Afghanistan

Bischof „beschämt“ über Haltung zu Geflüchteten

Kardinal Jean-Claude Hollerich, Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE, zeigt sich „beschämt“, dass es in der aktuellen Debatte vor allem darum gehe, wie man einen erneuten Zustrom von Migranten vermeiden könne. Er sieht einen Widerspruch zu den oft zitierten „europäischen Werten“.

Die einzige Lösung für eine sich abzeichnende Flüchtlingskrise in Afghanistan seien humanitäre Korridore. Dies sei die „einzige effektive Antwort“, sagte er laut Kathpress der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR in einem aktuellen Interview. Es werde zwar immer über europäische Werte gesprochen, so der Erzbischof von Luxemburg. „Aber wir scheitern daran, sie in die Tat umzusetzen.“

Angesichts der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan wirft Hollerich Europa und dem Westen politisches Versagen vor: Erst habe man den Menschen Hoffnung gemacht – und sie dann im Stich gelassen. Nun wolle niemand die Verantwortung übernehmen. „Wir haben unser Gewissen verloren“, kritisierte der Kardinal.

Kardinal Jean-Claude Hollerich
APA/AFP/Tiziana Fabi
Kardinal Jean-Claude Hollerich sieht in humanitären Korridoren die „einzige effektive Antwort“ auf die Situation der Menschen in Afghanistan

In den humanitären Korridoren sehe er die Chance für einen Kurswechsel. Auffanglager in den Nachbarländern Afghanistans halte er für den falschen Ansatz, so Hollerich. Die Bewohner solcher Lager seien „zur Verzweiflung verdammt“. Der richtige Weg sei vielmehr die Schaffung sicherer und legaler Einreisemöglichkeiten in die EU.

Auch Waldenser werben für Korridore

Unterdessen hat sich auch die methodistische und waldensische Kirche in Italien angesichts der Krise in Afghanistan für eine Ausweitung humanitärer Korridore ausgesprochen. Bei ihrer dieswöchigen Synode in Torre Pellice im Piemont beriet das höchste Leitungsgremium der Kirchenunion außerdem über Herausforderungen nach der Pandemie, die Lage junger Menschen sowie personelle Fragen. Am Mittwoch geht das viertägige Treffen, das in Präsenz sowie digital stattfindet, zu Ende.