Allerheiligen

Bischöfe zur Aktualität von Allerheiligen

Allerheiligen ist ein Fest von bleibender Aktualität und nicht etwa eine „katholische Fehlform“ des Glaubens: Das haben österreichische Bischöfe in ihren Predigten aus Anlass des Allerheiligenfestes betont.

„Zu Allerheiligen richten wir den Blick zum Himmel“ und auf Männer und Frauen, die „ihr ganzes Leben in den Dienst Gottes und der Menschen gestellt“ haben, unterstrich etwa der Feldkircher Bischof Benno Elbs in seiner Predigt.

Je stärker der Alltag durch „Streit, Kränkungen, Stress oder Nebensächlichkeiten“ bestimmt sei, desto mehr brauche es ein Fest wie Allerheiligen, um „den Himmel ins Leben hereinzuholen und aufzuzeigen, wie das Leben Gottes hier auf Erden schon Wirklichkeit sein könnte.“

++ ARCHIVBILD ++ ERZBISCHOF FRANZ LACKNER / KARDINAL CHRISTOPH SCHöNBORN
APA/BARBARA GINDL
Allerheiligen ist ein Fest von bleibender Aktualität und nicht etwa eine „katholische Fehlform“ des Glaubens: Das haben österreichische Bischöfe in ihren Predigten aus Anlass des Allerheiligenfestes betont

Orientierung durch biblische Seligpreisungen

Orientierung zu einer Form moderner Heiligkeit böten etwa die biblischen Seligpreisungen, so der Feldkircher Bischof weiter. Sie stellten keine Überforderung dar, sondern zeigten eine Alternative des Lebens auf, wie sie sich auch im Leben der Heiligen zeige.

Insofern könne man sich von den Seligpreisungen „anstoßen lassen: zu einem guten Leben, das Liebe fördert; und zu einem Glauben, der den weiten Horizont der Hoffnung weckt“. Darin seien zudem Allerheiligen und Allerseelen (2. November) verbunden: „Denn die Erinnerung an die Heiligen ist eng verwoben mit dem Gedenken an unsere Verstorbenen“.

Lackner: Kriterien für „Heilige unserer Tage“

Kriterien für „Heilige unserer Tage“ zeigte auch der Salzburger Erzbischof Franz Lackner bei seiner Predigt im Salzburger Dom auf: Angesichts einer fortdauernden Zurückdrängung des Religiösen ins Private brauche es schließlich kraftvolle Vorbilder im Glauben, um den Auftrag eines „Aufbaus einer Gesellschaft in Gerechtigkeit“ wahrnehmen zu können.

Entscheidende Haltungen für ein modernes Verständnis von Heiligkeit seien etwa Besonnenheit und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Weiters zähle das Bewusstsein dazu, als Gemeinschaft in einer großen Tradition zu stehen: „Wir haben eine Herkunft, der wir vieles verdanken“, so Lackner. Auch daran erinnern Allerheiligen und Allerseelen.

Hoffnung als Grundhaltung

Als „wichtigste Grundhaltung des Heiligen unserer Zeit“ benannte Lackner schließlich die Hoffnung: "Heute herrscht weithin Hoffnungslosigkeit. Es brennt auf der ganzen Welt, nun auch in Österreich, die Klimaproblematik, eine nicht enden wollende Pandemie, zudem viel innere, seelische Not.

All das trägt dazu bei, Hoffnung schwinden zu lassen." Lackner abschließend: „Bemühen wir uns in je eigener Umgebung um Besonnenheit im Urteil, um die gesunde Lehre; fassen wir erneuert den Vorsatz für das gute Wort und die gute Tat; und erneuern wir die Sehnsucht nach Ihm, der mit uns ist, und auch uns und der Welt von heute Hoffnung gibt.“

Schönborn: „Keine asketischen Meisterleistungen“

Heilige sind keine Menschen, die „asketische Meisterleistungen“ erbracht haben oder besondere Werke vollbringen, sondern Menschen, denen Gott „etwas von sich selber gibt“: Das hat der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, bei seiner Predigt am Montagmorgen im Stephansdom betont.

„Heiligkeit bedeutet, dass Gott uns in seine Arme nimmt und sagt ‚Du bist mein Kind‘“, so Schönborn. Insofern seien alle Menschen gleichermaßen berufen, „Heilige zu werden – nicht, weil wir Großartiges vollbracht hätten, sondern weil wir Seine Gnade und Liebe empfangen dürfen“.

„Wenn Gott mir etwas von sich gibt“

Dieses Verständnis von Heiligkeit erläuterte der Kardinal anhand einer Begegnung, die bereits über 50 Jahre zurückliege und die ihn doch bis heute präge: So habe ihm damals ein in Wien lebender russischer Offizier, Nicolas Rajewski, von einer Begebenheit in der Fremdenlegion erzählt, in der er einem deutschen Fremdenlegionär begegnet sei, der schwer verletzt und im Sterben lag.

Dieser Soldat, der für seine Grausamkeit bekannt gewesen sei, habe zu ihm, Rajewski, gesagt: "Wenn ich jetzt sterbe und mit meinem ganzen schmutzigen Leben vor Gott komme, dann werden die Heiligen auf mich zeigen und ich muss mich schämen und ich kann nicht in den Himmel kommen.

Aber wenn Gott mir etwas von sich gibt, von sich selber gibt, dann können die Heiligen nichts gegen mich sagen." Er halte diesen Satz – „Wenn Gott mir etwas von sich gibt“ – für eine treffende Definition dessen, was Heiligkeit bedeute, schloss der Kardinal.