Regenwald

„Amazonien retten“: Katholischer Appell an Politik

Unter dem Motto „Amazonien retten – Indigene Völker unterstützen und Regenwald schützen“ haben sich katholische Laienverbände und Hilfsorganisationen an die Politik gewendet und auf die dramatische Situation in Lateinamerika und konkret in Amazonien hingewiesen.

Die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien, Katholische Jungschar, Welthaus, Sei so Frei, das Hilfswerk „Bruder und Schwester in Not“ und die Katholische Männerbewegung hatten am Montagnachmittag ein Online-Gebetstreffen arrangiert – ein „politisches Neujahrsgebet“, bei dem sie ihrer gemeinsamen Forderung nach politischen Maßnahmen auf österreichischer und internationaler Ebene Ausdruck verliehen.

In der Petition wird die brasilianische Regierung aufgefordert, die Zerstörung des Regenwaldes zu stoppen und die Rechte der indigenen Völker im Gesundheits- und Bildungsbereich sowie auf ihre Territorien in Amazonien zu respektieren. Auch an die Politik in Österreich wird appelliert: So solle der Nationalrat eine internationale Konvention zur Stärkung der Rechte von Indigenen ratifizieren. Die Bundesregierung wiederum wird aufgefordert, ein Lieferkettengesetz für Österreich zu erarbeiten.

Raubbau „in vollem Gang“

Der Raubbau an Amazonien sei im vollen Gang, warnten die Hilfswerke – verkörpert bei dem „politischen Neujahrsgebet“ von den Heiligen Drei Königen, die statt Gold, Weihrauch und Myrrhe eine Aludose, eine Zeitung und einen Benzinkanister in Händen hielten, um auf klimaschädliches Konsumverhalten und dessen Folgen insbesondere für die Menschen und die Natur in Amazonien hinzuweisen. Der Regenwald in Brasilien brenne oder werde abgeholzt: für Sojaanbau als Futtermittel für Massentierhaltung, für Weideflächen für den Rindfleisch-Export, Schlägerungen von Edelhölzern oder für die Produktion von Palmöl und Papier.

Abgholzte Teile im amazonischen Regenwald
APA/AFP/Raul Arboleda
Mehrere katholische Organisationen fordern die Politik auf, den Regenwald, seine Bewohnerinnen und Bewohner und das Klima zu schützen

Das Schicksal von Amazonien sei untrennbar mit den Landrechten der indigenen Völker verbunden, heißt es in der Petition, zu deren Unterstützer auch Bischof Erwin Kräutler zählt: „Die indigenen Völker von Amazonien schützen und verteidigen mit ihrer Lebensweise den Regenwald vor weiterer Zerstörung. Mit der Stärkung ihrer Rechte ist ihr Überleben gesichert, aber auch der Fortbestand des Regenwaldes und damit konsequenter Klimaschutz.“

Agrarindustrie fordert Rechtsbruch

Unter der Regierung des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro hat seit Ende 2018 die Abholzung in Amazonien deutlich zugenommen. Bolsonaros Regierung begünstige eine „skrupellose wirtschaftliche Ausbeutung des Regenwaldes“ und ignoriere die Rechte der Indigenen.

So fordert die Agrarindustrie die Aufkündigung der von Brasilien 2002 ratifizierten Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der einzigen verbindlichen internationalen Konvention zum Schutz der indigenen Völker. Das Übereinkommen garantiert indigenen Völkern ihre Rechte auf Erhalt der kulturellen Identität, Sprache und Religion sowie das Recht auf Beteiligung an staatlichen Entscheidungen über Land und Ressourcen. Auch Präsident Bolsonaro strebt die Aufkündigung der Konvention an. Im brasilianischen Kongress wird ein Gesetzesentwurf dazu beraten.

Lieferkettengesetz für Österreich

Weltweit haben bisher 24 Staaten die ILO-Konvention ratifiziert, zuletzt Deutschland, wo das Übereinkommen im Juni 2022 in Kraft tritt. „Amazonien retten“ fordert, dass Österreich hier mitzieht und der Nationalrat den Beitritt zu der Konvention beschließt. Eine Ratifikation stärke international die Rechte indigener Völker, den Regenwald und das Weltklima, heißt es in den Forderungen der Unterschriftenaktion.

Erinnert wird darin außerdem, dass die Ausbeutung des Regenwaldes unter Beteiligung europäischer Konzerne und Financiers stattfindet. Die österreichische Bundesregierung müsse daher einen rechtlichen Rahmen schaffen, damit österreichische und europäische Unternehmen für ihre Lieferkette in Verantwortung genommen werden.