Feiertag

Was zu Allerheiligen wirklich gefeiert wird

Zu Allerheiligen am 1. November gedenken Katholikinnen und Katholiken traditionell ihrer Verstorbenen. Seinem ursprünglichen Sinn nach ist der Tag für das Totengedenken allerdings das Allerseelen-Fest am 2. November.

Dass sich das Totengedenken mehr und mehr auf den Allerheiligentag verschoben hat, hat vor allem pragmatische Gründe, schließlich ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag. Aber auch theologisch stehen beide Feste in einem engen Zusammenhang. So gründen Allerheiligen und Allerseelen in der christlichen Überzeugung, dass durch Jesus Christus eine Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten besteht.

Zu Allerheiligen wird – wie der Name bereits sagt – der Heiligen und Seligen der Kirche gedacht. Auf diese Weise sollen insbesondere jene Heiligen in den Mittelpunkt gerückt werden, derer nicht durch eigene Feiertage im Jahreskreis gedacht wird und welche nicht im alltäglichen Bewusstsein präsent sind. Hintergrund ist hier die Lehre der römisch-katholischen Kirche, wonach alle Gläubigen zur Heiligkeit berufen sind. Früher wurde Allerheiligen nach Pfingsten begangen; die liturgische Farbe ist daher weiß. Zum Evangelium werden in allen Lesejahren die Seligpreisungen aus der Bergpredigt gelesen.

Eine brennende Kerze
APA/Barbara Gindl
Kerzen spielen sowohl zu Allerheiligen als auch zu Allerseelen für viele eine Rolle

Zu Allerseelen am 2. November begehen Katholikinnen und Katholiken das Gedächtnis für die Verstorbenen. Durch Gebet, Fürbitte, Almosen und Friedhofsgänge gedenken die Gläubigen an diesem Tag traditionell der Seelen im Fegefeuer und widmen ihnen Ablässe. Die liturgische Farbe des Festes ist violett.

Fest für alle Heiligen, Märtyrerinnen und Märtyrer

Das Fest Allerheiligen hat seinen Ursprung im 4. Jahrhundert in der Osthälfte des Römischen Reiches. Es fasst alle Heiligen, Märtyrer und Apostel an einem einzigen Festtag zusammen. Ursprünglich wurde der „Herrentag aller Heiligen“ am 1. Sonntag nach Pfingsten gefeiert.

Im Zuge der Christenverfolgungen war die Zahl der Märtyrer rasant angestiegen, sodass es ratsam erschien, einen Festtag für all jene Heiligen einzuführen, denen im kirchlichen Kalender kein eigener Gedenktag eingeräumt werden konnte. Ende des 8. Jahrhunderts verbreitete sich das Fest von Frankreich aus auf die gesamte Westkirche. Papst Gregor IV. legte Allerheiligen 835 dann auf den 1. November fest.

Allerseelen offiziell jünger als Allerheiligen

Theologisch steht das Fest in engem Bezug zu Ostern und der Auferstehung der Toten, da die Heiligen laut christlicher Überzeugung bereits in Gemeinschaft mit Gott stehen und die „Kirche des Himmels“ bilden. Den Gläubigen soll das Gedenken Motivation sein, das eigene Leben intensiver im Sinne des Evangeliums zu leben und so einen Weg der „Heiligkeit“ zu gehen.

Die Wurzeln von Allerseelen gehen auf das Jahr 998 zurück, in dem der Abt des französischen Benediktinerklosters Cluny, Odilo von Cluny, den Tag als Gedenktag für alle verstorbenen Gläubigen in seinem Kloster festgesetzt hatte. Christliche Feste zum Totengedenken gibt es allerdings bereits seit dem zweiten Jahrhundert. Die offizielle Festsetzung des Gedenktages erfolgte erst spät – im Jahr 1915 durch Papst Benedikt XV.

Striezel: Symbolische Seelenspeisung

Traditionell besuchen viele Menschen an diesen beiden Tagen ihre Verstorbenen am Friedhof, schmücken die Gräber mit Blumen, zünden Kerzen an und beten für sie. Nachmittags finden zu Allerheiligen in vielen Pfarren auch Gräberumgänge und Gräbersegnungen statt. Ein beliebter Brauch ist auch der Allerheiligenstriezel oder der Allerheiligenzopf, eine symbolische Form der Seelenspeisung. Das süße Germgebäck wird meist zu Allerseelen verschenkt.

Mehrere Striezel auf einem Tisch
APA/EXPA/ Stefanie Oberhauser
Striezel sind ein beliebtes Geschenk zu Allerheiligen und Allerseelen

In einigen Regionen Österreichs wird dieser Tag auch „Godntag“ oder „Godltag“ genannt, da der Pate oder die Patin dem Patenkind einen Allerheiligenstriezel schenkt. Traditionell werden zu Allerheiligen auch zu Ehren aller in den Weltkriegen gefallenen Soldaten Gedenkfeiern mit Kranzniederlegung gefeiert und Gedenktafeln und Kreuze an Straßenrändern aufgestellt.

Halloween und Allerheiligen

Kinder verbinden mit Allerheiligen verstärkt auch das Halloween-Brauchtum, das seinen Weg aus dem angelsächsischen Sprachraum nach Österreich gefunden hat. Der Ursprung des Festes ist eng mit dem christlichen Allerheiligentag verbunden. So geht der Name auf die englische Bezeichnung „All Hallows eve“, also den Vorabend des Allerheiligenfestes, zurück.

Kinder ziehen am 31. Oktober verkleidet durch die Straßen und bitten um Süßigkeiten. In Mexiko wird rund um Allerheiligen der Dia de los muertos gefeiert, ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten, bei dem sich indigene und christliche Traditionen vermischt haben.