Feier

Weihbischof Krätzl feiert 90. Geburtstag

Der Wiener emeritierte Weihbischof Helmut Krätzl feiert am Samstag, 23. Oktober, seinen 90. Geburtstag. Krätzl war über viele Jahrzehnte in unterschiedlichen Funktionen der römisch-katholischen Kirche tätig. Beim Zweiten Vatikanischen Konzil war er als Stenograf mit dabei.

Zu Ehren Krätzls findet an seinem Geburtstag um 18.00 Uhr im Stephansdom ein Dankgottesdienst statt, dem Kardinal Christoph Schönborn vorstehen wird. Die Predigt hält Elmar Mitterstieler. Der Gottesdienst wird live von Radio Klassik Stephansdom übertragen. Im Vorfeld seines Geburtstags warb Krätzl im Kathpress-Interview einmal mehr für den mutigen Weg von Papst Franziskus. Franziskus stehe für einen neuen Aufbruch in der Kirche, das werde nicht zuletzt durch den von ihm angestoßenen Synodalen Prozess deutlich.

Freilich würden nicht alle Mitarbeiter des Papstes – sei es in der Kurie oder weltweit in den Diözesen – diesen Weg mittragen. Er hoffe aber sehr, so Krätzl, dass sich der Papst durchsetzen werde. So sei etwa mehr Synodalität für die Weltkirche dringend notwendig.

Jugendliche sollen sich einbringen

An die heutigen Jugendlichen appellierte der 90-jährige Bischof, sich mit Engagement in die Kirche einzubringen. „Die Jugendlichen sollen sich fragen ‚Wer bin ich‘, ‚Was habe ich für Fähigkeit‘, ‚Wo werde ich benötigt?‘.“ Die Kirche brauche dringend die Begabungen der jungen Leute.

Weihbischof Helmut Krätzl
kathbild/Franz Josef Rupprecht
Weihbischof Helmut Krätzl 2015

Der 90. Geburtstag des Bischofs wird u.a. auch im ORF gewürdigt. Am Dienstag, 19. Oktober, zeigt ORF 2 um 22.35 Uhr im Rahmen der Sendung „kreuz und quer“ einen biografischen Film über Weihbischof Krätzl. Am Samstag, 23. Oktober, bringt Ö1 um 19.05 Uhr im Rahmen der Sendung „Logos“ ebenfalls ein Porträt von Weihbischof Krätzl. Und auch am Sonntag, 24. Oktober, ist ein Beitrag in der Sendung „Lebenskunst“ (7.05 Uhr) dem Jubilar gewidmet.

Radio Klassik Stephansdom bringt am Samstag, 23. Oktober, um 17.30 Uhr (vor der Gottesdienstübertragung aus dem Dom) ein Porträt Krätzls aus der Sendereihe „Lebenswege“.

An der Seite Kardinal Königs

Helmut Krätzl wurde am 23. Oktober 1931 in Wien als jüngstes von vier Geschwistern geboren. Die Matura legte er 1949 am Wasa-Gymnasium ab und studierte danach bis 1954 an der Universität Wien Theologie. Schon als Kind sei er von der Liturgie fasziniert gewesen, so Krätzl. Sehr früh sei in ihm der Wunsch erwacht, Priester zu werden. 1954 wurde er schließlich zum Priester geweiht.

Nach zwei Jahren als Kaplan in Baden wurde Krätzl 1956 dem neuen Wiener Erzbischof Franz König als Zeremoniär zugeteilt. Seither war er mit Unterbrechungen in verschiedenen Funktionen immer an der Seite von Kardinal König. 1959 erwarb Krätzl in Wien sein erstes Doktorat in Theologie, 1964 erfolgte das zweite im Fach Kirchenrecht.

Stenograf beim Zweiten Vatikanischen Konzil

1960 war Krätzl gemeinsam mit Kardinal König in Kroatien auf der Fahrt zum Begräbnis von Kardinal Stepinac in einen schweren Autounfall verwickelt. Die Genesung dauerte rund ein Jahr. Danach wurde er von König zum Spezialstudium für Kirchenrecht nach Rom geschickt. In diese Zeit fiel der Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils. Krätzl war bei der ersten Session 1962 als Stenograf mit dabei.

Es folgten von 1964 bis 1969 Jahre als Pfarrer in Laa an der Thaya. An der Wiener Diözesansynode von 1969 bis 1971 war Krätzl zuerst als Pfarrer, später als Kanzleidirektor, maßgeblich beteiligt. Unter anderem wurden auch dort die Grundsätze des Konzils über das Verhältnis zum Judentum in sehr deutlicher Weise für die Erzdiözese Wien angewandt.

Bischofsweihe 1977

1977 wurde Krätzl, gemeinsam mit Florian Kuntner, über Vorschlag von Kardinal König von Papst Paul VI. zum Weihbischof für Wien ernannt. Von 1981 bis 1985 war er zudem Generalvikar. Nach dem Rücktritt von Kardinal König aus Altersgründen im Jahr 1985 wurde er vom Wiener Domkapitel zum Diözesanadministrator gewählt. Diese Funktion erlosch 1986 mit der Weihe von Hans Hermann Groer zum neuen Wiener Erzbischof.

Krätzl blieb daraufhin weiter Weihbischof – zuerst unter Kardinal Groer, dann unter seinem Nachfolger Kardinal Christoph Schönborn. Zu seinem 75. Geburtstag reichte Krätzl 2006 dem Kirchenrecht entsprechend seinen Rücktritt ein. Erst zwei Jahre später, am 6. März 2008, nahm Papst Benedikt XVI. diesen an.

Auch danach blieb der nunmehr emeritierte Weihbischof u.a. als Seelsorger und Buchautor noch viele Jahre sehr aktiv. Inzwischen lebt er krankheitsbedingt eher zurückgezogen in Wien, nimmt aber am Geschehen in Kirche und Welt nach wie vor regen Anteil.

Bildung, Bibel, Ökumene, Weltreligionen

In der Österreichischen Bischofskonferenz war Krätzl 20 Jahre für Schulfragen, zudem auch für das Referat für das Gespräch mit den Weltreligionen zuständig. Er war Leiter der Kontaktstelle für Weltreligionen und Mitarbeiter im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die ihm u.a. ein besonderes Anliegen war.

Weihbischof Helmut Krätzl 1998 mit seinem Buch „Im Sprung gehemmt“
kathbild/Franz Josef Rupprecht
Helmut Krätzl 1998

Weiters war er in der Bischofskonferenz zuständig für das Österreichische Katholische Bibelwerk, für die Ökumene (gemeinsam mit Kardinal Schönborn), das Seminar für kirchliche Berufe, den Theologischen Fernkurs und das Institut Janineum.

In der Erzdiözese Wien wurde Krätzl 1986 zum Domkapitular von St. Stephan ernannt, er war zudem von 1987 bis 2004 Bischofsvikar für Katholische Erwachsenenbildung und von 2004 bis zu seiner Emeritierung 2008 Bischofsvikar für die ökumenischen Belange in der Erzdiözese Wien.

Bücher und Auszeichnungen

Krätzl veröffentlichte insgesamt rund 15 Bücher, von denen etwa der 1998 erschienenen Band „Im Sprung gehemmt". Was mir nach dem Konzil noch alles fehlt“ besondere öffentliche Beachtung fand. Darin ging er kritisch mit den Entwicklungen der römisch-katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanum ins Gericht. Sein letztes Buch „Meine Kirche im Licht der Päpste“ veröffentlichte er 2016.

Dem Wiener Weihbischof wurden im Laufe der Zeit zahlreiche Auszeichnungen zuteil; so etwa das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1991), das Goldene Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (1992), das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1996), das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (2006), der Ehrenpreis des Viktor-Frankl-Fonds der Stadt Wien für das Lebenswerk (2013), die Julius-Raab-Medaille (2012) und der Kardinal-König-Preis (2015).