Judentum

Jom Kippur: „Sabbat der Sabbate“

Am Mittwoch beginnt das höchste jüdische Fest, der Tag der Sühne oder Versöhnungstag. Der Feiertag gilt als „Schabbat schabbaton“ (Sabbat der Sabbate) und ist ein strenger Ruhe- und Fasttag.

Jom Kippur beginnt am 9. Tischri des jüdischen Kalenders, dem „Erev Jom Kippur“ (Abend des Versöhnungstags), kurz vor Sonnenuntergang und endet am darauffolgenden Tag kurz nach Sonnenuntergang mit dem Blasen des Schofarhorns. Das Schofarhorn ist ein Widderhorn, dessen Klang Jüdinnen und Juden an zentrale Glaubensinhalte erinnern soll. Das Fasten ist zu Jom Kippur allumfassend und bedeutet für diejenigen, welche die religiöse Tradition befolgen, eine ganze Nacht und den ganzen darauffolgenden Tag weder zu essen noch zu trinken.

Verboten sind auch Sex, Autofahren, Baden und Schminken – nichts soll den Prozess der seelischen Katharsis stören, nicht einmal der Genuss von Leitungswasser. Auch von vielen nicht strengreligiösen Jüdinnen und Juden wird Jom Kippur eingehalten.

Schicksalstag

Nach jüdischem Glauben öffnet Gott zehn Tage vor Jom Kippur, am ersten Tag von Rosch ha-Schana – dem jüdischen Neujahrstag – das Buch des Lebens (Sefer ha-Chajim), in dem das Schicksal der Menschen für das kommende Jahr festgeschrieben wird. In den zehn Tagen bis Jom Kippur haben die Gläubigen noch die Chance, Gottes Urteil durch gute Taten und aktive Reue positiv zu beeinflussen, bis es am 10. Tischri zu Jom Kippur besiegelt wird.

Innenraum des jüdischen Stadttempel (Synagoge) in der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), in Wien.
APA/Andreas Pessenlehner
In den Synagogen (im Bild der Stadttempel in Wien) herrscht Impf-, Test- und FFP2-Masken-Pflicht

Reue, Buße und Umkehr stehen im Mittelpunkt der Gebete an diesem Tag, „denn an diesem Tag entsühnt man euch, um euch zu reinigen. Vor dem Herrn werdet ihr von allen euren Sünden wieder rein" (3. Buch Mose 16,30). Üblich war zur Zeit des Zweiten Tempels in Jerusalem (515 v. Chr. bis 70 n. Chr.) ein Entsühnungsritual, bei dem symbolisch die Sünden des jüdischen Volkes auf einen Ziegenbock übertragen wurden, der dann als „Sündenbock“ in die Wüste geschickt wurde.

Die Feierlichkeiten in den Synagogen finden pandemiebedingt unter strengen CoV-Regeln statt: So müssen Gläubige seitens der israelitischen Kultusgemeinde Wien für Besuche in den Synagogen geimpft und zusätzlich getestet sein, darüber hinaus besteht in den Synagogen FFP2-Masken-Pflicht. Fünf Tage nach dem Versöhnungsfest begehen Jüdinnen und Juden das siebentägige Laubhüttenfest Sukkot.

Online-Ausstellung „Zur Ehre der Tora“

Am Dienstag startete das Jüdische Museum Wien die Online-Ausstellung „Zur Ehre der Tora“. Die inzwischen vierte virtuelle Schau zeigt Objekte aus der Sammlung, die zum Schmuck der Thora dienen und über den Umgang mit der heiligen Rolle und über die Bräuche und Identität der jüdischen Gemeinschaft in Wien erzählen.