Judentum

Rosch ha-Schana: Mit dem Widderhorn ins neue Jahr

Montagabend mit Sonnenuntergang beginnt das zweitägige jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schana. Nach jüdischer Zeitrechnung beginnt das Jahr 5782, gleichzeitig ist es der Start einer Reihe von Feiertagen. Der Klang des Schofarhorns (Widderhorn) ist dabei von zentraler Bedeutung.

Zu Rosch ha-Schana legen die Gläubigen jedes Jahr vor sich und vor Gott Rechenschaft über ihr Handeln ab und bekennen sich zur Umkehr. Mit dem zweitägigen Fest „Rosch ha-Schana“ (wörtlich: Anfang des Jahres) beginnt am 1. Tischri ein neues Jahr im jüdischen Kalender. Die Feierlichkeiten in den Synagogen finden unter besonders strengen CoV-Regeln statt: So müssen Gläubige seitens der israelitischen Kultusgemeinde Wien für Besuche in den Synagogen geimpft und zusätzlich getestet sein, darüber hinaus besteht in den Synagogen FFP2-Masken-Pflicht.

Rosch ha-Schana beginnt am Montagabend und endet am Mittwoch. Für Jüdinnen und Juden beginnt dann das Jahr 5782. Dieser Tag im Jahr 3761 v. Chr. soll nach der Überlieferung der sechste Tag der Schöpfungsgeschichte gewesen sein, an dem Gott den Menschen erschaffen hat. Mit dem Neujahrsfest beginnt zugleich der jüdische Festmonat Tischri. In ihn fallen auch der höchste jüdische Feiertag, der Versöhnungstag Jom Kippur (Beginn am Vorabend des 16. Septembers), sowie das achttägige Laubhüttenfest (Sukkot) und das Fest der Thora-Freude (Simchat Tora).

EIn Schofarhorn
Reuters/Nir Elias
Die Töne des Schofarhorns sind für Jüdinnen und Juden eine wichtige Erinnerung an Glaubensinhalte

Nach jüdischem Glauben öffnet Gott am ersten Tag von Rosch ha-Schana das Buch des Lebens (Sefer ha-Chajim), in dem das Schicksal der Menschen für das kommende Jahr festgeschrieben wird. Zehn Tage lang haben die Gläubigen noch die Chance, Gottes Urteil durch gute Taten und aktive Reue positiv zu beeinflussen, bis es am 10. Tischri zu Jom Kippur besiegelt wird.

Thoragebot: Schofarhorn hören

Wichtig bei Rosch ha-Schana ist das Hören des Schofarhorns (Widderhorn). Dabei wird eine bestimmte Abfolge von Tönen auf einem Widderhorn geblasen, die jede Jüdin und jeder Jude vernehmen soll – es ist ein Thoragebot, eine Mizwa. Die Töne sollen an mehrere Ereignisse und Glaubensinhalte erinnern: An den Tag des Gerichts, an das In-Sich-Gehen, das zentral für die Tage zwischen Rosch-ha-Schana und Jom Kippur ist.

Weiters wird im Schofar-Klang eine Erinnerung an die Opferung Isaaks gesehen, an die Schöpfungsgeschichte und an die Anerkennung des Schöpfers, der die Geschicke in der Welt lenke, wie der Wiener Oberrabbiner Jaron Engelmayer religion.ORF.at sagte.

Papst sendet Glückwünsche

„Allen Brüdern und Schwestern jüdischen Glaubens spreche ich meine herzlichsten Glückwünsche aus“, sagte das römisch-katholische Kirchenoberhaupt, Papst Franziskus, am Sonntag beim traditionellen Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Das neue Jahr, so der Papst weiter, möge „reich an Früchten des Friedens und des Guten sein für all jene, die treu auf dem Weg des Gesetzes des Herrn wandeln“.

Schönborn wünscht „Frieden im Heiligen Land“

„Frieden im Heiligen Land“ und „Schutz vor Terror und Gewalt“ im Inland: Darauf hofft Kardinal Christoph Schönborn in seinem diesjährigen Grußwort zum jüdischen Neujahrsfest und zu Jom Kippur. Allen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern wünschte er in seinem an Oberrabbiner Jaron Engelmayer gerichteten Schreiben für das kommende Jahr „Segen, Wohlergehen und Eintracht“.

Rückblickend auf das vergangene Jahr zeigte sich Schönborn dankbar über die Mitwirkung der Religionsgemeinschaften an der Bekämpfung der Pandemie und die Einmütigkeit bei den Schutzmaßnahmen der Regierung. „Möge dieses gute Miteinander auch im kommenden Jahr uns allen geschenkt sein. Mögen wir vor Terror und Gewalt geschützt bleiben“, so Schönborn. Für das kommende Jahr 5782 der jüdischen Zeitrechnung hoffe er auf das Ende der Pandemie und darauf, dass der Frieden in Israel sich „festigen und wachsen“ möge.

Hohe Polizeipräsenz in Israel

Die israelische Polizei sowie der Rettungsdienst „Magen David Adom“ werden mit tausenden zusätzlichen Kräften zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana in Jerusalem im Einsatz sein. Zu dem Fest werden zehntausende Besucher in Jerusalem erwartet, berichtete die Lokalzeitung „Kol HaIr“ am Montag.

Schwerpunkt der Sondereinsätze sind demnach die Jerusalemer Altstadt mit der Klagemauer sowie Synagogen, Parks und andere Orte mit potenziell vielen Besuchern. Sie sind aufgefordert, sich an die Anweisungen der Einsatzkräfte zu halten. Um die Altstadt soll der Privatverkehr eingeschränkt werden. Die Stadt hatte zuvor angekündigt, die Fahrpläne der Buslinien zur Klagemauer bis zum 26. September auch auf die Nachtstunden auszudehnen.

Grenzübergänge geschlossen

Für Palästinenser gelten unterdessen auch in diesem Jahr weitere Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Die Armee kündigte laut örtlichen Medienberichten von Sonntag an, die Übergänge zwischen Israel und dem besetzten Westjordanland zu den hohen jüdischen Feiertagen zu schließen. Die erste Schließung tritt am Montagnachmittag in Kraft und dauert bis Mittwochmitternacht.