Vatikan

Finanzskandal: Verhandlung am 17. November

Im Mammutprozess um den Finanzskandal im Vatikan mit Kardinal Giovanni Angelo Becciu auf der Anklagebank haben die drei Richter um den Vorsitzenden Giuseppe Pignatone am Mittwoch beschlossen, dass die nächste Gerichtsverhandlung am 17. November stattfindet.

Bis zum 3. November haben die Verteidiger Zeit, dem Gericht fehlendes Beweismaterial vorzulegen, darunter ein Video mit der Befragung des Hauptzeugen und nicht angeklagten Alberto Perlasca, der viele Jahre Verwaltungsleiter der ersten Abteilung im vatikanischen Staatssekretariat war. Perlasca hatte im Auftrag Beccius und seines Nachfolgers Erzbischof Edgar Pena Parra erste Verträge mit zwei angeklagten Finanzmanagern abgeschlossen.

Der bisher größte Strafprozess der vatikanischen Justiz hatte Ende Juli begonnen. Nach mehrstündiger Verhandlung wurde er jedoch am ersten Prozesstag auf Oktober vertagt, unter anderem, um weitere Beweismaterialien einzubringen. Die Verteidiger hatten auch die mangelnde Vorbereitungszeit beklagt.

Kardinal Angelo Becciu
APA/AP/Gregorio Borgia
Erstmals sitzt mit Angelo Becciu ein Kardinal auf der Anklagebank

Spendengelder für dubiose Geschäfte?

Die zehn Angeklagten sollen alle an dubiosen sowie äußerst verlustreichen Investitionen in eine Luxusimmobilie im Londoner Stadtteil Chelsea beteiligt gewesen sein. Der Vatikan kaufte das Haus für einen unangemessen hohen Preis, weil der Wert der Immobilie überschätzt war, lautet der Verdacht. Rund um die Geschäfte sollen zudem Provisionen und Spesen geflossen sein. Insgesamt dürfte der Vatikan für das Geschäft einen dreistelligen Millionenbetrag ausgegeben haben. Für den Kauf sollen auch Spendengelder aus dem Peterspfennig, einer jährlichen Kollekte unter katholischen Gläubigen, verwendet worden sein.

Papst Franziskus beobachtet den Prozess mit Sorge und hält eine Verurteilung der Angeklagten für möglich. Er hoffe zwar von ganzem Herzen, dass sich Becciu als unschuldig erweisen werde, aber das sei eben nur eine von Zuneigung bestimmte Unschuldsvermutung, sagte er kürzlich in einem Interview mit dem Journalisten Carlos Herrera vom spanischen Radiosender Cope. Der Prozess könnte sich Beobachtern zufolge über Jahre hinziehen.