Die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) verlegte mit Blick auf die möglichen Beschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie mehrere Veranstaltungen und Angebote gleich ins Internet: Kerzenanzünden online, eine kurzweilige Erklärung von Chanukka im Rahmen der Reihe „Jiddisch für Anfänger“ mit dem Musiker Roman Grinberg und dem schon 2020 veranstalteten Chanukka-Drive-in im Autokino in Groß-Enzersdorf (soweit es die CoV-Vorgaben zulassen).
Geplant ist, eine Eis-Chanukkia zu entzünden, ein Kahoot-Spiel (Fragespiel) zu veranstalten, Live-Acts und eine Tombola. Koscheres Essen kann zum Auto bestellt werden.
Mit dem Fest gedenken Jüdinnen und Juden der Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem. Im Jahr 165 v. Chr. hatten die Makkabäer die Seleukiden-Dynastie von Syrien besiegt. Unter der Herrschaft des Königs Antiochus IV. waren die jüdische Kultur und Religionsausübung verboten.
Für Religionsfreiheit kämpfen
Die Makkabäer kämpften für ihre Religionsausübung und gewannen manche Juden zurück, die sich dem Druck der Verbote gebeugt hatten. Das Chanukka-Fest ist laut dem Oberrabbiner von Wien, Jaron Engelmayer, damals wie heute aktuell. Denn „es geht um das Überleben des Judentums, aber auch um Religionsfreiheit und den Pluralismus“, so Engelmayer.
Vor 2.200 Jahren sei versucht worden, alle kulturell gleichzuschalten. Der Widerstand der Juden habe dafür gesorgt, dass das Judentum überlebt, so der Oberrabbiner. Heute gehe es darum, stolz auf die eigene Tradition zu sein, gleichzeitig aber auch die Bräuche, Religionen und anderen Traditionen zuzulassen und eben auch nicht alles gleichzuschalten.
In Öl zubereitete Speisen
165 v. Chr., nach der Reinigung des von den Herrschern entweihten Tempels, stand die Wiedereinweihung durch das Entzünden der Menora, des siebenarmigen Kerzenhalters, bevor, doch fanden die Gemeindemitglieder nur noch einen Krug mit koscherem Öl. Diese Menge reichte gewöhnlich für einen Tag.
Wundersamerweise brannten die Kerzen der Überlieferung zufolge aber acht Tage mit dem vorhandenen Öl, bis neues hergestellt werden konnte. Dadurch entstand der Brauch, zu Chanukka einen achtarmigen Kerzenleuchter, die Chanukkia, zu verwenden. Meist hat dieser noch einen Platz für eine neunte „Diener“-Kerze (Schamasch), mit der die anderen angezündet werden.
In Erinnerung an das Ölwunder werden zum Fest Speisen, die in Öl zubereitet werden, wie Krapfen (Sufganiot), Kartoffelpuffer und Donuts gegessen – und zwar in großer Zahl, wie Grinberg in seinem Video erklärt. Gutes Essen und in Öl herausgebackene Speisen gehören zu Chanukka dazu – laut dem Oberrabbiner ist das „zwar nicht gesund, aber für diese Woche gehört es dazu und schmeckt gut“. Kleinere (Geld-)Geschenke an die Kinder erinnern an das christliche Weihnachten, ebenso der Name Chanukka – er bedeutet „Weihe“.