Deutschland

Tausende Besucher am Tag der offenen Moschee

Moscheen in Deutschland haben am vergangenen Sonntag wieder ihre Türen für Besucherinnen und Besucher geöffnet und damit zugleich ein Jubiläum gefeiert. Zum 25. Mal wurde der Tag der offenen Moschee begangen, diesmal unter dem Motto „Moscheen gestern und heute“.

Rund tausend Moscheegemeinden wollten mitmachen. In Berlin besuchten Tausende Gäste die muslimischen Gotteshäuser. Der Vorsitzende der Gemeinde der Sehitlik Moschee in Berlin-Neukölln, Yacup Ayar, sprach am Sonntagnachmittag von etwa 1500 bis 2000 Besuchern allein in dessen Gemeinde. Ihnen wurden Moscheeführungen sowie eine Fotoausstellung und Musik geboten.

Er sei angesichts der noch immer andauernden Coronavirus-Pandemie mit der Resonanz zufrieden, sagte Ayar. Vor der Pandemie seien es jedoch etwa 4.000 bis 5.000 Besucherinnen und Besucher gewesen. Auch die Kölner Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union Ditib hatte ihre Pforten geöffnet. In anderen Städten gab es ebenfalls – unter Einhaltung der Hygienevorschriften – Moscheeführungen, Vorträge, Gespräche und Ausstellungsbesuche.

Angebot seit 1997

Auf Initiative des Zentralrats der Muslime (ZMD) war das Angebot 1997 an den Start gegangen – als Zeichen der Zugehörigkeit und Verbundenheit bewusst am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit. Seit 2007 organisiert der Koordinationsrat der Muslime (KRM) als Zusammenschluss von inzwischen sechs Islamverbänden den Moscheetag. In Deutschland leben rund 5,5 Millionen Muslime und Musliminnen. Unter den deutschen Bundesländern wohnen die mit Abstand meisten in Nordrhein-Westfalen.

Nordrhein-Westfalen, Aachen: Die Studentin Iman Laghmari sitzt im Gebetsraum der Bilal-Moschee in Aachen, 30.9.2019
APA/dpa/Roberto Pfeil
Tag der offenen Moschee in der Bilal-Moschee in Aachen, Nordrhein-Westfalen (Foto von 2019)

In den vergangenen Jahren habe die Zahl der teilnehmenden Moscheegemeinden – und damit auch der Besucher – etwas abgenommen, sagte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek der Deutschen Presse-Agentur. Nicht nur pandemiebedingt, sondern auch wegen Sicherheitsbedenken in den Gemeinden.

Angriffe und Rückschritte

Angesichts von Vorbehalten gegenüber dem Islam in größeren Teilen der Bevölkerung sowie jährlich hunderten Angriffe auf Musliminnen und Muslime sowie Moscheen sprach Mazyek auch von Rückschritten. Viele topintegrierte oder hier geborene und aufgewachsene Muslime und Musliminnen hätten es zudem satt, sich wiederholt rechtfertigen zu müssen mit Blick auf Rechtsstaatlichkeit und „Deutsch-Sein“.

Der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, Mouhanad Khorchide, sprach von einem wichtigen Angebot der Moscheegemeinden zum 3. Oktober. Eine Woche nach der Bundestagswahl sagte er auf dpa-Anfrage, von einer neuen Bundesregierung erhoffe er, dass sie liberale und fest in Deutschland verankerte Islamvertreter stärker zu Partnern mache – statt sich auf die großen und vom Ausland stark beeinflussten Verbände zu fokussieren.

Die Christlich-Islamische Gesellschaft zog eine positive Bilanz zum Moscheetag. CIG-Sprecherin Melanie Miehl sagte: „Wer selbst nicht religiös ist, bekommt dadurch die Gelegenheit, sich aus erster Hand über Glauben und Leben von Musliminnen und Muslimen zu informieren.“