Eine Rose auf einem Gedenkstein
APA/dpa/Martin Schutt
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International

Holocaust-Gedenktag: Erinnern für die Zukunft

Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hat anlässlich des Holocaust-Gedenktags am Donnerstag dazu aufgerufen, antisemitischen Tendenzen entschieden entgegenzutreten. Das Erinnern dürfe nicht aufhören, „denn ohne Erinnerung gibt es weder eine Überwindung des Bösen noch Lehren für die Zukunft“.

Am Tag des Gedenkens an die Befreiung von Auschwitz dürfe es nur ein Motto geben: „Niemals vergessen“. Am 27. Jänner jährt sich die Befreiung des nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 77. Mal. Der Name Auschwitz sei das Symbol für den aus einem absurden Rassenwahn abgeleiteten Massenmord an den Juden Europas, so der ÖRKÖ-Vorstand in einer auf der Website des Ökumenischen Rates veröffentlichten Erklärung.

Papst Franziskus gedachte am Mittwoch der Millionen im Holocaust ermordeten Jüdinnen und Juden. Dieser Mord dürfe niemals vergessen werden und diese „unglaubliche Grausamkeit“ dürfe sich nie wiederholen, sagte der 85-Jährige bei der Generalaudienz im Vatikan. Zugleich rief er alle, vor allem Lehrer und Familien, dazu auf, auch künftigen Generationen von diesen Schrecken zu erzählen. „Damit eine Zukunft aufgebaut werden kann, in der die Menschenwürde nicht mehr mit Füßen getreten wird“, so Franziskus.

„Ideen von Blut und Rasse“

Der ÖRKÖ verweist in seiner Erklärung auch darauf, dass sich vor wenigen Tagen zum 80. Mal die Wannsee-Konferenz jährte, bei der beschlossen wurde, alle Jüdinnen und Juden Europas zu ermorden. Das erschreckende dabei: „Die führenden Köpfe, die sich in Wannsee trafen, waren teilweise Akademiker, gebildete und kultivierte Männer um die 40. Was sie verbunden hat, war die Überzeugung, dass es eine germanische Rasse gebe, die allen anderen überlegen wäre. Das absolute Feindbild war der Jude und das Judentum, das ausgelöscht werden müsste.“

Solche Ideen von Blut und Rasse und „dem Juden, der die Welt bedroht und die Weltherrschaft anstrebt“, seien leider keine Relikte einer längst vergangenen und überwundenen Zeit, „sondern geistern auch heute durch die Sozialen Medien und werden von gewissen Gruppen der Coronaleugner und Neonazis verbreitet“.

Recht auf menschenwürdiges Leben

Diesem Missbrauch Sozialer Medien und den menschenfeindlichen und menschenverachtenden Ideologien gelte es mit aller Kraft entgegenzutreten, so der ÖRKÖ-Vorstand. Es gehe immer wieder von Neuem darum, „den Menschen von heute und den kommenden Generationen die zentrale Bedeutung von Begriffen wie Menschenwürde, Menschenrechten, Demokratie oder Rechtsstaat bewusst zu machen“. Jeder Mensch habe dieselbe Würde und das Recht auf ein menschenwürdiges Leben.

Zwei Drittel der europäischen Jüdinnen und Juden fielen dem Naziregime zum Opfer. Aber auch Roma und Sinti wurden als „rassisch minderwertiges Volk“ mit kriminellen Gewohnheiten klassifiziert und bis zu 250.000 von ihnen wurden europaweit getötet. Ermordet wurden ebenso viele behinderte Menschen („genetisch defekt"). Zu den Verfolgten, Inhaftierten und Hingerichteten gehörten aber auch Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Personen, die als „asozial“ galten.

Mit der internationalen #WeRemember"-Kampagne zum Holocaust-Gedenktag erinnert der Jüdische Weltkongress in den Sozialen Medien an die Opfer des Genozids. An der Kampagne kann sich beteiligen, wer ein einfaches Papierschild mit der Aufschrift „#WeRemember“ anfertigt, sich damit fotografiert und das Foto in den Sozialen Medien teilt.

17 Mitglieder im ÖRKÖ

Dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) gehören 17 Kirchen an: die Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-apostolische Kirche, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche H.B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und Syrisch-Orthodoxe Kirche. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, der Bund der Baptistengemeinden und die Neuapostolische Kirche sind „Mitglieder mit beratender Stimme“. Weitere Institutionen bzw. Organisationen besitzen Beobachterstatus.