Katholiken

Papst beendete Slowakei-Reise mit Appell zu Dialog

Am letzten Tag seiner Slowakei-Reise hat Papst Franziskus mehr Dialogbereitschaft von den Menschen gefordert. "Es geht nicht darum, der Welt feindlich gesinnt zu sein, sondern darum, „Zeichen des Widerspruchs" in der Welt zu sein“.

Das sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche am Mittwoch in der westslowakischen Stadt Sastin-Straze. Dort befindet sich das nationale Heiligtum der Slowakei. Es brauche Christen, die den Dialog förderten, wo Positionen verhärtet seien und solche, die Aufnahmebereitschaft und Solidarität verbreiteten, wo oft persönlicher und kollektiver Egoismus vorherrschten, sagte der Papst vor den Gläubigen, die zur Messe in den Wallfahrtsort gekommen waren.

Für die Messe waren 45.000 Menschen angemeldet. Anlass für seinen Besuch war der für die slowakischen Katholikinnen und Katholiken wichtige Gedenktag der „sieben Schmerzen Mariens“ am 15. September. Die Gottesmutter Maria ist die Schutzpatronin der Slowakei. Der Gedenktag ist in dem mitteleuropäischen Land ein gesetzlicher Feiertag.

Papst Franziskus hält eine Messe in der westslowakischen Stadt Sastin-Straze
APA/AFP/Tiziana Fabi
Messe im nationalen Heiligtum in der westslowakischen Stadt Sastin-Straze

Christen sollten Dialog fördern, aufnahmebereit und solidarisch sein sowie das Leben schützen und bewahren, so Papst Franziskus in seiner mehrmals von Applaus unterbrochenen Predigt. Dabei warnte er: „Der Glaube lässt sich nicht auf einen Zuckerguss reduzieren, der das Leben versüßt. Jesus ist ein Zeichen des Widerspruchs.“ Dieser Widerspruch gilt laut dem Papst verhärteten Fronten, Spaltungen, der Logik des Todes sowie persönlichem wie kollektivem Egoismus.

„Bitte steht nicht still“

Wie zuvor in Presov und Budapest lobte und würdigte er die Volksfrömmigkeit der Menschen. Die Gottesmutter Maria sei Vorbild für einen Glauben, „der sich auf den Weg macht, immer beseelt von einer einfachen und aufrichtigen Frömmigkeit“. Gleichzeitig müsse die Versuchung eines statischen Glaubens überwunden werden, der sich mit einem Ritual oder einer alten Tradition begnügt, fügte der Papst hinzu.

„Bitte, bleibt immer unterwegs, steht nicht still. Wenn die Kirche stillsteht, wird sie krank. Wenn die Bischöfe stehen bleiben, wird die Kirche krank. Wenn die Priester stehen bleiben, erkrankt das Volk Gottes“, ergänzte er in vom vorbereiteten Predigttext abweichenden Worten.

Papst-Messe in der westslowakischen Stadt Sastin-Straze
APA/AFP/Joe Klamar
45.000 Menschen waren für die Messe angemeldet

Der Blick auf Maria öffne die Menschen „für einen Glauben, der zum Erbarmen wird, der das Leben mit den Verwundeten, den Leidenden und denjenigen teilt, die schwere Kreuze auf ihren Schultern zu tragen haben“. Ein solcher Glaube bleibe nicht abstrakt, sondern mache solidarisch mit Bedürftigen, führte der Papst aus: „Dieser Glaube mildert auf die Weise Gottes, demütig und ohne Aufsehen, den Schmerz der Welt und bewässert die Furchen der Geschichte mit dem Heil.“

„Goldene Rose“ für Sastin

Den großen Gottesdienst unter freiem Himmel feierte der Papst in Sastin auf einer Freifläche nahe der „Basilika von den Sieben Schmerzen Mariens“, einem der wichtigsten Wallfahrtsorte der Slowakei. Er liegt rund 70 Kilometer nördlich von Bratislava.

Die Basilika in dem 5.000-Einwohner-Dorf Sastin-Straze geht auf eine Kapelle im 16. Jahrhundert zurück, in der eine Marienstatue mit dem toten Jesus auf dem Schoss stand. Nach der Untersuchung und Prüfung von über 700 wundersamen Heilungen bei Menschen, die vor der Statue beteten, wurde diese als „wundertätig“ anerkannt. Sie stand am Mittwoch neben dem Altar der Papstmesse. Vor dem Pilgergottesdienst hatte der Papst mit den Bischöfen des Landes in der Basilika gemeinsam gebetet.

Der Papst brachte nach Sastin auch ein besonderes Geschenk mit: die sogenannte Goldene Rose. Der vergoldete Silberrosenstrauß mit Papstwappen ist eine besondere päpstliche Auszeichnung die bedeutenden Wallfahrtsorten vorbehalten ist. Er hat sechs Rosenzweige mit sechs Blüten, die mit wohlriechenden Essenzen – Balsame und Moschus – gefüllt sind. Das Symbol der goldenen Rose steht für Jesus Christus. Das Gold deutet auf seine Auferstehung hin, die Dornen auf die Passion.

Zvolensky: „Flamme des Glaubens neu entfacht“

Der Preßburger Erzbischof Stanislav Zvolensky dankte dem Papst am Ende des Gottesdienstes für seinen Besuch in der Slowakei. Er ließ die Stationen der dreieinhalb tägigen Reise Revue passieren und dankte Franziskus für seine Aufrufe zu Dialog, Offenheit und sozialem Engagement.

„Ich glaube, dass Sie in vielen Menschen die Flamme des Glaubens neu entfacht haben: Sie haben ihnen die Möglichkeit gegeben, über Gott und ihre Beziehung zu ihm nachzudenken“, wandte sich der Vorsitzende der Slowakischen Bischofskonferenz an Papst Franziskus. „Jetzt liegt es an uns, diese Flamme weiter am Leben zu erhalten, damit mehr Menschen Gott kennen und lieben lernen können und sich um ihre Nächsten kümmern.“

Heimflug nach Rom

Auch der Papst selbst ergriff noch einmal das Wort und bedankte sich bei den slowakischen Gläubigen für das Geschenk, „zu euch zu kommen und meine Pilgerreise abzuschließen in der frommen Umarmung eures Volkes“.

Von Sastin aus fährt der Papst zurück nach Bratislava und fliegt von dort nach Rom zurück. Am Flughafen verabschiedet wird er von Präsidentin Zuzana Caputova. Die Rückkehr von der 34. Auslandsreise des Papstes auf dem Flughafen Rom-Cimapino wird für 15.30 Uhr erwartet.