate von Antiochien und Serbien sowie der Kirche der Tschechischen Republik und der Slowakei nahmen teil.

Die aus Moskauer Perspektive „schismatische“ nationale ukrainisch-orthodoxe Kirche hat die Abhaltung einer eigenen „Taufe der Rus“ dieses Jahr wie bereits 2020 mit Verweis auf die neue Pandemie-Welle abgelehnt. Stattdessen wurden Festgottesdienste veranstaltet, zu denen sowohl die Kirche von Zypern als auch das Patriarchat von Alexandria Bischöfe entsandten.