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Sorge um christliche Minderheit in Afghanistan

Vor einer „Auslöschung der Christen in Afghanistan“ hat die ökumenische Menschenrechtsorganisation „Christen in Not“ in einer Aussendung am Freitag gewarnt. Vor allem Frauen, Journalisten und Christen seien in größter Gefahr.

Generalsekretär Elmar Kuhn forderte ein Ende des „Wegschauens“ und nannte es „schockierend, dass weder von nationaler und europäischer Politik, noch von der internationalen etwas zum Schutz der Christen zu hören ist“.

Neben der generellen Sorge um Grundrechte für Frauen nach dem Machtwechsel in Afghanistan steige auch die Sorge um die christliche Minderheit. In den internationalen Medien war nach dem Fall der Hauptstadt Kabul Mitte August noch vereinzelt zu lesen, dass die wenigen Christen im Land aufgefordert wurden, vorerst zu Hause zu bleiben und sich ruhig zu verhalten, um nicht ins Visier von Islamisten zu geraten.

Erste „Schreckensmeldungen“

„Seitdem ist es um die bedrängte christliche Minderheit Afghanistans still geworden“, hieß es in der „Christen in Not“-Aussendung. Zwar hätten die Taliban eine Generalamnestie ausgerufen. Erste Schreckensmeldungen ließen aber befürchten, dass die neuen Machthaber Afghanistans die kleine christliche Minderheit gnadenlos aufspüren und verfolgen wollten, so Kuhn.

12.000 konvertierte Christen bedroht

Die wenigen Christinnen und Christen Afghanistans leben in völliger Isolation und würden laufend überwacht, bedroht und verfolgt, teilte „Christen in Not“ mit. Ihre Zahl wird auf rund 10.000 bis 12.000 geschätzt, sie sehen sich einer muslimischen Mehrheitsbevölkerung von mehr als 35 Millionen gegenüber.

„Da die meisten Christen aus dem Islam konvertiert sind, gelten sie in der muslimischen Bevölkerung als Verräter und müssen mit dem Schlimmsten rechnen. Oft werden sie sogar von Angehörigen ermordet, um so die Ehre der betroffenen Familie wieder herzustellen“, berichtete Kuhn. Er warnte davor, zum Christentum konvertierte Afghanen in ihre Heimat abzuschieben. Das käme einem sicheren Todesurteil gleich.