Interview

Papst: „Noch am Leben, obwohl einige meinen Tod wollten“

Papst Franziskus hat im Gespräch mit der Jesuitenzeitschrift „Civilta Cattolica“ über seinen Gesundheitszustand nach seiner Darmoperation im Juli berichtet. „Ich bin noch am Leben, obwohl einige Leute meinen Tod wollten.“

„Ich weiß, dass es sogar Begegnungen zwischen Prälaten gegeben hat, die der Meinung waren, dass der Zustand des Papstes ernster war als das, was gesagt wurde. Sie bereiteten schon das Konklave vor“, wurde der Papst im Interview zitiert, das im Rahmen seiner Reise in die Slowakei bei einem Treffen mit Jesuiten stattfand. Wegen der Operation hatte es Gerüchte gegeben, er könnte wie sein Vorgänger Benedikt XVI. bald zurücktreten.

„Geduld! Gott sei Dank, es geht mir gut. Ich wollte mich nicht für die Darmoperation entscheiden: Ein Krankenpfleger hat mich davon überzeugt. Krankenpfleger begreifen die Situation oft besser als Ärzte, weil sie mit den Patienten direkt in Kontakt stehen“, so der 84-jährige Papst im Interview, das von der Tageszeitung „La Stampa“ am Dienstag auszugsweise veröffentlicht wurde.

„Kleriker, die sich schlecht über mich äußern“

Der Papst sprach auch über die Kritik, die an ihm geübt wird. „Es gibt einen großen katholischen Fernsehsender, der sich ständig über den Papst auslässt. Ich persönlich kann Angriffe und Beleidigungen verdienen, weil ich ein Sünder bin, aber die Kirche verdient das nicht“, sagte Papst Franziskus.

Papst Franziskus, Slowakei-Reise 2021
APA/AFP/Vladimir Simicek
„Ich persönlich kann Angriffe und Beleidigungen verdienen (…), aber die Kirche verdient das nicht“, so Papst Franziskus.

„Ja, es gibt auch Kleriker, die sich schlecht über mich äußern. Manchmal verliere ich die Geduld, vor allem wenn sie Urteile fällen, ohne in einen echten Dialog zu treten. Ich kann da nichts tun. Ich gehe jedoch weiter, ohne in ihre Welt der Ideen und Fantasien einzusteigen“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Kritik wegen lateinischer Messe

Einige der Kritikpunkte betreffen auch die jüngste Entscheidung über die lateinische Messe. „Meine Entscheidung ist das Ergebnis einer Konsultation mit allen Bischöfen der Welt, die im vergangenen Jahr stattgefunden hat“, so der Papst. Ein im Juni veröffentlichter Erlass von Papst Franziskus definiert die Regeln für den Gebrauch des alten Messbuches neu und bestimmt, dass dieser Ritus nur noch mit Erlaubnis des Ortsbischofs gefeiert werden kann.

Er glaube fest daran, dass Gott die Gesellschaft auffordere, frei zu sein und vorwärts zu gehen „in Einsicht und Gehorsam“, sagte der Papst weiter. Der Weg der Strenge und des Klerikalismus sei indes von Perversionen geprägt.

Er sehe ein, dass das Leben, vor allem die Freiheit beängstigend seien, insbesondere in einer Welt, „die so sehr von Süchten und Virtualität geprägt ist“, so der 84-Jährige weiter. Auch der Umgang mit neuen pastoralen Erfahrungen könne Angst machen. Er denke dabei an die Familiensynode und die Arbeit, die geleistet wurde, um den Menschen klar zu machen, dass Paare, die eine zweite Ehe eingehen, nicht zur Hölle verdammt sind. „Es macht uns Angst, Menschen mit sexueller Vielfalt zu begleiten“, so Franziskus.

Gender-Ideologie „gefährlich“

Kritisch sieht der Papst indes abstrakte Ideologien; für gar „gefährlich“ hält er die Gender-Ideologie. Diese sei in Bezug auf das konkrete Leben abstrakt, „so als ob eine Person abstrakt nach Belieben entscheiden könnte, ob und wann sie ein Mann oder eine Frau sein will“, kritisierte Franziskus. Das habe jedoch nichts mit dem Thema Homosexualität zu tun. Homosexuelle Paare könne man natürlich in ihrem Glaubensleben seelsorglich begleiten.