Der ehemalige Erzbischof der Erzdiözese Paris Michel Aupetit
APA/AFP/Stephane de Sakutin
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Bericht über Affäre

Papst nimmt Rücktritt von Pariser Erzbischof an

Papst Franziskus hat das Rücktrittsangebot des Pariser Erzbischofs Michel Aupetit (70) angenommen. Aupetit bot vergangene Woche seinen Rückzug an, nachdem Medien über innerkirchliche Querelen und über eine angebliche Affäre mit einer Frau berichtet hatten. Eine Affäre wies Aupetit aber zurück.

Für die vorläufige Nachfolge setzte Papst Franziskus den emeritierten Erzbischof von Marseille, Georges Pontier (78), als Apostolischen Administrator „sede vacante et ad nutum Sanctae Sedis“ ein, wie der Vatikan am Donnerstag mitteilte. Damit verwaltet Pontier, der bis 2019 auch Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz war, bis auf Widerruf den verwaisten Bischofsstuhl in der französischen Hauptstadt.

Dem 70-Jährigen Aupetit, der seit 2018 als Bischof an der Spitze der Erzdiözese Paris stand, wird ein „mehrdeutiges Verhalten“ gegenüber einer Frau im Jahr 2012 vorgeworfen. Ein sexuelles Verhältnis, wie es das Magazin „Le Point“ zuletzt angedeutet hatte, wies Aupetit entschieden zurück. Er wolle aber „Spaltungen vermeiden, wenn ich selbst eine Quelle von Spaltungen bin“, sagte der Erzbischof vergangene Woche der Zeitung „La Croix“. Die Entscheidung legte er mit dem Rücktrittsangebot in die Hände des Papstes, er hoffte allerdings weiterdienen zu dürfen.

Vorwurf rigider Amtsführung

In der französischen Hauptstadt-Erzdiözese hatte es sei geraumer Zeit Spannungen gegeben, die Medien auch einer rigiden Amtsführung Aupetits zuschrieben. Beide Generalvikare hatten als Verwaltungschefs ihr Amt niedergelegt. Zudem wurden laut Medienberichten die Schließung des Pastoralzentrums von Saint-Merry und die Entlassung des Schulleiters von Saint-Jean de Passy „brutal“ durchgezogen.

Aufgrund einer E-Mail, die Aupetit 2012 noch während seiner Zeit als Generalvikar versehentlich an seine ehemalige Sekretärin geschickt haben soll, wurde gemutmaßt, dass dieser damals eine Affäre mit einer „einwilligenden erwachsenen“ Frau gehabt habe. Der Erzbischof räumte daraufhin ein, dass sein Verhalten der Frau gegenüber „möglicherweise mehrdeutig“ gewesen sei, was darauf hindeuten könnte, „dass es eine intime Beziehung oder sexuellen Verkehr gegeben habe“, was Aupetit aber nachdrücklich zurückwies. Er habe sich entschieden, so Aupetit, „sie nicht mehr zu sehen und habe sie informiert“. Er habe all dies auch im Frühjahr 2020 mit seinen Generalvikaren besprochen und die kirchlichen Behörden davon in Kenntnis gesetzt.

Rennommierte Erzdiözese

Der studierte Mediziner Aupetit wurde 2006 Generalvikar und 2013 Weihbischof in Paris. Papst Franziskus machte den Spezialisten für Bioethik-Fragen 2014 zum Bischof von Nanterre im Westen von Paris und 2018 überraschend zum neuen Pariser Erzbischof.

Die Erzdiözese Paris gehört zu den renommiertesten Diözesen der katholischen Weltkirche. Frankreichs Hauptstadt, in deren Einzugsgebiet heute rund 12,5 Millionen Menschen leben, wurde 1966 kirchlich neu aufgeteilt. Damals entstanden unter dem Dach der Kirchenprovinz Paris fünf neue Diözesen. Im Bereich der Erzdiözese Paris selbst leben heute gut 2,2 Millionen Menschen, davon sind rund 1,35 Millionen katholisch getauft, ein Anteil von 60 Prozent.