Gericht

Finanzprozess im Vatikan erneut vertagt

Der Finanzprozess im Vatikan rund um Kardinal Giovanni Angelo Becciu ist zehn Wochen nach dem Auftakt am Dienstag nun wieder vertagt worden. Mit Becciu sitzt zum ersten Mal ein Kardinal auf der Anklagebank.

Die Verteidiger der Angeklagten forderten, dass der Prozess für nichtig erklärt werde, da wichtiges Beweismaterial, darunter das Video mit der Befragung eines für die Untersuchung relevanten Zeugen, fehle. Bei der Fortsetzung der Verhandlung am Mittwoch soll dann über die Forderung der Anwälte entschieden werden. Die Frage ist, ob das Verhalten der Strafverfolgung hinsichtlich Zeugenbefragung und Sicherung von Beweismaterialien rechtens war, wie die katholische Nachrichtenagentur Kathpress berichtet. Im Fokus steht die Befragung des Hauptzeugen und nicht angeklagten Alberto Perlasca.

Der bislang größte Strafprozess der vatikanischen Justiz war Anfang Juli angekündigt worden und hatte Ende Juli begonnen. Nach mehrstündiger Verhandlung wurde er jedoch am ersten Prozesstag auf Oktober vertagt, unter anderem um weitere Beweismaterialien einzubringen. Die Verteidiger hatten auch mangelnde Vorbereitungszeit beklagt.

Kardinal erstmals auf Anklagebank

Die zehn Angeklagten, darunter Kardinal Becciu, sollen allesamt an dubiosen und äußerst verlustreichen Investitionen in eine Londoner Luxusimmobilie beteiligt gewesen sein. Mit Becciu sitzt zudem – infolge einer Rechtsanpassung durch Papst Franziskus im Frühjahr – erstmals ein Kardinal auf der Anklagebank. Er war an beiden Prozesstagen anwesend.

Das dreiköpfige Richterkollegium steht unter Leitung von Gerichtspräsident Giuseppe Pignatone, der zu den angesehensten italienischen Staatsanwälten zählt und aufsehenerregende Anti-Mafia-Untersuchungen geführt hat. Er war 2019 von Papst Franziskus zum Präsidenten des vatikanischen Gerichts ernannt worden.