„Held“ gestorben

Weltweite Trauer um Tutu

Nach dem Tod des weltbekannten südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers, Menschenrechtlers und emeritierten Erzbischofs Desmond Tutu wird in Südafrika eine Woche der Trauer stattfinden. Dass die Welt mittrauert, zeigen die Reaktionen auf Tutus Tod: Es sei ein „Gigant“, „Held“ und „Freund“ gestorben.

Bereits zu Mittag waren auf TV-Bildern Menschen zu sehen, die Blumen vor Tutus Denkmal in Kapstadt Waterfront niederlegten. Die Stadtverwaltung will als Verbeugung vor Tutus Vermächtnis in den kommenden Tagen das Wahrzeichen der Stadt – den alles überragenden Tafelberg – im bischöflichen Violett anstrahlen. Die Planungen für eine „Woche der Trauer“ stünden noch am Anfang, teilte Desmond Tutus Stiftung am Sonntagabend mit. Es seien mehrere Veranstaltungen zu Ehren des Anti-Apartheid-Kämpfers vorgesehen. Die Flaggen an öffentlichen Gebäuden des Kap-Staates werden auf halbmast gesetzt.

Die Glocken der anglikanischen St. George’s-Kathedrale in Kapstadt sollen zum Gedenken an Tutu von Montag bis Freitag jeweils mittags zehn Minuten lang läuten. Für Mittwoch ist ein Gottesdienst zu Ehren des früheren Erzbischofs geplant. Am Freitag soll Tutus Leichnam dann in der Kathedrale aufgebahrt werden. Erzbischof Thabo Makgoba leitet schließlich am Samstag die Trauerfeier für Tutu. Der Verstorbene wird am 1. Jänner beigesetzt.

Erzbischof Desmond Tutu
APA/AFP/Jennifer Bruce
Desmond Tutu wird auf der ganzen Welt betrauert

Zahlreiche Menschen angekündigt

Sie werden um 10.00 Uhr Ortszeit in Kapstadts St. Georgs-Kathedrale beginnen, kündigte Erzbischof Makgoba am Montag auf einer Pressekonferenz an. Am Vortag werde den Menschen Gelegenheit gegeben, sich dort vom aufgebahrten Tutu verabschieden zu können. Seine Asche soll später in einem Mausoleum innerhalb der Kathedrale beigesetzt werden.

Bisher hätten mehr als 400 Menschen bereits angekündigt, an der Beisetzung teilnehmen zu wollen. Allerdings lassen die Coronavirus-Restriktionen lediglich Ansammlungen von bis zu 200 Menschen zu. Auch in den Nachbarländern Namibia, Botswana, Lesotho oder eSwatini werde es Gedenkveranstaltungen geben.

Internationale Politik würdigt Tutu

Nach der Nachricht vom Tod Tutus meldeten sich zahlreiche internationale Politiker zu Wort, um den Verstorbenen zu würdigen – darunter der britische Premierminister Boris Johnson, der französische Präsident Emmanuel Macron sowie der US-Präsident Joe Biden.

Er sei „untröstlich“, erklärte Biden am Sonntag. Das Vermächtnis des Anti-Apartheid-Kämpfers werde „in allen Zeiten nachhallen“. In Österreich lobten Präsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) den Einsatz Tutus für Menschenrechte.

Vorbild für afrikanische Führer

Europaparlamentspräsident David Sassoli und EU-Ratspräsident Charles Michel nannten Tutu einen „Giganten“ im Kampf gegen Apartheid. Deutschlands Präsident Frank-Walter Steinmeier betonte, Tutus unerschütterliches Engagement sollte allen Vorbild sein, „uns unablässig gegen Rassismus und Ungleichbehandlung zu engagieren“. „Desmond Tutu hat entscheidend zur Beendigung der Apartheid in Südafrika beigetragen“, erklärte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz.

Kenias Präsident Uhuru Kenyatta sagte über den Friedensnobelpreisträger: „Mit seiner herausragenden Arbeit im Laufe der Jahre als Geistlicher, Freiheitskämpfer und Friedensstifter inspirierte Erzbischof Tutu eine Generation afrikanischer Führer, die seine gewaltlosen Ansätze im Befreiungskampf unterstützten.“

Dalai Lama: „Freundschaft geschätzt“

Anerkennung für den Anti-Apartheid-Kämpfer kam auch aus der Welt der Religionen – über Konfessionen und Religionszugehörigkeiten hinweg. Papst Franziskus, Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, reagierte mit Trauer auf den Tod Tutus. Kapstadts anglikanischer Erzbischof Thabo Makgoba schrieb über Tutu: „Er nahm Gott, Gottes Willen und Gottes Schöpfung todernst“.

Der Dalai Lama betonte die Freundschaft und das spirituelle Band zwischen ihm und Tutu. „Das war etwas, das wir sehr geschätzt haben“, so der buddhistische Mönch und spirituelles Oberhaupt der Tibeter. „Erzbischof Desmond Tutu war ganz dem Dienst an seinen Brüdern und Schwestern zum Wohle der Allgemeinheit verpflichtet. Er war ein wahrer Humanist und ein engagierter Verfechter der Menschenrechte.“

Südafrika: Trauer nach Desmond Tutus Tod

Erzbischof Desmond Mpilo Tutu, Friedensnobelpreisträger und Südafrikas Ikone im Kampf gegen die Apartheid, ist tot. Er starb im Alter von 90 Jahren. Tutu galt in Südafrika als moralische Instanz. Die Trauer um ihn ist groß.

„Held“ gestorben

Neben Beileidsbekundungen von Politikern aus aller Welt und religiösen Führungspersönlichkeiten gab es auch Reaktionen aus der Künstlerwelt, der Tutu stets sehr verbunden war.

Die in Südafrika geborene Hollywood-Schauspielerin Charlize Theron etwa würdigte Tutu im Kurznachrichtendienst Twitter als „ECHTEN Helden, einen moralischen Kompass für uns alle.“ „Für viele in Südafrika und auch der Welt war sein Leben ein Segen“, schrieb Tutus Stiftung. Er sei ein außergewöhnlicher Mensch gewesen.

Tutu lebte Versöhnung

Der prominenteste Geistliche des Landes war am Sonntag im Alter von 90 Jahren gestorben. Gemeinsam mit Nelson Mandela hatte er gegen das rassistische Apartheidsystem gekämpft, das am Kap die weiße Dominanz festschreiben wollte. Nach deren Fall war der am 7. Oktober 1931 in Klerksdorp bei Johannesburg geborene Tutu einer der Verfechter der Aussöhnung zwischen Schwarzen und Weißen.

Ob Apartheid oder andere Ungerechtigkeiten: Tutu fand stets klare Worte. Als anglikanischer Geistlicher wurde er zur Stimme des Widerstands und erhielt 1984 für seinen gewaltlosen Einsatz gegen das Apartheidregime den Friedensnobelpreis. Er war jahrzehntelang das moralische Gewissen Südafrikas.