„Er muss sich äußern, und er muss sich über seine Berater hinwegsetzen und im Grunde den schlichten, einfachen Satz sagen: ‚Ich habe Schuld auf mich geladen, ich habe Fehler gemacht, ich bitte die Betroffenen um Verzeihung.‘ Anders geht das nicht“, sagte Bätzing am Sonntagabend in der ARD-Talkshow „Anne Will“.
Auf die Frage, ob er glaube, dass Benedikt dies auch tun werde, sagte der Limburger Bischof: „Ich traue es ihm zu – wenn er es schafft, sich von Beratern zu distanzieren. Das ist nun wirklich eine Schwäche von Benedikt XVI., von Joseph Ratzinger, sich nicht immer mit den besten Beratern zu umgeben.“
Benedikt XVI. bestreitet Vorwürfe
Benedikt war in einem Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsvorwürfen im Erzbistum München und Freising Fehlverhalten vorgeworfen worden. Der 94-Jährige, der von 1977 bis 1982 Erzbischof in München war, bestreitet das aber. In einem wesentlichen Punkt räumte er vergangenen Montag ein, eine Falschaussage gemacht zu haben. Es geht dabei um seine Anwesenheit in einer Sitzung, in der über einen Missbrauchspriester gesprochen wurde. Die Falschaussage führte Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein jedoch auf ein redaktionelles Versehen zurück.
Klasnic: Kein Rang zu hoch für Entschuldigung
Die Leiterin der Unabhängigen Opferschutzkommission, Waltraud Klasnic, sagte in der ORF-Sendung „Orientierung“ am Sonntag: „Es gibt im Leben keinen Rang, der so hoch ist, dass man sich nicht entschuldigen kann.“ Laut dem Wiener Theologen Wolfgang Treitler zeigen die Vorgänge um das Münchner Missbrauchsgutachten eine Unfähigkeit, Schuld einzugestehen. Man könne und müsse von den Kirchenverantwortlichen „mehr moralische und religiöse Aufrichtigkeit“ erwarten, als nur die harten Fakten einzugestehen, so Treitler.
Theologe: Benedikt XVI. „soll weißes Gewand ablegen“
Laut dem Innsbrucker Theologen Roman Siebenrock braucht die römisch-katholische Kirche im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung eine tiefgreifende Reform und der in der Kritik stehende Benedikt XVI. solle sich komplett zurückziehen. Der emeritierte Papst solle sein weißes Papstgewand ablegen, ein normaler Priester sein und nur noch Joseph heißen, sagte Siebenrock in der „Tiroler Tageszeitung“ (Samstagausgabe). „Damit wird ein Zeichen gesetzt, wer jetzt wirklich der Papst ist. Und dass eine Bußänderung nicht nur mit Worten, sondern mit Taten geschehen muss.“
Schönborn: Klare Absicherung gegen Machtmissbrauch
Kardinal Christoph Schönborn sagte ebenfalls in der „Orientierung“, dass allen Formen des Missbrauchs ein Machtmissbrauch zugrunde liege, weswegen es in der Kirche eine „klare rechtliche Absicherung gegen Machtmissbrauch“ geben müsse. Angesprochen auf die Vorwürfe gegen Benedikt XVI. im Zuge des Münchner Missbrauchsgutachtens verwies der Wiener Erzbischof laut Kathpress erneut auf die Rolle Joseph Ratzingers in der „Causa Groer“.
„Im Fall meines Vorgängers war Kardinal Ratzinger in Rom unsere Stütze. Er hat verlangt, dass hier gehandelt wird. Und das war damals gar nicht so üblich“, so Schönborn wörtlich. Aus der Erfahrung mit der Thematik habe er gelernt, dass jede Form von Missbrauch – physisch, psychisch, sexuell oder geistlich – tiefe Wunden hinterlasse und die Heilung lange brauche. Zum kirchlichen Umgang mit Missbrauchsfällen betonte der Kardinal: „Es wird nicht mehr vertuscht werden, es darf nicht mehr vertuscht werden.“