Wien

Metropolit Arsenios zehn Jahre im Amt

Metropolit Arsenios (Kardamakis), Oberhaupt der Griechisch-orthodoxen Kirche in Österreich (und Ungarn), feiert am 4. Dezember, sein zehnjähriges Amtsjubiläum. Er gilt als engagierter Förderer des orthodoxen Lebens in Österreich sowie der vertieften Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Kirchen im Land.

Der Metropolit ist auch Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich. Die Zahl der griechisch-orthodoxen Gläubigen in Österreich wird laut Kardamakis auf rund 30.000 geschätzt. Genaue Angaben gibt es nicht. Der Metropolit hat seinen Amtssitz in Wien. Für die Seelsorge in Österreich kann Metropolit Arsenios auf aktuell auf 15 Priester und zwei Diakone zurückgreifen. Griechisch-orthodoxe Kirchengemeinden bzw. Pfarren gibt es in Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck, Kufstein, Klagenfurt, Bregenz, Graz, Leoben und Mödling.

Kardamakis ist als Exarch auch für die griechisch-orthodoxen Gläubigen in Ungarn zuständig. Als ständiger Vertreter von Metropolit Arsenios wirkt in Ungarn Weihbischof Paisios (Larentzakis). Dazu kommen für die Seelsorge neun Priester. In Ungarn gibt es zwischen 8.000 und 10.000 Gläubige, die zur Griechisch-orthodoxen Kirche gehören. Kirchen und Kirchengemeinden gibt es in Budapest, Beloiannisz, Szigetszentmiklos, Karcag, Kecskemet und Szentes. Als Metropolit Arsenios 2011 seinen Dienst als Bischof von Österreich und Ungarn antrat, gab es in Österreich nur zwei aktive Priester und in Ungarn vier.

Metropolit Arsenios (Kardamakis) bei seiner Inthronisation 2011
APA/Georg Hochmuth
Metropolit Arsenios

Kooperationen mit katholischen Gemeinden

Mit der Entwicklung der griechisch-orthodoxen Gemeinden in Österreich zeigte sich der Metropolit im Kathpress-Interview sehr zufrieden. Bis auf Wien und Leoben sind die griechischen Gemeinden in katholischen Gemeinden bzw. Kirchen zu Gast. Der Metropolit hob dieses besondere Zeichen der Gastfreundschaft hervor und betonte die ökumenische Verbundenheit in Österreich. Zugleich räumte er freilich ein, dass man auch gerne eigenen Kirchen und Gemeindezentren hätte. In Salzburg und Graz sei man diesbezüglich aktuell auf der Suche.

In den Bundesländern sei es grundsätzlicher schwieriger als in Wien, die Gemeinden lebendig zu halten, räumte der Metropolit ein. „Aber ich sage immer, wir sind eine missionarische Kirche. Wir bauen und arbeiten für die Zukunft. Andere werden dann die Früchte ernten.“

Sehr zufrieden zeigte sich der Metropolit mit der Entwicklung der deutschsprachigen griechisch-orthodoxen Gemeinden. Solche gibt es in Wien, Mödling und Leoben. Deutsch werde ganz grundsätzlich in der Griechisch-orthodoxen Kirche im Land immer wichtiger, so Kardamakis. Das sei eine ganz natürliche Entwicklung. Zugleich gelte es für die Gläubigen natürlich auch, ihre griechischen Traditionen zu pflegen, was kein Widerspruch sei.

Älteste Diasporaschule weltweit

Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang auch der griechischen Nationalschule in Wien zu. In der Schule im ersten Bezirk werden aktuell rund 380 Schülerinnen und Schüler in griechischer Sprache, Kultur und Geschichte unterrichtet. Der Unterricht findet am Nachmittag in Ergänzung zum regulären Schulbesuch statt.

Die Schule ist die älteste griechische Schule der Diaspora weltweit. Die Gründung einer griechischen Schule wurde 1801 von der griechisch-orthodoxen Gemeinde zur Heiligen Dreifaltigkeit beschlossen. Am 6. Mai 1804 verlieh ihr Kaiser Franz I. das Öffentlichkeitsrecht. Heute befindet sich die Schule immer noch in den traditionsreichen Räumen der ehemaligen Nationalschule im ersten Stock über der Dreifaltigkeitskathedrale. Dort befindet sich seit 1963 auch die Metropolis von Austria. Kardamakis ist als Metropolit auch Direktor der Schule.

Seit Kurzem gibt es auch in Graz und Salzburg analoge Nationalschulen. Diese würden von jeweils rund 60 Kindern besucht, berichtete der Metropolit.

Zicksee: Klosterbau verschoben

Auf das orthodoxe Kloster in St. Andrä/Zicksee angesprochen, sagte Metropolit Arsenios, dass man bewusst den Baustart verzögert habe. Die Finanzierung sei schon weit gediehen, doch die Coronavirus-Pandemie habe die Preise in der Baubranche empfindlich in die Höhe getrieben. Man warte auf günstigere Bedingungen. Die Planungen bzw. Arbeiten im Hintergrund gingen freilich weiter und er hoffe sehr, dass der Baustart im nächsten Frühjahr erfolgen könne, so der Metropolit. Vor gut einem Jahr, am 26. September 2020, war der Grundstein für das neue Kloster gelegt worden. Zuerst soll die Kirche gebaut werden.

Orthodoxe Bischofskonferenz

Als Repräsentant des Ökumenischen Patriarchats in Österreich ist Metropolit Arsenios auch Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich. Diese wurde 2010 gegründet und ist das höchste Gremium der orthodoxen Kirche in Österreich. Sie vertritt die Kirche gegenüber dem Staat Österreich und seinen Behörden. Zugleich ist die Bischofskonferenz für gesamtösterreichische Aktivitäten zuständig. Das betrifft vor allem den Religionsunterricht, die Militär- und Krankenhausseelsorge sowie die Jugendarbeit.

Nach einer längeren pandemiebedingten Zwangspause war die Bischofskonferenz erst vor wenigen Tagen zu einer Vollversammlung zusammengekommen, bei der u.a. die Pandemie ein Hauptthema war, wie Metropolit Arsenios gegenüber Kathpress berichtete. Auch die orthodoxe Kirche in Österreich habe analog zur katholischen Kirche die Sicherheitsmaßnahmen bei Gottesdiensten verschärft. Dies betreffe etwa den Mindestabstand zwischen den Gläubigen, das ständige Tragen einer FFP2-Maske und weitere Hygienevorschriften.

Fokus auf Klimaschutz

Ein Thema, dass die Orthodoxie künftig noch stärker aufgreifen wird, ist der Klimaschutz, wie der Metropolit weiter ausführte. So wolle man etwa auch in den eigenen griechisch-orthodoxen Gemeinden künftig noch mehr Augenmerk auf Umweltschutz und Klimaneutralität legen.

Allerdings, räumte der Metropolit ein, sei in der Orthodoxen Bischofskonferenz auch nicht alles eitel Wonne. Er würde sich von so manchen orthodoxen Kirchen mehr Engagement für die gesamt-orthodoxen Themen in Österreich erwarten. Sieben orthodoxe Kirchen gehören in Österreich der Bischofskonferenz an, wobei aber nur drei auch ihre Bischofssitze in Österreich/Wien haben: das Ökumenische Patriarchat, die russisch-orthodoxe Kirche und die serbisch-orthodoxe Kirche. Die Bischofssitze der vier anderen Kirchen (Patriarchat von Antiochien, bulgarisch-orthodoxe, rumänisch-orthodoxe und georgisch-orthodoxe Kirche) befinden sich in Deutschland. Die zuständigen Bischöfe reisen nur von Zeit zu Zeit nach Österreich.

Konflikt mit Moskau

Eine offene Wunde für die Orthodoxie in Österreich ist auch der Konflikt zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Moskau um die Ukraine. So hat Moskau 2018 alle offiziellen Kontakte zum Ökumenischen Patriarchat abgebrochen. Seither nimmt auch kein Vertreter der Russisch-orthodoxen Kirche an den Sitzungen der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich teil.

Metropolit Arsenios betonte dazu gegenüber Kathpress, dass Konstantinopel die Beziehungen zu Moskau nicht beendet habe. Er hoffe immer noch sehr, dass Moskau seinen einseitigen Schritt zurücknehmen werde. Dann sollte man miteinander in einen Dialog treten und die Probleme im Gespräch lösen. Ein positiver Höhepunkt in der Geschichte der Orthodoxen Bischofskonferenz war hingegen die gemeinsame Tagung mit der katholischen Österreichischen Bischofskonferenz im November 2019 in Wien, erinnerte der Metropolit.

Amtsjubiläum vorgefeiert

Das Amtsjubiläum des Metropoliten wurde bereits am 10. November im Rahmen eines Gottesdienstes in der Wiener orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale vorgefeiert. An der Feier nahm auch Metropolit Emmanuel von Chalcedon teil, die inoffizielle „Nummer Zwei“ des Ökumenischen Patriarchats. Der Metropolit überbrachte die Segenswünsche von Patriarch Bartholomaios.

Das jüngste Beispiel für die „Gastfreundschaft“ in Österreich war am 12. November eine Einladung der Metropolis von Austria und der griechischen Botschaft zu einem festlichen Konzert in den Wiener Stephansdom. Anlass war das 200-Jahr-Gedenken der Griechischen Revolution (1821-2021).

Arsenios Kardamakis wurde 1973 in Heraklion auf Kreta geboren. 2002 empfing er die Priesterweihe. Nach dem Tod von Metropolit Michael Staikos (18. Oktober 2011) wurde Kardamakis am 3. November 2011 von der Heiligen Synode des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel zum neuen Metropoliten von Austria und Exarch von Ungarn und Mitteleuropa gewählt. Er wurde am 30. November von Patriarch Bartholomaios zum Bischof geweiht und am 4. Dezember 2011 in Wien in sein Amt eingeführt.