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Altabt: Keine theologischen Gründe gegen Frauenweihe

„Es gibt keine theologischen Gründe, Frauen vom Weihesakrament auszuschließen.“ Das hat der emeritierte Abt des Stifts Altenburg und ehemalige Vorsitzende der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, Christian Haidinger, gesagt.

Die Frage nach der Rolle der Frauen in der Kirche habe ihn immer schon gefordert, aber auch gereizt, so Haidinger im Interview mit der Kooperationsredaktion der österreichischen Kirchenzeitungen (Ausgabe 13. Oktober): „Es beschäftigt mich sehr und ich verfolge mit Interesse die weitere Entwicklung“. Haidinger nahm im Interview auch zu anderen aktuellen kirchenpolitischen Fragen wie dem Zölibat oder der anstehenden Weltsynode Stellung.

„Als Pfarrer habe ich bald Frauen und Männer in die Leitung von Wortgottesdiensten gebeten“, so Haidinger, „das war mir immer ein Anliegen“. Die erste Frau, eine Lehrerin und Mutter von drei Kindern, habe bald darauf mit dem Theologiestudium begonnen und mit dem Doktorat abgeschlossen, erinnerte sich der emeritierte Abt und zeigte sich überzeugt: „Ich bin ganz sicher, dass die Entwicklung weitergehen muss“.

Zölibat zeitweise „schmerzlich“

Angesprochen auf den Zölibat, betonte der Ordensmann: „Es ist nicht immer leicht, aber bei Ehepaaren ist es auch nicht immer leicht. Da denke ich noch gar nicht an die auseinandergehenden Ehen oder an Mitbrüder, die weggehen, sondern gerade an die, die bleiben.“ Auch bei ihm habe es Zeiten gegeben, „in denen es schmerzlich war“, sagte er. Er sei aber überzeugt, dass es in vielen Bereichen Situationen gibt, „wo man sich durchringen muss“ – beruflich, privat oder in Freundschaften.

„Wenn sich jemand als Mönch und Priester durch den Zölibat eingeengt fühlt und sein Leben nicht entfalten kann, gilt es zu schauen, wo und wie er auf diesem Weg Gutes und Beglückendes wirken und bewirken kann“, so Haidinger. Er habe immer wieder Ehepaare in Krisen oder Scheidungssituationen begleitet oder Zweitehen gesegnet. „Es kann auch dramatische Wendungen geben. Aber grundsätzlich halte ich es für sinnvoll, dem treu zu bleiben, wofür ich mich entschieden habe.“

Synode: „Grundsätzlich hoffnungsvoll“

Was den am Wochenende startenden synodalen Prozess anbelangt, sei Haidinger „grundsätzlich hoffnungsvoll“. Er habe aber, mit Blick auf den synodalen Weg in Deutschland, auch zu zweifeln begonnen – dort musste die jüngste Vollversammlung des synodalen Wegs abgebrochen werden, weil so viele abgereist sind. „Wie soll man das dann weltweit schaffen? Es wird sicher Diözesen geben, die sich mit Elan beteiligen. Aber ob das die Mehrheit ist? Und wie wollen sie das zusammentragen?“, stellte Haidinger in den Raum.

Es sei aber jeder Prozess positiv, „wo viele ins Gespräch kommen, wo der Blick geöffnet wird und wo man mutig in Bereiche schaut, die man bis jetzt noch nicht beachtet hat, oder wo man sich auch infrage stellen lässt“, betonte der ehemalige Vorsitzende der Superiorenkonferenz. „Das Potenzial ist in jeder Richtung drinnen. Ich glaube schon, dass da viel Positives aufbrechen kann. Manche werden sich auch völlig ausklinken“, so Haidinger.

Neues Buch

Anlass für das Gespräch mit der Kooperationsredaktion war das Erscheinen von Haidingers neuem Buch „Und Gott lächelt“. In diesem lässt der 77-jährige emeritierte Abt von Stift Altenburg die unterschiedlichen Lebensstationen und Freundschaften Revue passieren. Hinter den Ereignissen, die ihn geprägt haben, habe er immer wieder das „lächelnde Gesicht Gottes“ entdecken können, auch wenn einem beileibe nicht immer zum Lachen sei: „Gott lächelt – auch hinter Wolken und trübem Himmel!“, zeigte sich Haidinger überzeugt.