Evangelische Kirche Deutschland
APA/dpa-Zentralbild/Jens Wolf
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Deutschland

Evangelische Kirche startet Missbrauchsstudie

Sexueller Missbrauch in der Evangelischen Kirche in Deutschland bekommt nach Ansicht des Betroffenen Detlev Zander immer noch zu wenig Beachtung. Eine Studie, an der Betroffene selbst als Co-Forschende fungieren, soll das nun ändern.

Durchgeführt wird die Studie von einem unabhängigen Institut, finanziert von der Evangelischen Kirche. „Die EKD hat das schon immer gut verstecken können, ihre sogenannten Skandale“, sagte Zander am Donnerstag in München bei der Vorstellung der neuen Betroffenen-Studie, an der er mitarbeitet. Und das sei ihr auch gelungen, „weil sich die evangelische Kirche gern hinter der katholischen versteckt“.

Besonders ist an dieser Studie, dass Betroffene stark einbezogen werden, nicht nur als Interviewpartner, sondern als Co-Forschende. Wie Domradio.de am Freitag berichtete, erhalten sie „die Interviews, die in dieser Studie geführt werden, mit anderen Betroffenen, mit Verantwortlichen, auch mit Tätern, in anonymisierter Form“. Auch ihre Expertise sei gefragt und werde von den Forschenden mit in die Erforschung des Missbrauchs in der Evangelischen Kirche und ihrer Diakonie mit eingebracht.

Betroffene gesucht

Durchgeführt wird die Studie vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP), das auch schon Missbrauch in Kinderheimen und im katholischen Kloster Ettal aufgearbeitet hat. Ziel der Studie ist laut IPP-Mitteilung „eine Gesamtanalyse evangelischer Strukturen und systemischer Bedingungen, die sexualisierte Gewalt begünstigen und ihre Aufarbeitung erschweren“.

Die IPP-Untersuchung ist eine von fünf Teilstudien, die ein Gesamtbild über die Situation in der evangelischen Kirche in Deutschland geben sollen. Finanziert wird das Projekt von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Ergebnisse sollen Ende 2023 vorliegen. Dafür werden allerdings noch Betroffene benötigt, die sich an der Studie beteiligen wollen, wie Zander betonte.