Montenegro: Proteste gegen serbische Kirche

Tausende Montenegriner haben in der historischen Hauptstadt Cetinje gegen die dort geplante Amtseinführung des neuen serbisch-orthodoxen Metropoliten Joanikije protestiert.

Sie riefen am Sonntag Losungen wie „Wir haben keine andere Heimat als Montenegro“ und forderten eine Absage der Zeremonie im Kloster Cetinje, wie das Nachrichtenportal „cdm.me“ berichtete. Joanikije soll am 5. September inthronisiert werden.

Er ist der Nachfolger von Metropolit Amfilohije, der vergangenen November an einer Coronavirus-Erkrankung starb. Das ex-jugoslawische Adrialand Montenegro war bis 1918 unabhängig und ist es seit 2006 wieder.

Spaltung in der Bevölkerung

Die Bevölkerung ist in der Frage der staatlichen Identität tief gespalten. Die aus Belgrad gelenkte serbisch-orthodoxe Kirche erkennt diese nicht an. Etwa 30 Prozent der Bürger des Landes bekennen sich als ethnische Serben. In Cetinje, das bis 1918 Sitz der montenegrinischen Herrscherhäuser war, sind es gerade mal vier Prozent der Bewohner.

Die seit letztem Dezember amtierende Regierung wird von Politikern dominiert, die der serbisch-orthodoxen Kirche nahestehen. Pro-Montenegriner empfinden die Abhaltung der Amtseinführung von Joanikije im Kloster Cetinje als Machtdemonstration des pro-serbischen Lagers.

Zur Verschärfung der Situation trug zuletzt auch bei, dass Personen aus dem Umfeld von Staatspräsident Milo Djukanovic zum „Widerstand“ gegen die Regierung aufgerufen hatten. Djukanovic bestimmt seit drei Jahrzehnten die Geschicke des Landes und ist pro-westlich eingestellt.

Zugleich werden ihm Korruption und Verstrickung ins organisierte Verbrechen vorgeworfen. Dies trug dazu bei, dass die Präsidentenpartei DPS die letzte Parlamentswahl verlor. Djukanovic muss sich seitdem die Macht mit seinen Gegnern teilen.