Ukraine

Vatikan kritisiert kalkuliertes Kriegsszenario

Bei einem Friedensgebet für die Ukraine in Rom hat der vatikanische Außenminister, Erzbischof Paul Gallagher, ein „kalkuliertes und systematisch“ betriebenes Kriegsszenario kritisiert.

Es sei traurig zu sehen, wie ganze Völker von Leid zerrissen werden, nicht durch Ursachen, „die außerhalb menschlicher Verfügung“ lägen, „sondern die kalkuliert sind und systematisch betrieben werden“, sagte der vatikanische Chefdiplomat bei einem Abendgebet in der Basilika Santa Maria in Trastevere.

Angesichts eines solchen Szenarios, das in diesen Tagen verbreitet wird, so Gallagher weiter, „können wir nicht anders, als uns alle einer Niederlage unserer Menschlichkeit einzugestehen“. Gleichzeitig bleiben alle Menschen verantwortlich für die Förderung des Friedens.

Friedensgebet-Aufruf des Papstes

„Wir sind Geschwister sowohl jener, die Konflikte verursachen, wie jener, die unter ihren Folgen leiden“, mahnte der britische Kurienerzbischof. Das Abendgebet der Gemeinschaft der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio folgte einem Aufruf des Papstes vom Sonntag. Franziskus hatte dazu aufgerufen, an diesem Mittwoch um Frieden für die Ukraine zu beten.

Die Menschen mögen mehrfach im Laufe des Tages ein Vaterunser zu beten; „das Gebet, das uns zu Geschwistern macht“. Angesichts der Lage sei er sehr besorgt, hatte der Papst am Mittwochvormittag in seiner Generalaudienz im Vatikan wiederholt.

EU-Bischöfe mahnen zu Deeskalation

Auch die Kommission der katholischen Bischöfe bei der EU äußerte sich besorgt über die wachsenden Spannungen im Ukraine-Konflikt und warnte vor militärischen Schritten. Eine Eskalation der Worte und Taten setze den Frieden in ganz Europa und darüber hinaus aufs Spiel, mahnte der Kommissionsvorsitzende der COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, am Mittwoch in Brüssel. Eine Militärinvasion und ein bewaffneter Konflikt hätten furchtbares menschliches Leid zur Folge und würden die über Generationen aufgebauten Errungenschaften von Frieden und Stabilität in Europa auf lange Zeit zunichtemachen.

Krieg sei stets eine Niederlage für die Menschheit, sagte Hollerich unter Bezugnahme auf eine entsprechende Erklärung polnischer und ukrainischer Bischöfe. Er rief die beteiligten Seiten zu Deeskalation und Vertrauensbildung auf.

Für „kreative Wege der Verhandlung“

Eine friedliche und dauerhafte Lösung müsse auf Dialog und internationalem Recht gründen. Statt Stärke zu demonstrieren und eine Rüstungsdynamik zu fördern, solle die Staatengemeinschaft einschließlich der EU „kreative Wege der Verhandlung“ suchen, so Hollerich.

Russland hat an den Grenzen zur Ukraine nach Angaben Washingtons und Kiews mehr als 100.000 Soldaten zusammengezogen. Moskau weist den Vorwurf zurück, einen Militäreinsatz vorzubereiten. Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Russlands und der Ukraine waren am Mittwoch in Paris zu Verhandlungen über eine Lösung der Krise zusammengekommen.