Katholische Aktion

Synode: Laien versprechen „massive“ Beteiligung

Als „Schatz, den die katholische Kirche herzeigen kann“ hat der neugewählte Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, den derzeit in allen Diözesen der Welt anlaufenden synodalen Prozess bezeichnet.

Die Initiative von Papst Franziskus, allen Beteiligten mehr Gehör zu schenken und das Gemeinsame zu stärken, könne auch in der Wirtschaft und in vielen anderen Bereichen ein Wegweiser sein, befand der Theologe und Medienexperte am Donnerstag im Interview mit Kathpress. In der KAÖ werde das synodale Prinzip zwar schon vielfach gelebt, man wolle den nun gestarteten Prozess jedoch „massiv aufgreifen“ und sich aktiv daran beteiligen.

Der synodale Prozess sei ein „unglaublich flottes Vorhaben“, so Kaineder auch über die eng gesteckten zeitlichen Vorgaben aus dem Vatikan. Um von der „in der Kirche vorherrschenden hierarchischen Denkweise und der Beschäftigung mit sich selbst“ wegzukommen und Menschen einzubinden, seien Umfragen allein zu wenig.

Kirche „fluider“ gestalten

„Umfragen gibt es schon mehr als genug. Vor allem geht es darum, ins direkte, persönliche Gespräch zu kommen darüber, was Menschen bewegt und wie es in der Kirche in Zukunft weitergehen kann“, so der gewählte Präsident der Katholischen Aktion, dessen offizielle Bestätigung bei der nächsten Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz im November noch aussteht.

Ferdinand Kaineder
kathbild.at/Rupprecht
KAÖ-Präsident Kaineder: „Kirche soll mehr zur Community werden“

Hauptanliegen von Papst Franziskus ist Kaineder zufolge, „die Starrheit der Kirche aufzubrechen und sie ‚fluider‘ und anschlussfähiger zu gestalten. Sie soll mehr zur ‚Community‘ werden, die einladend, offen, bei den Menschen und für alle erreichbar ist“.

Gelingen könne das nur durch verstärkte Rücksichtnahme auch der Außenwahrnehmung, „denn es ist nur gut und gesund, wenn uns Menschen, die nicht getauft sind oder mit der Kirche nichts am Hut haben, sagen, wie sie uns erleben, wie sie unsere Sprache, Körpersprache, Symbole und Rituale wahrnehmen“. Das gemeinsame Bewältigen des Lebens auf Basis des von Jesus Christus vermittelten Menschenbildes, das einst die ersten Christen so attraktiv gemacht habe, solle so wieder in den Vordergrund rücken.

Kirche am Boden

Österreichs größte kirchliche Laienorganisation besitze auf diesem Gebiet bereits viel Erfahrung und lange Tradition. „Stark gemacht hat die KA, dass bei ihr die größte gemeinsame Vielfalt statt nur ein kleinster gemeinsamer Nenner gesucht wird. Sie ist vor Ort mit den Menschen unterwegs, ganz am Boden sozusagen, als Katholische Frauenbewegung, Männerbewegung, Jungschar und Jugend, als Katholische Hochschuljugend, Akademikerverband und Arbeitnehmerinnen.“

Viele Projekte und Aktionen dieser Teilorganisationen liefen seit Jahrzehnten, oft ohne daraus Aufheben zu machen und mit einer Beständigkeit, die große Wertschätzung verdiene, wiewohl immer auch Neues entstehen könne, so Kaineder mit Verweis auf das gerade laufende Jugendsozialprojekt „72 Stunden“.

Er selbst sei von Jugend an mit der KA vertraut, berichtete der neugewählte Präsident über seine eigene Biografie. „Ich verdanke es der Katholischen Jugend (KJ), dass ich nach der Matura zum Theologiestudium gekommen bin.“ Die KJ Land der Diözese Linz habe er im Arbeitskreis „politische Bildung“ in ihrer „lebendigsten Form kennengelernt“. Viele Jahre später engagiere er sich nun – nach beruflichen Stationen als Erzieher, Pastoralassistent, Ausbildner, Internetbeauftragter und Kommunikationsdirektor der Diözese Linz sowie zuletzt der Österreichischen Ordensgemeinschaften – seit Jahresbeginn auch im Diözesanausschuss der Katholischen Männerbewegung Oberösterreich.

Teamarbeit und Partizipation

Auch in seiner neuen Funktion an der KA-Spitze wolle er „Menschen zusammenführen, Brücken bauen, die Anerkennungs- und Wertschätzungskultur stärken, Vielfalt und Diversität leben und nach Neuem schnüffeln, um damit zu einer Verlebendigung beizutragen“, kündigte Kaineder an. Ermutigt sehe er sich dabei durch den großen Zuspruch, welchen er nach seiner Wahl im direkten Gespräch sowie in Sozialen Medien erfahren habe.

Ziel sei für ihn, dass die Katholische Aktion in der Gesellschaft, Sozialpolitik und auch in der Kirche eine deutlichere Rolle als bisher spiele „und ihre Stimme mehr als bisher erhebt“, wobei er hier keine inhaltlichen Vorgaben „von oben“ machen wolle.

Perspektive und Praxis von Frauen

Bestärkt durch die Vorgabe des Papstes, wolle er in der KA „das Synodale noch mehr als bisher als Betriebssystem installieren“, sagte der designierte Präsident. Angedacht sei, Dossiers zu bestimmten Themen wie Klima, Soziales, Arbeitswelt und Bildung partizipativ zu erarbeiten und nach Rom zu schicken, daneben werde es besondere diözesane Schwerpunkte geben.

Doch auch in der Führungsstruktur wolle er Synodalität und Partizipation umsetzen, verstehe er sich selbst doch gemeinsam mit den beiden gewählten Vizepräsidentinnen Katharina Renner und Brigitte Knell „als Gleichberechtigte im Team“. Enger Austausch, Teilhabe und gleichwertige Präsenz bei offiziellen Terminen sei ihm wichtig, ebenso wie die Perspektive und Praxis von Frauen in der KA künftig „viel mehr Platz“ bekommen werde als bisher.

Missbrauchsbericht: „Ungeschminkter Blick“

Zu sprechen kam Kaineder auch auf den in der Vorwoche präsentierten Missbrauchsbericht der katholischen Kirche in Frankreich. Dieser biete einen „ungeschminkten Blick“, auf den nun ein ehrliches „Eingeständnis, was da alles schiefgelaufen ist“ zu folgen habe. Finanzielle Entschädigungen seien unumgänglich, darüber hinaus müssten aber Verantwortliche auch das persönliche Gespräch suchen. „Erst wenn Opfer sich ernst genommen und anerkannt wissen, kann Heilung geschehen“, so die Erfahrung des angehenden KA-Präsidenten.

Die Kirche müsse die Krise als „Chance“ erkennen, um durch gemeinsamen Wandel das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen. Österreichs Winzern sei dies nach dem Weinskandal von 1985 gelungen, zog Kaineder einen Vergleich – „als man auf Bildung und Qualität setzte und zu einem führenden Weinbauland wurde“.