Deutschland

Kirchlicher Reformprozess nimmt wieder Fahrt auf

Nach einer langen Coronavirus-Pause nimmt der Reformprozess in der katholischen Kirche in Deutschland, der sogenannte Synodale Weg, wieder Fahrt auf. Am Donnerstag beginnt die zweite Synodalversammlung. Diskutiert werden unter anderem Fragen der Sexualmoral, der Machtverteilung und die Stellung der Frau.

Bis zum zweiten Oktober nehmen bei der Versammlung in Frankfurt am Main 230 Mitglieder der Synodalversammlung, Beobachter aus verschiedenen Institutionen und dem benachbarten Ausland sowie Berater der Synodalforen teil. Die Synodalversammlung ist das entscheidende Gremium des Prozesses, an dessen Ende konkrete Reformen stehen sollen.

Auslöser für den Synodalen Weg war der Missbrauchsskandal in der römisch-katholischen Kirche. Um diesen langfristig verhindern zu können, fordert der Synodale Weg eine Reform der kirchlichen Strukturen.

Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs

Der katholische Reformdialog widmet sich zu Beginn gemeinsamen Lesungen und Diskussionen, etwa über den Orientierungstext des Präsidiums „Heute auf Gottes Wort hören – Theologische Orientierung“. Eine zentrale Stellung haben aber auch die Berichte zu den Themenfeldern „Aufarbeitung und Aufklärung des sexuellen Missbrauchs“ und „Straf- und Verwaltungsgerichtsbarkeit“. Ziel des Prozesses ist es, die Kirche in wesentlichen Punkten zu erneuern.

Im Zentrum stehen vier große Bereiche: die Position der Frau in der Kirche, der Umgang mit Macht, die katholische Sexualmoral und die priesterliche Ehelosigkeit (Zölibat). Diese Themen sind jeweils einem Forum zugeordnet, das den Komplex bearbeitet. Jedes Forum hat für seinen Bereich Reformvorschläge ausgearbeitet.

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing
APA/AFP/Sascha Steinbach
Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing

Es gibt viele Änderungswünsche

Wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der Deutschen Presse-Agentur verrät, gibt es viele Änderungswünsche: „Wir werden über die vorliegenden Texte der Foren beraten“.

Nach einer Abstimmung über die Reformvorschläge, werden die Texte zur Weiterarbeit in die Foren zurückgegeben. Wie Bätzing betont, geht es also derzeit um eine erste Weichenstellungen, noch nicht um endgültige Beschlüsse.

Zum Scheitern verurteilt

Konservative Kritiker des Synodalen Weges – wie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer – sind überzeugt, dass der Vatikan am Ende jedoch keine wesentlichen Änderungen mittragen werde. Der Synodale Weg sei also zum Scheitern verurteilt.

Der Leiter des Zentralkomitees Thomas Sternberg sieht das anders. Es sei zwar richtig, dass sich manche Fragen nur mit dem Vatikan gemeinsam klären lassen, andere Reformen ließen sich aber auch eigenverantwortlich durchsetzen, ohne dabei gegen Kirchenrecht zu verstoßen – etwa Fragen der Machtstruktur. Sternberg ist aber auch insgesamt optimistisch: „Wir setzen auf die Erkenntnis, die ja dort längst da ist, dass die Zeichen der Zeit erkannt werden. Im Vatikan hat man sehr wohl erkannt, dass sich etwas ändern muss.“

Frauen müssen gestärkt werden

Gefordert wird innerhalb des Synodalen Weges mehr Demokratie und Teilhabe in kirchlichen Strukturen, aber auch die Stärkung der Frauen: „Frauen müssen verstärkt gefördert werden und auch Leitungspositionen in der Kirche bekommen“, so Sternberg.

Damit nimmt man auch Impulse des Papstschreibens „Querida Amazonia“ auf und lässt sich von Beispielen aus Ortskirchen in Lateinamerika oder auch Asien inspirieren, wo Frauen bereits viele Aufgaben übernehmen.