Feiertag

Maria Empfängnis: Der verkannte Feiertag

Wenige christliche Feste werden landläufig so häufig missverstanden wie „Mariä Empfängnis“. Es geht bei dem Feiertag um die Sündenfreiheit der Maria. In einem Video erklärt Weihbischof Stephan Turnovszky die theologische Bedeutung.

Um Missverständnissen abzuhelfen, bemüht sich die Erzdiözese Wien um Glaubensinformation im Internet: Sowohl auf der Website als auch im YouTube-Kanal der Erzdiözese wird klargestellt, dass es bei diesen gerade für Österreich bedeutsamen Fest am 8. Dezember nicht um die jungfräuliche Empfängnis Jesu durch Maria geht. Und auch nicht darum, „dass die natürliche Entstehung des Menschen in irgendeiner Weise makelhaft ist“.

Der offizielle Name von Maria Empfängnis lautet „Hochfest der ohne ‚Erbsünde‘ empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Die katholische Kirche bringt damit die Überzeugung zum Ausdruck, dass Maria seit ihrer Zeugung durch ihre Eltern von der „Erbsünde“ frei war. Laut dem apokryphen Jakobus-Evangelium bekommen Anna und Joachim, die Eltern von Maria, durch einen Engel verheißen, dass sie doch noch ein Kind bekommen werden, obwohl sie bis dahin unfruchtbar waren. Beide werden in vielen christlichen Traditionen als Heilige verehrt.

„Ohne Erbsünde“

An der späteren Gottesmutter Maria werde schon zum Zeitpunkt ihrer Zeugung Gottes Gnade erkennbar – „im ursprünglichen Sinn die unmittelbare, geschenkte Gottesbeziehung“, so die Erzdiözese Wien. Damit werde an Maria „vorweggenommen, was jeder Mensch durch den Glauben und die Taufe empfängt“.

Gemälde von Giotto, Marias Eltern Anna und Joachim vor dem goldenen Tor, zwischen 1303 und 1306
Public Domain/Wikimedia/Web Gallery of Art
Die „Großeltern“ Jesu, Anna und Joachim an der goldenen Pforte. Gemälde von Giotto um 1305.

Der österreichische „Jugendbischof“ Turnovszky wies auch darauf hin, dass dieses Fest eng verknüpft mit dem erst 1854 verkündeten Dogma von der „unbefleckten Empfängnis“ Marias (lateinisch immaculata conceptio) ist, aber schon wesentlich ältere Wurzeln in der Glaubensgeschichte hat. Der Tag der Zeugung Marias, exakt neun Monate vor dem Fest ihrer Geburt am 8. September, wird bereits seit dem Mittelalter feierlich begangen, seit 1477 gibt es dieses Hochfest in der Stadt Rom, seit 1708 wird es in der gesamten katholischen Kirche gefeiert. Es ist das letzte Marienfest im Kalenderjahr und das erste im Kirchenjahr.

„Erbsünde“ in die Gegenwart übersetzt bedeutet laut Turnovszky, die menschliche Tendenz zu einem „Hauptsache ich!“ – davon sei Maria frei gewesen. Es gehe aber nicht um eine persönliche Schuld, sondern eher um eine „Verwobenheit hinein in eine Welt, in der die Dinge nicht so laufen, wie Gott sie sich erträumt“.

Besondere Bedeutung in Österreich

In Österreich hat Maria Empfängnis eine besondere Tradition und ist ein gesetzlicher Feiertag. Kaiser Ferdinand III. rief Maria zum Dank für die Verschonung Wiens im Dreißigjährigen Krieg am 8. Dezember 1647 zur Schutzpatronin Österreichs aus und bestimmte den 8. Dezember als Festtag für das ganze Habsburger-Reich. Die Mariensäule am Hof in der Wiener Innenstadt zeugt davon. Von den Nationalsozialisten wurde der Feiertag abgeschafft, nach dem Ende des Krieges aber durch ein Volksbegehren wiedereingeführt.

Maria mit Kind und zwei Heiligen
Public Domain/Wikimedia/www.aiwaz.net
Ausschnitt aus Botticellis „Thronende Maria mit dem Kind und den beiden Johannes“

Seit 1995 ist es durch eine Änderung des Gesetzes über die Ladenschlusszeiten möglich, auch am 8. Dezember in vielen Geschäften einzukaufen. Dies sorgte in Zeiten vor den Lockdowns alljährlich für Konfliktstoff zwischen Wirtschaftstreibenden und Schützern der Sonn- und Feiertagsruhe.

Maria Empfängnis in TV und Radio

Im Fernsehen können Gläubige Maria Empfängnis am 8. Dezember in der Pfarre Weiz (Steiermark) mitfeiern; die Gottesdienstübertragung in ORF III aus der Basilika am Weizberg beginnt am Mittwoch um 10.00 Uhr, Zelebrant ist Pfarrer Anton Herk-Pickl. Zur selben Zeit beginnt in den ORF-Regionalradios die Übertragung der Messe aus dem Feldkircher Dom mit dem Vorarlberger Bischof Benno Elbs.

Auch in den anderen Domkirchen Österreichs wird das Hochfest feierlich begangen – unter Berücksichtigung der geltenden Coronavirus-Vorschriften. Die Messe mit dem Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz in Klagenfurt ab 10.00 Uhr wird auch via Livestream übertragen; dabei erklingt die „Jauntaler Marienmesse“ von Günther Antesberger, interpretiert von der Dommusik unter Domkapellmeister Thomas Wasserfaller.

Für die Teilnahme an Maria Empfängnis in Linz – zugleich Patrozinium des Mariendomes – mit Bischof Manfred Scheuer ist eine Anmeldung notwendig. Musikalisch gestaltet wird die Feier mit der Missa brevis von Alberich Mazak. Im Wiener Stephansdom beginnt das Hochamt mit Kardinal Christoph Schönborn um 10.15 Uhr, mitzuhören auch auf Radio Klassik Stephansdom; es erklingt die „Messe pour deux voix egales“ von Cecile Chaminade. Die traditionelle nachmittägliche „Immaculata-Feier“ wurde Coronavirus-bedingt abgesagt.