Strohstern auf dem Weihnachtsbaum
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„Christbaum essen“

Wie man klimafreundlich Weihnachten feiert

Derzeit ist viel vom Weihnachtsgeschäft die Rede, das gerettet werden soll. Denn die konsumintensive Weihnachtszeit ist für den Handel längst zum „5. Quartal“ geworden – mit negativen Folgen für Umwelt und Klima. Chancen für ein nachhaltigeres Fest gibt es aber viele: vom Festmahl über den Weihnachtsbaum bis zur Dekoration.

Nach den Weihnachtsfeiertagen fällt um 20 Prozent mehr Abfall an als im Rest des Jahres, die Festbeleuchtung sorgt für einen höheren Energieverbrauch, der Anstieg des Paketversands um die Weihnachtszeit schlägt zusätzlich auf die CO2-Bilanz. Natürlich ist die Klimakrise nicht gelöst, wenn alle Weihnachtsgeschenke in Zeitungspapier eingewickelt sind. Schließlich verursachen 100 Konzerne rund 70 Prozent aller CO2-Emissionen, und für mehr als die Hälfte der Konsumemissionen sind die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung verantwortlich. Daher ist für die Bewältigung der Krise in erster Linie die Politik gefragt.

Trotzdem: Gerade die Weihnachtszeit, traditionell auch Zeit der Besinnung, kann gerade im globalen Norden einen Anlass dafür bieten, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, welche ökologischen Folgen Alltagspraktiken und Traditionen nach sich ziehen und wie manche davon einfach verändert werden können.

Lebend-Christbäume bei einer Verkaufsstelle in Salzburg
APA/Barbara Gindl
Statt kaufen und wegwerfen: Lebendchristbäume sind eine ressourcenschonende Alternative

Christbaum essen

Ansetzen kann man schon beim Weihnachtsbaum: Beim Kauf eines Baums aus einer Christbaumkultur sind in Bezug auf Nachhaltigkeit zwei Punkte ausschlaggebend: Regionalität, erkennbar an der Schleife am Baum, und Verzicht auf Kunstdünger und Pestizide. Letzteres muss direkt bei den Anbietenden erfragt werden, ein einheitliches Siegel für Biochristbäume gibt es hierzulande nicht.

Alternativ zu herkömmlichen Entsorgungsarten kann der zerkleinerte Baum nach der Weihnachtszeit im Garten als Mulchschicht oder Frostschutz verwendet werden. Die Nadeln eines Biochristbaums können zu einem Badezusatz oder Duftöl weiterverarbeitet und sogar problemlos gekocht, geröstet und verzehrt werden – als Beilage, Tannentee oder Tannensalz.

Christbaum mieten

Bei der Absicht, einen lebenden Christbaum im Topf zu kaufen und später im Garten einzupflanzen, ist die Pflege besonders wichtig. Und der Baum sollte schon im Topf gezüchtet worden sein, sonst sind die Überlebenschancen sehr gering.

Christbäume können in Österreich aber auch gemietet werden, was wohl die nachhaltigste Möglichkeit ist, sich eine grüne Tanne ins Wohnzimmer zu holen: Der Christbaum im Topf kann nach der Weihnachtszeit zum Anbietenden zurückgebracht und im nächsten Jahr wiederverwendet werden. Wenn es nicht unbedingt die klassische Tanne sein muss, kann auch eine Zimmerpflanze mit ein bisschen Dekoration zum Weihnachtsbaum umfunktioniert werden – oder ein Holzgestell, das in den kommenden Jahren wiederverwendet wird.

Leere Gläser für Kerzen
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Mit leeren Gläsern und Wachs aus alten Kerzen sind neue Kerzen selbst schnell gemacht

Stromfresser Beleuchtung

Kochen, Fernsehen und nicht zuletzt die Festtagsbeleuchtung: Über die Feiertage steigt der Energieverbrauch erheblich. Bei Lichterketten kann auf LED-Lampen zurückgegriffen werden, sie haben um einen 80 Prozent geringeren Energiebedarf als herkömmliche Lampen. Ansonsten gibt es mittlerweile auch mit Solarenergie betriebene Lichtdekoration für draußen.

Wer umweltschonend beleuchten will, sollte auf Kerzen ohne Palmöl und Paraffin, ein Abfallprodukt der Erdölindustrie, setzen. Zum Einsatz kommen können hier Kerzen aus Bienenwachs, Rapswachs oder nachwachsender Biomasse. Außerdem können Kerzen recht einfach selbst hergestellt werden – dazu kann man gleich die Kerzenreste aus dem Vorjahr verwenden, Anleitungen wie das geht, gibt es im Internet viele.

Natur statt Glitzer

Der Effekt des weihnachtlichen Glanzes und Glitzer wird oft durch umweltschädliches Aluminium oder Plastik hervorgerufen – das gilt auch für Verpackungsmaterial, das oft mit Kunststoff beschichtet ist. Statt Lametta und Co. aus der Massenproduktion können Äpfel, Nüsse, Eicheln, Mistelzweige, Hagebutten und unterschiedliche Zapfenarten als Dekoration für Weihnachtsstimmung sorgen – vieles davon ist bei einem Spaziergang durch den Wald auffindbar.

Am Weihnachtsbaum können Papierstreifen oder Strohgirlanden Lametta ersetzen. Aus Papier und Stroh können außerdem auch Weihnachtssterne gebastelt werden, zum Beispiel mittels Scherenschnitt – auch dazu finden sich einfache Anleitungen etwa hier auf YouTube. Es gibt aber auch einige österreichische Manufakturen, die nachhaltige Weihnachtsdekoration herstellen – diese kann man dann in den nächsten Jahren wiederverwenden.

Weihnachtsdekoration aus Stroh: Strohengel und Strohsterne
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Strohsterne und Strohengel machen am Weihnachtsbaum eine schöne Figur

Geschenke in bemalte Schuhkartons

Nachhaltige Geschenkbänder sind zum Beispiel Trockenblumen oder Garn. Das Siegel „Blauer Engel“ zertifiziert zu 100 Prozent recyceltes Geschenkpapier und bietet einen Anhaltspunkt zum Kauf von nachhaltigem Geschenkpapier.

Zeitungspapier, Stofftaschen, bemalte Schuhkartons, Schals oder Tücher sind überdies mögliche alternative Verpackungsmaterialien. Das japanische Furoshiki zeigt, wie Stoffe zu Verpackungen gebunden werden können – Anleitungen finden sich im Internet, etwa hier auf YouTube.

Veganes Weihnachtsessen

Österreich ist ein Land der Fleischesser: 65 Kilo Fleisch pro Kopf und Jahr verzehren wir hierzulande, EU-weit ist Österreich damit auf Platz drei, weltweit auf Platz 15. Durch den Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukte lässt sich der persönliche CO2-Fußabdruck um bis zu 73 Prozent reduzieren. Er ist einer der größten Hebel, um den individuellen ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

Ein veganes Festtagsessen, wie zum Beispiel Pilzgulasch, trägt damit auch wesentlich zu nachhaltigeren Weihnachten bei und ist für manche vielleicht ein Anfang, den Konsum von tierischen Produkten vielleicht auch zukünftig zu begrenzen oder gänzlich darauf zu verzichten. Beim veganen Backen können Eier, Milch und Butter durch Leinsamen und pflanzliche Milchprodukte ersetzt werden, Anregungen dafür gibt es im Internet viele – etwa auf dem Foodblog von Bianca Zapatka.

Vegane Kekse zu Weihnachten
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Backen ohne tierische Produkte reduziert den eigenen CO2-Fußabdruck

Regionale Anbieter unterstützen

Je weniger ressourcenintensiv und je regionaler, desto nachhaltiger ist das Weihnachtsgeschenk. Nunu Kaller, österreichische Aktivistin und Publizistin, hat im Laufe des ersten Lockdowns eine „Alternative Ladenliste“ erstellt, die einen Überblick über heimische Händler mit Onlineshop bietet. Das ist besonders in Pandemiezeiten von Bedeutung – genauso wie die Unterstützung der heimischen Kunst- und Kulturszene.

Das geht zum Beispiel durch das Verschenken von Theaterabos oder Konzerttickets. Eine weitere Möglichkeit ist, Spenden oder Waldpatenschaften zu schenken. Oder: Zeit. Zum Beispiel für gemeinsame Ausflüge, einen Museumsbesuch, einen Töpferkurs oder gemeinsames Kochen. Wer zu Weihnachten auch andere für die Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit begeistern möchte: 2021 hat die „Fridays For Future“-Aktivistin Katharina Rogenhofer das Buch „Ändert sich nichts, ändert sich alles“ geschrieben.

Klimaschutz als Vorsatz

Eine klima- und umweltfreundliche Veränderung der Festtagstraditionen kann auch zu einem Gespräch im Kreis von Freunden und Familie darüber führen, wie in Zukunft gemeinsam ein Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise geleistet werden kann. Ein möglicher Jahresvorsatz: zivilgesellschaftliche Projekte unterstützen, die sozial-ökologische Ziele verfolgen.

Denn die voranschreitende Individualisierung ist Teil der Krise – aber um gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken, braucht es Viele. Und wie die oft immer gleichen Neujahrsvorsätze jedes Jahr beweisen: Gemeinsam fällt es sicher leichter, Vorsätze tatsächlich umzusetzen.