Blick auf die „City of David“ nahe Jerusalem
Reuters/Ammar Awad
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Archäologie

Jerusalem: Spuren von biblischem Erdbeben entdeckt

Archäologen haben in Jerusalem offenbar Beweise des Erdbebens gefunden, das der biblische Prophet Amos im achten vorchristlichen Jahrhundert erwähnt. Bei Grabungen im Ortsteil Silwan nahe der sogenannten Davidstadt stießen sie unter eingestürzten Mauern auf zerbrochene Keramik, Öllampen, Vorratskrüge und Kochgefäße.

Diese lagen unter einer jahrhundertealten Müllschicht und wiesen keinerlei Brandspuren auf, die das Ende der Nutzung erklären könnten. Die Forscher Joe Uziel und Ortal Chalaf äußerten in israelischen Medien die Annahme, der Einsturz sei von dem Erdbeben verursacht worden, das bereits bei anderen Ausgrabungen in Jerusalem, in verschiedenen Teilen Israels und auch bei Bohrungen im Grund des Toten Meeres nachgewiesen wurde.

Als Beweis führten sie an, dass die Zerstörungsschicht keine Asche enthalte, was für ein durch einen Brand zerstörtes Gebäude charakteristisch gewesen wäre. „Es gibt keine Hinweise auf ein Feuer, aber wir sehen Zerstörung“, so Uziel gegenüber der Zeitung „Haaretz“.

Erwähnung im Buch Amos

Das Gebiet war den Wissenschaftlern zufolge nach der Zeit des Ersten Tempels ab dem fünften Jahrhundert vor Christus verlassen und nicht erneut genutzt worden. Das Erdbeben wird im ersten Kapitel des Buchs Amos im Tanach bzw. im Alten Testament erwähnt. Dieser datiert den Beginn seiner Sendung als Prophet „in den Tagen des Usija, des Königs von Juda, und in den Tagen des Jerobeam, des Sohnes des Joasch, des Königs von Israel, zwei Jahre vor dem Erdbeben“.

Jerobeam II. regierte das Nordreich Israel zwischen 786 und 746 vor Christus. Der aus dem Südreich Juda stammende Schafhirte und Maulbeerbaumzüchter Amos predigte demnach im Auftrag Gottes im Nordreich gegen Missstände, Missachtung der Gebote Gottes und soziale Ungerechtigkeit im Vorfeld der Bedrohung durch die Assyrer, die den Norden 722 eroberten.