Deutschland

Woelki: Missbrauchsbetroffene kritisieren Auszeit

Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz hat die vom Papst gewährte Auszeit für den Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki kritisiert. Dadurch sei die Erzdiözese Köln in eine noch schwierigere Situation gerutscht, sagte Sprecherin Johanna Beck der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ (Donnerstag).

Es hätte stattdessen eine klare Entscheidung gebraucht, die jetzt aber hinausgezögert worden sei: „Das Erzbistum droht nun noch schneller ins Chaos abzugleiten.“ Weiter sagte Beck: „Erzbischof Woelki mag zwar glauben, in Sachen Aufarbeitung vorbildlich gehandelt zu haben, viele Betroffene in Köln sehen dies jedoch anders.“

Ihre Bedenken und Bedürfnisse seien von Papst Franziskus übergangen worden: „Das ist für viele Betroffene und für mich ein Schlag ins Gesicht.“ Von der Woelki-Entscheidung gehe zudem das „fatale Signal“ aus, dass die katholische Hierarchie für den Mitbruder wieder einmal mehr Barmherzigkeit aufbringe als für die Missbrauchsbetroffenen.

„Fatales Signal“

Der Tübinger Kirchenrechtler Bernhard Sven Anuth sagte der Zeitung: „Der Kardinal ist angezählt und ein Neuanfang nicht in Sicht.“ Seine „Auszeit“ sei keine Erholungszeit, sondern ein deutliches Zeichen, dass man in Rom mit seiner Amtsführung und der Situation in Köln unzufrieden sei. Woelkis Zuversicht, im März 2022 sein Amt wieder kraftvoll fortzuführen, könne daher trügen.

Am Freitag hatte der Vatikan mitgeteilt, dass Papst Franziskus den Kardinal Woelki in seinem Amt als Kölner Erzbischof in eine Auszeit von Mitte Oktober bis Aschermittwoch schickt. Begründet wurde der Schritt mit einer Vertrauenskrise in der Erzdiözese Köln, die auch durch „große Fehler“ Woelkis in der Kommunikation entstanden sei.

Zugleich attestiert der Vatikan dem Kardinal, er habe keine Verbrechen vertuschen wollen, sondern sich bei der Missbrauchsaufarbeitung entschlossen gezeigt. Der Erzbischof bekundete unterdessen seine feste Entschlossenheit, im kommenden Jahr wieder seinen Dienst aufzunehmen.