Vilnius

Zentraler Teil von Großer Synagoge gefunden

Ein internationales Team von Archäologinnen und Archäologen hat in Litauen den wichtigsten Teil der einstigen Großen Synagoge von Vilnius gefunden. Die Forschungsarbeiten am einstigen Standort der Großen Synagoge laufen seit 2011 und haben bereits einiges zutage gefördert.

Bei Ausgrabungen ist nach Angaben der Jüdischen Gemeinde Litauen der zentrale Abschnitt des Gotteshauses aus dem 17. Jahrhundert entdeckt worden. „Wir konnten endlich den zentralen Teil der Synagoge sehen, der vor mehr als 60 Jahren abgerissen wurde – seine wichtigsten und heiligsten Orte“, sagte die Gemeindevorsitzende Faina Kukliansky der Agentur BNS am Mittwoch in Vilnius. „Viele Rabbiner und Anführer der Juden standen auf dem freigelegten Boden.“

Vor dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Besatzung waren 40 Prozent der Einwohner der litauischen Hauptstadt Juden. Die Stadt galt auch als „Jerusalem des Nordens“ und die Große Synagoge von Vilnius als größtes und wichtigstes Bauwerk des litauischen Judentums. Im Krieg zerstört, musste ihre Ruine in der Sowjetzeit dem Bau einer Grundschule weichen. Darunter finden seit mehreren Jahren Forschungsarbeiten und Ausgrabungen statt. Dabei wurden zuvor bereits die Grundsäulen und andere Überreste der Synagoge gefunden.

Ausgrabungen der ehemaligen Großen Synagoge von Vilnius
APA/AFP/Petras Malukas
Teilweise unter einer Grundschule befinden sich die Reste der Großen Synagoge von Vilnius

Ausstellung 2023 geplant

Litauen wurde im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von der Sowjetunion und Nazi-Deutschland besetzt. Während der deutschen Besatzung zwischen 1941 und 1944 ermordeten die Nationalsozialisten und einheimische Helfer mehr als 90 Prozent aller damals rund 200.000 in Litauen lebenden Juden. Nach Kriegsende wurde der Baltenstaat bis 1990 unfreiwillig Teil der Sowjetunion.

Schon vor Ausgrabungsbeginn 2011 waren Mauerziegeln, Ofenkacheln und andere Überreste eines rituellen Bads gefunden worden. 2018 wurde dann die Bima des jüdischen Gotteshauses entdeckt, die erhöhte Plattform in der Synagoge, von der aus der für Juden göttlichen Offenbarung Thora vorgelesen wird. Die Stadtverwaltung Vilnius will nun bis zum 700. Stadtjubiläum im Jahr 2023 ein Konzept zur Ausstellung der Fundstücke ausarbeiten.