Deutschland

Pastorin für Rolle in Horrorfilm ausgezeichnet

Susanne Jensen, evangelische Pastorin im deutschen Schleswig-Holstein, hat einen Preis für die beste weibliche Hauptrolle in dem Horrorfilm „Luzifer“ des österreichischen Regisseurs Peter Brunner erhalten.

Jensen erhielt die Auszeichnung für ihre Darstellung einer strenggläubigen Mutter beim Fantastischen Filmfestival im spanischen Küstenort Sitges. Ihren Filmsohn verkörpert Franz Rogowski, der beim Sitges-Festival als bester männlicher Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde.

Uraufgeführt wurde das Werk im Sommer auf dem Internationalen Filmfestival von Locarno. In die deutschen und österreichischen Kinos soll der Film voraussichtlich im Frühjahr 2022 kommen, berichtete die Deutsche Nachrichten-Agentur (dpa) am Mittwoch.

„Wahrhaft Gläubige“ gesucht

Brunner habe eine „wahrhaft Gläubige“ gesucht, so Jensen zur dpa. Und ist bei seinen Recherchen auf die ungewöhnliche Pastorin aus Schleswig-Holstein gestoßen, die auch malt und ihre Kunstwerke unter anderem auf Instagram zeigt. Dem gängigen Bild einer Pastorin auf dem Land entspricht Jensen – mit kahlrasiertem Kopf und tätowiert – nicht.

Fillmstill aus „Luzifer“ von Peter Brunner, im Bild Susanne Jensen und Franz Rogowski
Ulrich Seidl Film Produktion GmbH
Fillmstill aus „Luzifer“ von Peter Brunner, im Bild Susanne Jensen und Franz Rogowski

Sie hat in ihrem Leben viel Leid erfahren, ist Gewalt- und Missbrauchsüberlebende, wie sie es nennt. Sie spricht offen über die sexuelle Gewalt, die sie früher erlebt hat, den Missbrauch durch einen katholischen Pfarrer mit Anfang 20, als sie nach einer Erwachsenentaufe katholische Ordensfrau werden wollte.

Sie spricht über ihre Traumata, ihre Schmerzen, ihre multiple Persönlichkeit. Und darüber, dass sie dies alles in ihren Act gelegt habe. „Jede Träne in dem Film ist echt. Jeder Schrei. Jede Angst. Jedes Lächeln.“

Von wahrer Geschichte inspiriert

Inspiriert ist der Film, der im September und Oktober 2019 innerhalb von 35 Tagen in Österreich gedreht wurde, von einer wahren Geschichte. Johannes (Rogowski), ein Mann mit der geistigen Entwicklung eines vierjährigen Kindes, lebt mit seinem Adler und seiner streng gläubigen Mutter Maria (Jensen) abgeschieden in einer Almhütte.

„Der Alltag innerhalb dieser hermetischen Welt wird bestimmt von Gebeten und Ritualen“, heißt es in der Pressemappe zum Film. „Doch zwischen Natur- und Schöpferverehrung schieben sich plötzlich moderne Fremdkörper und Störgeräusche: Die touristische Erschließung ihres Paradieses droht dasselbe zu vergiften und den Teufel zu wecken.“

Wie Religion das Leben von Menschen präge, beeinflusse und verändere, sei ihm schon seit seiner Kindheit als rätselhaft und beinahe unheimlich erschienen, sagte Regisseur Brunner laut Pressemappe zum Film. "Die wahre Geschichte einer Teufelsaustreibung, in der ein Sohn seine erkrankte Mutter mit einer Bibel erschlug um sie zu retten, wurde für mich zum Ausgangspunkt von „Luzifer". Wie kommt man in die Umklammerung des Fanatismus und wie auch wieder heraus?“ Ein klassischer Horrorfilm ist „Luzifer“ auch für die Pastorin nicht. Das Teuflische sei das Tragische, das geschehe.