In der Hauptstadt Dhaka fanden am Montag zahlreiche Protestaktionen statt. Mitglieder der „International Society for Krishna Consciousness“, Studierende sowie Professorinnen und Professoren der Universität von Dhaka blockierten eine Straßenkreuzung, um für Gerechtigkeit zu demonstrieren. Weitere Hindu-Gruppen beteiligten sich am friedlichen Protest.
Auch die Vereinten Nationen forderten die Regierung auf, Maßnahmen gegen die Gewaltakte zu ergreifen. „Die jüngsten Angriffe auf Hindus in Bangladesch, angeheizt durch Hassreden in den sozialen Medien, verstoßen gegen die Werte der Verfassung und müssen aufhören. Wir fordern die Regierung auf, für den Schutz von Minderheiten und eine unparteiische Untersuchung zu sorgen“, twitterte etwa Mia Seppo, UNO-Koordinatorin in Bangladesch.
450 Personen festgenommen
Nachdem vergangenen Mittwoch ein Foto in sozialen Medien verbreitet wurde, das einen Koran zu Füßen einer Hindu-Gottheit bei den Durga-Puja-Feierlichkeiten in einem Tempel zeigt, protestierten hunderte Musliminnen und Muslime auf den Straßen. Sie warfen Hindus Gotteslästerung vor.
Es folgten Attacken radikaler Islamisten auf Hindu-Tempel und am Sonntag brannten in einem Dorf unbekannte Angreifer 26 Häuser von Hindus nieder. Die Warnung der Regierung, dass Gewaltakte streng bestraft würden, konnte die Übergriffe nicht verhindern. Am Dienstag berichtete die Polizei, es seien 450 Personen wegen Attacken gegen Hindus verhaftet worden.
Säkular und islamisch
Lokale Medien berichteten, dass sechs Hindus bei verschiedenen Angriffen zu Tode kamen, bestätigt werden konnten die Zahlen aber nicht. Im mehrheitlich muslimischen Bangladesch leben 160 Millionen Menschen, neun Prozent der Bevölkerung sind Hindus.
Meist leben Hindus und Muslime friedlich zusammen, es kommt aber auch immer wieder zu Spannungen und gewalttätigen Eskalationen. Der Islam ist in Bangladesch Staatsreligion, das Land bekennt sich aber zum Säkularismus. Über deren Vereinbarkeit wurde in der Vergangenheit immer wieder diskutiert.