Zwischen 7. bis 17. Oktober widmet sich das neue „Memento Mori“ Festival in Wien dem Thema Tod und Trauer aus einer interkulturellen Perspektive. Das vielfältige Angebot richtet sich an Trauernde, aber nicht nur. „Als ich Anfang 2020 bereits begonnen hatte, das Festival Memento Mori zu konzipieren, brach die Corona-Pandemie aus“, schreibt die Organisatorin Tina Zickler auf der Homepage des Festivals.
Weil es für Angehörige plötzlich unmöglich wurde, sich von sterbenden Familienmitgliedern, Freunden und Freundinnen zu verabschieden, zeigte sich die Bedeutung unterschiedlicher Trauerkulturen, Zickler zufolge, besonders deutlich. Vor diesem Hintergrund reflektiert das Festival das Thema des Sterbens und lädt Menschen zu Gesprächen ein: „Über den Tod, das Sterben, über Verluste, das Trauern – und über das Leben.“, sagt Zickler.
Tod sollte kein Tabuthema sein
Das Programm mit über 50 Veranstaltungen will dazu beitragen, den Tod zu enttabuisieren und die Auseinandersetzung mit dem eigenen und fremden Sterben zu fördern. Zu den vielseitigen Angeboten zählen Konzerte, Lesungen, Theaterinszenierungen, ebenso wie Filmvorführungen, Führungen durch Museen und Workshops. In der Festivalzentrale im Volkskundemuseum finden alle Veranstaltungen bei freiem Eintritt statt.
Die Auseinandersetzung mit dem Sterben wird dabei aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen betrachtet. Auch Kabarett steht am Programm. So zeigt etwa Lisa Schmid in ihrem Late Night Kabarett, dass man sich dem Tod auch humorvoll nähern kann. Die junge Wienerin, die für ihr Solo-Programm mit dem Kabarett-Talent 2020 ausgezeichnet wurde, zeigt Ausschnitte aus eben diesem und jagt mit ihren morbiden Liedern und Visionen sowohl dem „Ehrengrab“ als auch der „schönen Leich“ nach.

Einblicke in Bestattungsrituale im Judentum und im Islam bieten unterschiedliche Lesungen. Am 13. Oktober widmet sich Dr. Bernhard Scheid in einem Vortrag den Todestabus in Japan. Die Installation „Partout“ setzt sich kulturgeschichtlich mit dem Tod auseinander und beschäftigt sich so auch mit dem Totenkopf-Symbol im Wiener Stadtbild.

Persönlicher ist der Zugang der Installation „Der Trost der Dinge“: hierfür hat Zickler Menschen aus Wien, Berlin und Zürich gebeten, ihr persönliche Gegenstände zu leihen, die sie an Verstorbene erinnern.
„Adieu-Taschentücher“
Besucher und Besucherinnen können sich im Rahmen des Festivals auch selbst einbringen: Etwa im Workshop „Adieu-Tücher“: Unter Anleitung der Künstlerin Ida Divinzenz gestalten Teilnehmende hier Taschentücher in Erinnerung an Verstorbene. Die Adieu-Tücher werden anschließend in der Installation „Adieu & Au Revoir“ präsentiert. Auch der „Young Widow_ers Dinner Club“ (YWDC) wird beim Festival vertreten sein. Er versteht sich als Plattform für Menschen, die in jungen Jahren ihren Lebenspartner oder ihre Lebenspartnerin verloren haben. Im Rahmen des Festivals öffnen sie sich für alle Menschen und organisieren am 8. Oktober eine living-books-Veranstaltung.
Die Anmeldung zu den einzelnen Programmpunkten hat bereits begonnen und ist über die Website des Festivals möglich.