Synodaler Prozess

Glettler: Synodalen Prozess nicht mit fixen Forderungen antreten

Mit einer „Sendungsfeier“ im Jakobsdom sind am Sonntag über dreißig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diözese Innsbruck in das kirchliche Berufsleben gestartet. Bischof Hermann Glettler nahm in diesem Rahmen nicht nur ihre Entsendung für den Dienst in der Kirche und in der Welt vor.

Der Gottesdienst stand darüber hinaus auch im Zeichen des Synodalen Prozesses, der an diesem Tag in den Diözesen weltweit startet. Die Diözese Innsbruck springt damit vom Petrus-Canisius-Jubiläumsjahr direkt in die Weltsynode der Katholischen Kirche.

In seiner Predigt rief Glettler dazu auf, im Synodalen Prozess nicht „mit festgezurrten Überzeugungen und Forderungen aufeinander loszugehen“, denn es gehe „mit Sicherheit nicht darum, lange Listen von Wünschen und Forderungen nach Rom zu schicken“.

Eine Frage der Gemeinschaft

Glettler hob die Notwendigkeit hervor, dass sich jeder selbst in Frage stellen lässt: "Leben wir Gemeinschaft, die offen und zugänglich ist, oder sind wir zu einem kirchlichen Club verkommen, ganz egal ob konservativ oder liberal?

Die Weg-Gemeinschaft mit Jesus ist läuternd und heilsam, denn die Absichten und Wünsche unseres Herzens sind ihm nicht verborgen. Neid, Rivalität und Karrierestreben gefährden immer das Miteinander-Unterwegssein."

Weiter notwendig sei die eigene Bekehrung: „Wir möchten so schnell Lösungen für alle anstehenden Probleme, gute Programme und Erfolge. Wichtig ist unsere eigene Bekehrung – weg von idealen Kirchenträumen hin zu einem Ja für die Menschen, zu denen wir gesendet sind. Nur so wird Kirche als heilsame Weg-Gemeinschaft wahrgenommen – nicht als ferne, irrelevante Institution.“

Dienst statt Status als Service

Zuerst und zuletzt gehe es um „Service“, so Glettler. Er erinnerte, dass Jesus eine verbindliche Kirchenordnung vorgegeben habe, in der nicht Status, sondern Dienst angesagt sei, also Service: "Natürlich gibt es berechtigte Einwände, dass Kirche doch mehr sei als eine Servicestation, die von den Leuten nur aufgesucht wird, wenn sie etwas brauchen.

Aber warum auch nicht? Und vergessen wir nicht, dass das erste Service immer Gott an uns verrichtet. Seine heilsame Zuwendung ist immer ein Rundum-Service, weil er weiß, wo wir seine Hilfe, Vergebung und Heilung brauchen. Jesus selbst ‚ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen‘."

Service statt Urteil beim AMS

Der Bischof schilderte zur Illustration ein Erlebnis, nämlich die Einweihung des neuen AMS-Hauptstandortes am Bahnhofgürtel in Graz, wo er Pfarrer gewesen sei: "Der Leiter der AMS-Servicestelle sagte in seinem bemerkenswerten Statement: ‚Wir müssen demütig unseren Dienst hier tun.‘ Ich traute fast meinen Ohren nicht, dass so unverkrampft von Demut die Rede war. Und die Begründung lautete: ’Wir wissen nicht, was die Menschen, die als Arbeitslose zu uns kommen, alles schon durchgemacht haben.

Wir dürfen nicht über sie urteilen, sondern ihnen unser Service anbieten.’ Ich war beeindruckt. Ja, Service ist unsere Aufgabe. Kirche als Service-Center für den ganzen Menschen – für Leib, Herz und Seele. Und wie wir wissen gibt es genug zu tun. Die Belastungen nehmen zu, Ängste und Unsicherheiten treiben viele um. Es braucht eine Kirche an der Seite der Menschen", so das Plädoyer des Innsbrucker Bischofs.