„Fliegende Pressekonferenz“

Papst kritisiert Impfverweigerer unter Kardinälen

Papst Franziskus hat Impfverweigerer unter den Kardinälen angesprochen und sich erneut für Covid-19-Impfungen starkgemacht. „Im Kardinalskollegium gibt es ein paar Verweigerer“, sagte er während einer seiner „fliegenden Pressekonferenzen“ an Bord eines Flugzeugs, das ihn am Mittwoch von der Slowakei zurück nach Rom brachte.

„Einer von ihnen, der arme Mann, hat sich mit dem Virus angesteckt“, fügte der Papst hinzu. Obwohl er keinen Namen nannte, war eindeutig, dass sich die Worte des Papstes auf einen seiner schärfsten Kritiker bezog, den konservativen US-Kardinal Raymond Burke. Dieser wurde kürzlich mit Covid-19 in ein Krankenhaus in den USA eingeliefert.

Im Vatikan seien „alle geimpft, mit Ausnahme einer kleinen Gruppe“, sagte der 84-Jährige weiter. „Wir versuchen, ihnen zu helfen.“ Der Papst ist ein großer Befürworter der Coronavirus-Impfung und hat bereits früher sein Unverständnis über diejenigen geäußert, die sich nicht impfen lassen wollen.

Impfen Erfolgsgeschichte

Es sei ein bisschen seltsam, weil die Menschheit eine Erfolgsgeschichte mit Impfstoffen verbinde, sagte er nun. Er verwies dabei auf die Impfungen, die seit Jahrzehnten Kinder vor Masern oder Polio schützten. Der Papst räumte aber auch ein, dass die Debatten über die verschiedenen Coronavirus-Impfstoffe Unsicherheit verbreiten könnten.

Papst Franziskus bei der „fliegenden Pressekonferenz“ auf dem Heimflug von der Slowakei nach Rom
APA/AFP/POOL/Tiziana Fabi
Papst Franziskus bei der „fliegenden Pressekonferenz“ auf dem Heimflug von der Slowakei nach Rom

Forderungen nach der Öffnung des Ehesakraments für Homosexuelle erteilte Papst Franziskus erneut eine Absage. Seine Haltung in dieser Frage sei „ganz klar“, sagte er vor den mitreisenden Journalisten. Die Ehe sei ein Sakrament. „Und die Kirche kann die Sakramente nicht ändern“, so der Papst.

Keine Diskriminierung Homosexueller

Dennoch hätten homosexuelle Paare Anspruch auf die pastorale Fürsorge der Katholischen Kirche. Keinesfalls dürften Betroffene diskriminiert werden. Franziskus verwies zudem auf zivilrechtliche Möglichkeiten, die gleichgeschlechtlichen Paaren in vielen Ländern offen stünden, um ihr Zusammenleben abzusichern.

In der „fliegenden Pressekonferenz“ wandte sich der Papst auch gegen Überlegungen, Katholikinnen und Katholiken mit einer liberalen Haltung zur Abtreibungsfrage die Kommunion zu verweigern. „Die Kommunion ist keine Auszeichnung für perfekte Menschen“, sagte Franziskus. Vielmehr handele es sich um ein „Geschenk“.

Aus Kommunion kein Politikum machen

In den Vereinigten Staaten hatten in den vergangenen Monaten Pläne der US-Bischöfe für ein Lehrschreiben zur „Eucharistie-Würdigkeit“ zu einer Kontroverse geführt. Er kenne die Details zwar nicht genau, räumte der Papst ein. Er halte aber nichts davon, aus der Kommunion ein Politikum zu machen. Schließlich gehe es um eine seelsorgliche Angelegenheit, die vom jeweils zuständigen Priester geklärt werden müsse.

Eindeutig äußerte sich der Papst zum Thema Abtreibung an sich. „Abtreibung ist Mord“, sagte er – und bestätigte damit frühere Aussagen von ihm. Es sei niemals richtig, einen Menschen umzubringen, um ein Problem zu lösen, so der 84-Jährige.