Bestellung

Vatikanstaat bekommt erstmals Vizeregierungschefin

Der Vatikanstaat bekommt eine Vizeregierungschefin. Papst Franziskus ernannte am Donnerstag die italienische Sozialwissenschaftlerin und Ordensfrau Raffaella Petrini (52) zur Generalsekretärin des vatikanischen Governatorats.

Sie war bisher Offizialin der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Petrini übernimmt als erste Frau das Amt der Generalsekretärin des Vatikan-Governatorats, des Organs, das die Exekutivgewalt im Vatikan ausübt. Die Italienerin ist in ihrem neuen Amt für die Verwaltung im Vatikanstaat verantwortlich und damit für die Aufsicht über die Museen, die Post und die Polizei. Der Posten des Generalsekretariats im vatikanischen Governatorat war bisher traditionell von Bischöfen besetzt worden, wie der „National Catholic Reporter“ berichtete.

Petrini wurde 1969 in Rom geboren. Sie gehört dem Orden Fransiscan Sisters of the Eucharist an, der 1973 in den USA gegründet wurde. Sie hat einen Abschluss in Politikwissenschaften und einen Doktortitel von der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin („Angelicum“) in Rom, wo sie derzeit als Dozentin tätig ist. Seit 2005 gehört sie der Kongregation für die Evangelisierung der Völker an. Der Papst hatte im August die italienische Ordensfrau und Wirtschaftswissenschaftlerin Alessandra Smerilli zur Sekretärin und damit Vize-Leiterin der vatikanischen Entwicklungsbehörde ernannt

Governatorat als Staatsverwaltung

Petrinis Stellvertreter im Governatorat wird der bisherige Leiter des dortigen Rechtsbüros, Giuseppe Puglisi-Alibrandi (55). Erst im September hatte Franziskus Bischof Fernando Vergez Alzaga (76) zum neuen Regierungschef für den Vatikanstaat ernannt. Der aus dem spanischen Salamanca stammende Geistliche war zuvor Generalsekretär der Regierung des Vatikanstaates.

Das Governatorat wurde 1939 gegründet und ist die Staatsverwaltung der Vatikanstadt. Es besteht aus einer Kommission von sieben Kardinälen, der ein Präsident vorsteht. Das Governatorat wiederum untersteht der Päpstlichen Kommission für den Staat der Vatikanstadt. Staatsoberhaupt ist Papst Franziskus.

Frauen in zentralen Funktionen

Franziskus betont immer wieder, dass Frauen eine größere Rolle in der katholischen Kirche spielen sollen. Im Jänner hatte er das Kirchenrecht geändert, um Frauen mehr Aufgaben im Gottesdienst zu ermöglichen. Im Februar ernannte er die Französin Nathalie Becquart zur Untersekretärin der Bischofssynode. Sie erhielt damit als erste Frau in der Geschichte der katholischen Kirche ein Stimmrecht bei der Bischofssynode.

2016 hatte der Papst eine Kommission eingesetzt, um die Rolle von frühchristlichen Diakoninnen in der katholischen Kirche zu untersuchen. Da die Untersuchung keine eindeutigen Ergebnisse brachte, setzte Franziskus im vergangenen Jahr eine neue Arbeitsgruppe ein.