Frankreich

Kirche will Missbrauchsopfern Geld zahlen

Die römisch-katholische Kirche in Frankreich hat angesichts massenhaften Missbrauchs durch Priester und kirchliche Angestellte den Willen zu Geldzahlungen an die Opfer bekräftigt. „Man kann das Irreparable nicht reparieren“, sagte der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, am Mittwoch.

Die Kirche müsse die Opfer aber in einem ersten Schritt als solche anerkennen und das eigene Fehlverhalten einräumen, so der Bischof gegenüber dem Sender France Info. Zur möglichen Höhe von Geldzahlungen sagte er noch nichts.

In der katholischen Kirche in Frankreich sind nach einer am Dienstag vorgestellten Studie seit den 1950er-Jahren nach Hochrechnungen 330.000 Kinder und Jugendliche im direkten kirchlichen Bereich, aber auch in von der Kirche betriebenen Einrichtungen, Opfer von sexuellem Missbrauch geworden, wie die Unabhängige Missbrauchskommission in der Kirche (CIASE) mitteilte.

Bischof Eric de Moulins-Beaufort
APA/AP/Thomas Coex
Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort bekräftigte den Willen, den Missbrauchsopfern Geld zu zahlen

Opfervertreter fordern „Milliardensummen“

80 Prozent der Opfer seien Buben im Alter zwischen zehn und 13 Jahren gewesen, 20 Prozent Mädchen unterschiedlicher Altersgruppen. Bei den Taten habe es sich in fast einem Drittel der Fälle um Vergewaltigungen gehandelt.

Schon 2018 habe die Kirche entschieden, dass es Geldzahlungen an die Opfer geben solle, betonte der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz. Im März sei über einen kircheninternen Fonds für die Zahlungen entschieden worden. Diese seien jedoch keine Entschädigung oder ein Schmerzensgeld, hieß es damals. Bei der Vorstellung der Studie am Dienstag hatte ein Opfervertreter die Kirche gemahnt: „Sie müssen für alle diese Verbrechen bezahlen.“ Dabei werde es um Milliardensummen gehen.

Papst: „Moment der Schande“

Papst Franziskus kommentierte den Missbrauchsbericht vom Dienstag folgendermaßen: „Ich möchte den Opfern meine Trauer, meinen Schmerz über das Trauma ausdrücken, das sie erlitten haben“, betonte der Papst. Er empfinde „Scham“ über die „Unfähigkeit der Kirche“, Missbrauchsopfer in den Mittelpunkt ihrer Sorge zu stellen, sagte er bei seiner Generalaudienz am Mittwoch.

„Dies ist der Moment der Schande“, sagte der Heilige Vater vor den in der Audienzhalle Paul Vl. versammelten Gläubigen. Der Pontifex betonte, dass der Bericht über Pädophilie in der französischen Kirche „leider beachtliche Zahlen“ aufzeige.

„Ich ermutige die Bischöfe und Ordensoberen, weiterhin alles zu tun, damit sich ähnliche Dramen nicht wiederholen. Ich spreche den französischen Priestern meine Verbundenheit und väterliche Unterstützung angesichts dieses harten, aber gesunden Prozesses aus. Ich lade die französischen Katholiken ein, ihre Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die Kirche ein sicheres Haus für alle ist“, sagte der Papst unter dem Beifall der anwesenden Gläubigen.